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1853 - Im Zeichen von Thoregon

Titel: 1853 - Im Zeichen von Thoregon
Autoren: Unbekannt
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befördern.
    Dieses eine Mal hatte sich die geniale Wissenschaftlerin geirrt.
    Es waren Tausende von Galornen gekommen, um der Inbetriebnahme des Schachts beizuwohnen, obwohl es sich im Grunde noch um ein vielleicht gefährliches Experiment handelte. Maem Nagun war einer davon. Er hatte während der letzten fünf Monatemehrmals mit der Projektleiterin gesprochen und dabei von ihren Hoffnungen und Ängsten erfahren. Um der hoffnungsvollen Sache willen, das war ihm dabei klargeworden, hatte auch sie moralische Bedenken über Bord werfen müssen, wie es außer ihnen beiden wohl kaum einem normalen, friedlichen Galornen möglich gewesen wäre.
    Das, dachte er, einte sie. Vielleicht waren sie, in einem philosophischen Sinn, noch eine Art Bindeglied zwischen der einen - der wilden - und der anderen, friedlichen Art.
    Doch jetzt galt seine ganze Aufmerksamkeit dem Schacht und den Wilden. Er war skeptisch, und er behielt recht.
    Galornen waren keine Roboter. Der eine reagierte anders auf die Einnahme von Mitteln als der andere.
    Und so war es auch diesmal, wenn auch zum Glück nur in einem einzigen Fall.
    Einer der zehn Freiwilligen blieb plötzlich stehen, fast mit den anderen schon am Rande des Schachts.
    Die übrigen neun kümmerten sich nicht um ihn, bis das Unglück geschah.
    Er begann zu schwanken. Der massige blaue, buddhaartige Körper drohte zu stürzen. Dann bäumte er sich auf wie unter einem elektrischen Schlag. Der Galorne fing an, markerschütternd zu schreien.
    Maem Nagun hielt den Atem an und sah zu Aeltena Suux hinüber, die einige hilflos wirkende Schritte auf den Unglücklichen zuging.
    Jeder der vielen dichtgedrängten Umstehenden wußte, was der Vorfall bedeutete. Doch Flucht war jetzt nicht mehr möglich. Der Aggressive warf brüllend die Arme in den Himmel, brach zusammen und wälzte sich zuckend auf dem Boden.
    Dann fuhr es aus ihm heraus. Die Aggressiv-Quote löste sich von ihm ab und strahlte sich nach allen Seiten hin aus. Sie erfaßte die Schaulustigen, die reihenweise zusammenbrachen, aber auch die neun Artgenossen, die am Rand des Schachts standen.
    Maem Nagun hatte das schreckliche Gefühl, selbst in einen tiefen Abgrund gerissen zu werden. Eine Aura des Chaos und der Verzweiflung baute sich auf und vermischte sich mit ungebändigter Aggressivität, die zu früh frei geworden war.
    Er unterdrückte mit aller Kraft den Drang zum Toben, während um ihn herum Galornen am Boden lagen und Irrsinnsqualen ertragen mußten. Einige schlugen um sich.
    „Springt!" rief Aeltena Suux den neun aggressiven Galornen zu.
    Die Wissenschaftlerin behielt als einzige einen klaren Kopf, auch wenn sie genauso unter der furchtbaren negativen Ausstrahlung litt. Sie sah ebenfalls, wie einige der Schaulustigen in Raserei verfielen - eben noch friedliche Galornen mit großer Harmonie in ihrer Seele. Und sie befürchtete, daß die freigewordene Aggressivität die wilden Instinkte der anderen neun Freiwilligen noch einmal hochsteigen und sie ihren Entschluß zurücknehmen ließe.
    „Springt endlich! Dann seid ihr gerettet!"
    Dabei wußte sie es noch nicht einmal wirklich. Alles war bisher nur Theorie, und der Gedanke, womöglich Galornen für einen Versuch zu opfern, war ihr am Ende fast unerträglich geworden. Sie fühlte, wie ihre Glieder schwach wurden und Schwindel ihren Geist ergriff. Sie sah den Schacht und die neun Gestalten davor. Wenn sie jetzt nicht endlich hineingingen ...
    Und sie taten es.
    Der erste sprang mit einem lauten Schrei. Dann folgte der zweite, der dritte ...
    Am Ende war keiner von ihnen mehr oben.
     
    *
     
    Aeltena Suux bemerkte, daß die Zuschauer wieder zur Ruhe kamen. Anscheinend hatte es keine Verletzten gegeben, schon gar keine Toten. Das hätte sie sich niemals verziehen.
    Aber eigentlich versuchte sie sich nur vorzustellen, was kein Galorne sie auch nicht - jemals würde wirklich begreifen können; wie in dem Schacht der mentale. Magnet nach den abgespaltenen Aggressiv-Quoten der Wilden griff und sie gleichsam aus ihnen herausriß. Wie er sie in sich aufnahm und speicherte. Vielleicht konnte er sie neutralisieren, aber dessen war sich selbst die Hyperwissenschaftlerin nicht sicher.
    Minuten vergingen. Atemlos wartete sie darauf, daß die Geretteten in dem roten Transmitterkreis neben dem Schacht endlich wieder materialisieren würden. Das Warten wurde zur Qual.
    War das Experiment doch gescheitert? Hatte sie etwa neun Galornen in den Tod geschickt?
    Maem Nagun, der den Schock überwunden
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