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1860 - Goedda

Titel: 1860 - Goedda
Autoren: Unbekannt
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Jahrhunderten vernichtet worden, ebenso die Samenbänke. Auch gesunde Samenspender waren rar, doch das war nicht das Problem. Es fehlte vor allem an den technischen Voraussetzungen, um Soldaten in vitro zu erschaffen oder zu klonen.
    Aber es bestand Hoffnung. Bei seinem nächsten Halt auf seiner Inspektionstour würde Vel Tombass erfahren, ob es in Zukunft möglich sein würde, Soldaten in solchen Massen zu erzeugen, daß man die Säuger einfach würde überrennen und auslöschen können und dann den Rest, bis auf den letzten Krozz, Umam-Urra opfern könnte.
    Was für eine schöne Zukunftsvision!
    Vel Tombass bestieg die Fähre und steuerte sie in den Orbit hinauf. Trotz seines Schutzschirms würde er eine unangenehme Quarantäne in Kauf nehmen müssen, bis man sicher sein konnte, keinen Killervirus an Bord einzuschleusen. Man wollte ja nicht den Krozza - oder gar den eigenen Urahnen - einen späten Triumph bescheren.
    Der Admiral hätte sich natürlich die Prozedur der Quarantäne ersparen können, indem er Carrom einfach gemieden hätte.
    Aber so leicht wollte es sich Vel Tombass nicht machen. Er hielt sehr viel darauf, sich ab und an unter die kämpfenden Truppen zu mischen. Das hob die Moral.
    Siccombostarogo war eine Kuun. Eine von jenen Säugern, die ihre Jungen in Bauchtaschen mit sich trugen und darin versorgten, bis sie auf eigenen Beinen stehen konnten. Siccombostarogo hatte das Glück nie erfahren, ein eigenes Kind behüten zu dürfen. Sie war eine von wenigen Millionen ihrer Art, die überlebt hatten.
    Als sie geboren worden war, hatte der galaktische Krieg bereits sein volles Ausmaß erreicht. Mit drei Jahren war ihre Heimatwelt Uundra von einer Flotte der Bruderschaft der Nichtsäuger vernichtet worden, von jenen Wesen, die sich selbst Insedder nannten, von den humanoiden Völkern aber abfällig als „Quapuz" bezeichnet wurden. Freunde ihrer Familie hatten sie auf eines der wenigen Fluchtschiffe gebracht, und sie hatte aus dem All mit großen, verständnislosen Kinderaugen mit ansehen müssen, wie sich ihr Planet unter dem Bombardement der Garraner, Dunglos und Ornassos in einen Glutball verwandelt hatte.
    Man hatte sie mit den anderen überlebenden auf eine Kolonialwelt ihres Volkes gebracht. Dort hatte sie vier Jahre ihres jungen Lebens verbracht, bevor Evakuierungsschiffe der Scareiden gekommen waren, um die Bevölkerung in Sicherheit zu bringen.
    Noch während die Evakuierung lief, kamen die mächtigen Kriegsschiffe der Quapuz, verwandelten auch diesen Planeten in eine Gluthölle und zündeten die Sonne zur Nova. Es war nur eine von Hunderten künstlich erschaffener Novae.
    Die heimatlose Waise Kuun Siccombostarogo machte noch viele Zwischenstationen auf verschiedenen fremden Planeten, bevor sie eine Frau wurde. Und stets mußte sie weiterziehen, noch ehe sie hätte Fuß fassen können, weil diese Orte zu Kriegsschauplätzen wurden.
    Ab einem gewissen Alter begann sie Tagebuch zuführen und penibel festzuhalten, wann wo welche Welt von welcher Partei zerstört wurde und wie viele Milliarden dabei den Tod fanden. Siccombostarogo war sich nicht bewußt, daß sie eine Art Kriegstagebuch führte. Als sie bereits fast tausend zerstörte Welten und Sonnensysteme aufgelistet hatte, stellte sie ihre Aufzeichnungen ein. Sie war in ein Alter gekommen, wo Gefühle in ihr erwachten, die sie ganz wirr machten, die aber dennoch Sehnsüchte nach anderen Dingen als den Statistiken über Blut und Glut und Tod weckten.
    Diese Gefühle wurden vom Tagesgeschehen in unerreichbare Regionen ihrer Innenwelt verdrängt. Sie wurden hinweggespült von militärischen Berichten über triumphale Schläge gegen den Feind und bedauerliche Konterschläge gegen die eigene Allianz. Aber wie hieß es in den optimistischen Parolen?
    „Wir werden die Quapuz eines Tages besiegen. Wir werden diese stumpfen Tiere, die keine Gefühle haben und nur ihren Instinkten gehorchen, vernichten, mit Stumpf und Stiel ausrotten. Eines nicht mehr fernen Tages ..."
    Ein Ende des Krieges war jedoch nicht abzusehen. Siccombostarogo wurde eine Frau und sah ein, daß sie auf persönliches Glück verzichten und ihren Beitrag zur Arterhaltung - zur Erhaltung der Humanoiden allgemein leisten mußte. Und so trat sie in die Flotte ein und durchlief eine steile Karriere bis zur Raumschiffskommandantin.
    Nun war sie am Tötungsprozeß unmittelbar beteiligt. Aber das Töten fiel so leicht, weil es nur eines Knopfdrucks oder eines kurzen Befehls bedurfte.
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