Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1853 - Im Zeichen von Thoregon

Titel: 1853 - Im Zeichen von Thoregon
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hatte, las ihr die grausame Frage vom breiten Gesicht ab.
    Auch er wagte es kaum, Luft zu holen.
    Da endlich trat der erste Galorne aus dem Transmitterfeld - und brach zusammen. Die anderen, die ihm in kurzen Abständen folgten, stürzten über und auf ihn, bevor Hilfskräfte herbei waren und sie anhoben und auf Antigravtragen betteten.
    In der allgemeinen Aufregung überwand Nagun die Absperrung, die verhindern sollte, daß die Zuschauer das Experiment störten, und lief zu Aeltena Suux.
    Ich habe das Recht, dachte er, hieran teilzunehmen. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen.
    „Was ist mit ihnen?" fragte er sie. „Werden sie es überleben? Kann ich etwas tun?"
    Sie brach in seinen Armen zusammen und starb wenige Stunden später. Ihr Geist verstrahlte sich über das Feld der Schriften und tauchte ganz Gaalo in einen Taumel des Glücks. Ihr Körper verpuffte in einer majestätischen Lichterscheinung.
    Maem Nagun aber blieb am Leben und durfte in der folgenden Zeit beobachten, wie immer mehr Aggressive, die von den Propheten des Friedens auf ihren jeweiligen Welten oder an Bord ihrer kleinen Flotten bekehrt werden konnten, freiwillig nach Galorn kamen, um sich den Wissenschaftlern und dem Drachen anzuvertrauen.
    Einmal wieder von ihm durch den Transmitter „ausgespien", erholten sie sich langsam und wurden zu neuen, positiven Mitgliedern der Gesellschaft. Nach einem Jahr waren es über zweitausend, nach zehn Jahren das Zwanzigfache davon. Wer durch den Drachen vom Bösen befreit worden war, nahm entweder am Aufbau der neuen Gesellschaft teil oder zog als Missionar in den Weltraum und überzeugte mit seinem eigenen Beispiel.
    Je weniger die Wilden wurden und je zahlreicher die Friedfertigen, um so eher gelang ihnen die Überredung. Denn eines konnte kein Galorne gut sein: einsam und isoliert. Nur starke Charaktere brachten die Kraft dazu auf. Und jeder Aggressive sah, daß seine Art auf verlorenem Posten stand und der Tag kommen würde, an dem er allein war.
    Die Friedliebenden beeindruckten darüber hinaus mit ihrer Arbeit. Sie widmeten sich neben der geistigen Vervollkommnung dem technischen Fortschritt und schufen regelrechte Wunderdinge. Sie maximierten ihren Wohlstand. Die blauen Schirme ihrer weißen Eischiffe wurden weiter verbessert und waren bald tatsächlich so gut wie unbezwingbar.
    Ein größeres Problem als die sich noch sträubenden Aggressiven-Banden - feste Verbände gab es jetzt kaum mehr - stellten die Kinder dar. Dies war schon seit Londa Dads Zeiten so gewesen.
    Jedes von ihnen wurde als aggressives Wesen geboren, es gab keine Unterschiede zwischen den Nachkommen friedlicher und wilder Galornen. Manche Prediger des Friedens führte das in die Verzweiflung - mußten sie doch ständig wieder erkennen, daß in ihrem Volk die Aggressivität das Normale war und die Friedfertigkeit ein künstlich hergestellter Zustand.
    Abhilfe konnte auch hier durch das Kasch-Phee geschaffen werden. Doch die Kinder vertrugen nicht die hohen Dosen, die dazu nötig waren, die Aggressiv-Quote mit einemmal abzuspalten. Es gab viele Opfer, bevor man dazu überging, den Jungen und Mädchen das Hormon in kleineren Mengen und gewissen zeitlichen Abständen zu verabreichen bis man glaubte, daß sie nun bereit dazu wären, in den Schacht zu gehen.
    Manche kehrten nicht mehr lebend daraus zurück, oder der Transmitter an der Oberfläche spie geistig zerstörte Wesen aus. Hatten die Erwachsenen schon allergrößte Schwierigkeiten, nach der Rückkehr aus dem Schacht das völlige Fehlen eines bislang zu ihrer Existenz gehörenden Teiles von ihnen zu überwinden und in das neue Leben hineinzufinden, so war es bei den Kindern doppelt und dreifach so schlimm.
    Die Wissenschaftler zögerten die Gabe des Hormons immer weiter hinaus, zuerst bis zum zwanzigsten Lebensjahr, dann bis zum vierzigsten, aber auch das war keine Lösung.
    Maem Nagun kehrte fast hundert Jahre nach Aeltena Suux’ Tod in den Weltraum zurück, um den Missionaren zu folgen und sie zu unterstützen oder um Bekehrte nach Gaalo zum Drachen zu bringen. Auf sehr dünn bevölkerten Planeten, wo nicht die Gefahr eines großen Schadens für die Umwelt oder etwaige Eingeborene bestand, wurde das Kasch-Phee weiterhin vor Ort verabreicht. Wer es bekam, mußte sich an einen einsamen, sicheren Platz zurückziehen, weit genug von allem höheren Leben entfernt.
    Trotz aller Erfolge war es nicht so, als kapitulierten die Aggressiven bereits völlig. Dreihundert Jahre nach Aeltena
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher