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186 - Seelenjagd

186 - Seelenjagd

Titel: 186 - Seelenjagd
Autoren: A.F.Morland
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überhaupt die richtige Richtung eingeschlagen? Er lauschte, hörte aber nur das laute Klopfen des eigenen Herzens. »Calarb!« rief er gedämpft in die Dunkelheit. »Wo bist du?«
    Der Teufel antwortete nicht, aber McCarthy vernahm seinen rasselnden Atem und ging darauf zu.
    »Calarb?«
    »Hier«, kam es nun dünn durch die Nacht.
    McCarthy ging noch drei Schritte weiter, dann blieb er wieder stehen. Er glaubte, den Teufel erreicht zu haben. Calarb schien vor ihm auf dem Boden zu liegen. Beim nächsten Schritt hätte McCarthy ihn wahrscheinlich mit der Schuhspitze berührt.
    »Ich bin bereit, dir meine Seele zu überlassen«, sagte Thomas McCarthy fest.
    »G-u-t«, dehnte Calarb schwach. »Du erweist damit der Menschheit einen großen Dienst.«
    »Was muß ich tun?« wollte McCarthy wissen.
    »Hilf mir, aufzustehen«, verlangte der Teufel.
    Richard Hedren leckte sich draußen aufgeregt die Lippen. »Sie reden miteinander«, sagte er zu Paul Wynter.
    Dieser nickte. »Aber ich kann nicht verstehen, was sie sagen.«
    »Ich auch nicht.«
    McCarthy streckte die Hände vor und bückte sich. Würde Calarb blitzschnell zupacken und ihn töten? Täuschte er den völlig Entkräfteten lediglich vor?
    McCarthys Nervenstränge spannten sich. Seine Finger berührten eine kalte, lederne, runzelige Haut. Er zuckte wie elektrisiert zusammen, richtete sich aber nicht auf, sondern griff nach dem knochendürren, ausgemergelten Wesen.
    Calarb war nicht schwer.
    McCarthy stellte ihn auf die Füße und konnte nicht glauben, daß dieses Wesen in der Lage war, ihn zu töten. Er ließ den Dürren los und trat einen Schritt zurück.
    »Bist du bereit?« fragte Calarb heiser.
    »Wie wird es geschehen?« wollte McCarthy wissen.
    »Du wirst keinen Schmerz spüren«.
    versprach ihm der Teufel. »Streck deine Hand aus!«
    McCarthy gehorchte, und plötzlich hellte sich das Dunkel ein wenig auf. Er sah ein mumifiziertes, grauhäutiges Wesen mit großen Augen in tiefen Höhlen. Geschrumpfte Lippen vermochten die großen Zähne nicht zu bedecken.
    Der Hals war spindeldürr, die Schultern schmal. McCarthy verbarg seine Enttäuschung nicht. »Jemanden, der imstande ist, die Hölle auf den Kopf zu stellen, stelle ich mir anders vor.«
    »Es kommt nicht darauf an, wie man aussieht, sondern was man zu leisten imstande ist«, belehrte ihn Calarb. Strähniges Haar umgab seinen knöchernen Kopf.
    Auch er hob die Hand. Seine dünnen Teufelsfinger streckten sich der Menschenhand entgegen. McCarthy vernahm ein gespenstisches Knistern. Die Luft schien plötzlich mit einer starken Elektrizität geladen zu sein.
    Ein geheimnisvolles Spannungsfeld entstand zwischen den Fingern, und als sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, entlud sich die rätselhafte Kraft mit einem grellen Blitz, der zuerst von der Teufelshand zur Menschenhand zuckte und anschließend nach oben davonraste.
    ***
    Richard Hedren und Paul Wynter sahen den Blitz. Hedren zog die Luft scharf ein. »Soeben muß es passiert sein.«
    »Laß uns jetzt gehen!« drängte Wynter, doch dazu war Hedren nicht zu bewegen. Er wollte wissen, ob Calarb das Opfer angenommen hatte, ob McCarthy tatsächlich nicht mehr lebte. Er brauchte Gewißheit, konnte nicht einfach nach Hause gehen und so tun, als wäre nichts geschehen.
    Wynter entfernte sich ein Stück. Er wollte den Freund damit animieren, ihm zu folgen, doch Hedren schenkte ihm keine Beachtung.
    »Dann gehe ich eben allein«, sagte Wynter unruhig.
    Für Hedren war er schon nicht mehr da. Wynter eilte nach Hause, während Hedren von der Dunkelheit magisch angezogen wurde. Er wußte nicht, ob auch er sein Leben verlieren würde, wenn er den Park betrat, oder ob Calarb die eine Seele reichte.
    Er dachte nicht, handelte nur.
    Hinter den Büschen fand er den Freund. Hedren fuhr seit mehreren Jahren Krankentransporte. Er wußte, wie man schnell feststellen konnte, ob ein Mensch nur bewußtlos oder tot war.
    Thomas McCarthy war zweifellos tot.
    Calarb hatte ihm die Seele geraubt und war verschwunden. Wie viele Seelen brauchte der Teufel, um wiederzuerstarken? Mit dieser einen war es bestimmt nicht getan.
    Warum hatte Calarb nur eine Seele gefordert und nicht gleich drei? Dafür hatte Hedren nur eine Erklärung: Calarb konnte nicht zu viele Seelen auf einmal fressen; er mußte die von McCarthy zuerst »verdauen«, bevor er sich die nächste einverleiben konnte.
    Ungehindert verließ er den Park.
    Ein Wagen fuhr an ihm vorbei, er wandte rasch das
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