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1859 - Duell in der Traumblase

Titel: 1859 - Duell in der Traumblase
Autoren: Unbekannt
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wurde Jenseitsdreur in einen Hinterhalt gelockt.
    Dreur mußte mit einem fürchterlichen Schock fertig werden; es schien für eine Weile so, als ob Jenseitsdreur gestorben sei. Erst nach bangen Minuten stellte Dreur fest, daß der Geist seines Zwillings in körperlosem Zustand überlebt hatte.
    Jenseitsdreur war nicht bei Bewußtsein. Er konnte nichts dagegen tun, daß sein Geist sich aufzulösen begann. Wahrscheinlich merkte er es nicht einmal.
    An diesem Punkt war Dreur gefordert. Er begriff, daß mit dem Tod seines Zwillings auch Goedda nicht überleben konnte.
    Jenseitsdreur war ohne Bedeutung, er selbst war bedeutungslos - doch die Große Mutter mußte überleben.
    Er hätte jederzeit die Erde geopfert, die zwanzig Milliarden Menschen in den Tod geschickt, hätte ihm das einen Vorteil gebracht. Sterben mußten sie sowieso, also warum nicht jetzt?
    Dreur konnte den Vorteil jedoch nicht erkennen. Es war zu früh für Goedda, sie hatte das notwendige Stadium der Reife noch nicht erreicht.
    Statt dessen setzte er bei Jenseitsdreur an. Er mußte seinen Zwilling am Leben halten, koste es, was es wolle. Über den dimensionalen Kanal pumpte er alle Kräfte hinüber, die er besaß.
    Erwache, Jenseitsdreur! Nimm den Kampf auf! Akzeptiere den Tod nicht!
    Dreur sah sich einem Energiebedarf ausgesetzt, den er auf Anhieb nicht erfüllen konnte.
    Wie hält man ein Gespenst am Leben? Wie stabilisiert man eine Existenz, die verlöschen will?
     
    *
     
    Das Fahrrad besaß einen Streckenzähler, der gleichzeitig das Tempo anzeigte.
    Nach zehn Kilometern begann die Haut in seinem Nacken unruhig zu werden. Saedelaere hatte es mittlerweile auf einige Geschicklichkeit gebracht. Er kippte nicht mehr um, und er chauffierte das seltsame Gefährt, ohne vom Weg abzuirren. Deshalb konnte er die Nervosität nicht verstehen.
    „Was ist denn?" fragte er verärgert.
    Die Haut antwortete: „Ich weiß es selbst nicht genau."
    „Hat es mit dem Fahrrad zu tun?"
    „Nein."
    „Jenseitsdreur?" wollte er wissen, mit einemmal ebenfalls nervös. „Oder... ist etwa Jenseitsjack in das Gebiet eingedrungen?"
    „Nein. Ich weiß nicht, was es ist."
    Er fand es bald genug heraus. Saedelaere steuerte das Fahrrad bergan über den Schotterweg. Als er um eine Kurve bog, hörte die Straße plötzlich auf.
    Es war nicht so, daß der Weg hier endete - die Welt war zu Ende, von diesem Punkt an fehlte sämtliche Materie. Er konnte die Abbruchkante eine ganze Strecke weit nach links und nach rechts verfolgen.
    Im ersten Moment glaubte er zu träumen. Was, wenn er doch die ganze Zeit auf eine Illusion hereinfiel?
    Auf eine Spiegelung aus dem Unbewußten?
    Er weigerte sich, die Möglichkeit zu akzeptieren.
    Saedelaere schaute zurück, und da lag der rückwärtige Teil der Straße hinter ihm. Im Schotter zeichnete sich die Spur seiner zwei Reifen ab. Keine Illusion.
    Die Welt endete entlang einer schnurgeraden Linie.
    Während er noch hinsah, veränderte sich der Anblick. Aus dem Nichts tauchte geheimnisvolles Funkeln.
    Saedelaere erblickte ein irrlichterndes Feuerwerk. Er schaute auf einander durchdringende Kugeln, auf Seifenblasen von unbestimmbarer Größe.
    Damals, als er mit dem Rechner Dobrak und seinen Keloskern zu tun gehabt hatte, war er mit ähnlichen Erscheinungen konfrontiert gewesen. Saedelaere hatte keine Zweifel mehr, daß er in den Hyperraum schaute.
    Was sich da auftat, war ein direkter Blick ins fünfdimensionale Kontinuum.
    . Die Abbruchkante bewegte sich mit einemmal auf ihn zu. Der Hyperraum zehrte den Boden der Hohlwelt Meter für Meter auf.
    „Alaska, laß uns hier verschwinden", verlangte die Haut unruhig.
    „War es das, was du gerade eben gespürt hast? Dieses Hyperraum-Loch?"
    „Nein ... Etwas anderes. Aber ich habe trotzdem Angst."
    Ihm wurde kalt. In der Hohlwelt war es niemals sehr warm, doch in diesem Moment nahm er einen dramatischen Temperatursturz wahr. Zehn Grad minus. Vielleicht noch mehr. Saedelaere erwartete, die Dornsavanne sich mit Rauhreif bedecken zu sehen. Aber nichts passierte.
    Mit seinem Schutzanzug stellte der Temperatursturz keine Gefahr dar. Er zeigte jedoch an, daß das HyperraumLoch bestimmte physikalische Auswirkungen hatte. Die Auswirkungen reichten bereits in die Hohlwelt hinein.
    Das Vorrücken der Kante erfolgte mit rasanter Geschwindigkeit. Saedelaere wendete das Rad, stieg wieder auf und fuhr dem Hyperraum davon.
    Er spürte einen Sog, dem er nur schwer widerstehen konnte. Wenn er in den Bann der
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