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1847 - Schiff der verlorenen Seelen

1847 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 1847 - Schiff der verlorenen Seelen
Autoren: Jason Dark
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wollte sie nicht.
    Nicht weit entfernt gab es einen Graben. Breit war er nicht, doch die beiden Leichen passten hinein.
    Nacheinander schleifte Larissa sie dorthin. Sie rollte sie in die Vertiefung, wo sie übereinander fielen. Dann sann sie darüber nach, ob sie ihren Hunger tatsächlich stillen sollte. Sie hätte das Fleisch vertragen können, aber sie wusste auch, dass noch eine Aufgabe vor ihr lag. Sie wollte sich mit dem Mann treffen, der ihr etwas Bestimmtes zu sagen hatte. Danach wollte sie sehen, wie es weiterging.
    Mit gemessenen Schritten ging sie zurück zur Laterne. Das Licht brannte noch immer und hüllte sie ein. Sie war gut zu sehen, das allein zählte.
    Dann hörte sie eine Stimme.
    »Du bist wieder da?«
    Larissa drehte sich um. Hinter einem Baumstamm hatte der Mann gewartet.
    Jetzt trat er hervor.
    »Es ist nicht so glatt gegangen – oder?«
    »Wie meinst du?«
    »Da waren doch zwei Typen.«
    »Siehst du welche?«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Dann kannst du sie vergessen«, erklärte Larissa und lächelte kalt.
    »Wie du meinst.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fragte: »So, was hast du mir jetzt zu sagen?«
    »Dass alles gut läuft.«
    »Genauer.«
    »Reg dich nicht auf. Bleib cool. Es läuft alles wie am Schnürchen. Das Schiff konnte ablegen.«
    »Hört sich gut an. Wann wird es hier sein?«
    Der Informant hob die Schultern.
    »Wie? Du weißt es nicht?«
    »So ist es.«
    »Warum nicht?«
    »Meine Güte. Mit Seglern ist das so eine Sache. Ich kann dir nicht sagen, wann das Schiff in London einläuft. Tut mir leid, das ist so.«
    »Ich will auch keine genaue Uhrzeit wissen. Kann ich in der nächsten Nacht damit rechnen?«
    »Ja, kannst du.«
    »Dann ist es gut.«
    Der Informant schaute ihr ins Gesicht. »Kann ich dich etwas fragen?«
    »Ja.«
    »Warum wartest du auf das Schiff? Hat es etwas Besonderes geladen? Geht es darum?«
    »Was meinst du denn?«
    »Ich glaube daran.«
    »Dann ist es gut. Und du musst vergessen, dass wir uns hier getroffen haben.«
    »Ist schon klar.« Der Informant rieb seine Hände. »Dann sind wir ja quitt.«
    »Genau.«
    »Wenn du mich brauchst, dann weißt du ja, wie du mich finden kannst.«
    »Ich werde daran denken.«
    Der Mann war froh, verschwinden zu können. Er war kein überängstlicher Mensch, aber diese Frau, deren Mantel an der Vorderseite zwei Löcher aufwies, war ihm schon mehr als suspekt. Vor einer solchen Person konnte man sich leicht fürchten.
    Er hätte auch keine Sekunde länger bei ihr bleiben wollen. Er hatte ihr gesagt, was Sache war, den Rest musste sie allein erledigen.
    Der Mann blieb erst stehen, als er eine gewisse Entfernung hinter sich gebracht hatte. Er war recht schnell gelaufen und musste wieder zu Atem kommen. Der Weg, auf dem er stand, war mit Kieselsteinen bestreut. Er schaute zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Larissa war nicht zu übersehen. Sie hatte ihren Platz unter der Laterne verlassen und ging zu einer anderen Stelle, die nicht weit entfernt lag. Die Sicht wurde schlechter für ihn, und er wollte schon verschwinden, als er sah, dass sich Larissa umdrehte, etwas zu sich heranzog und sich danach ins Gras setzte.
    Was sie da tat, war nicht genau zu erkennen. Das Licht reichte nicht aus, aber der Zeuge sah, dass sie sich an etwas zu schaffen machte, und dieser Gegenstand hatte Ähnlichkeit mit einem menschlichen Körper.
    Nein, er hatte nicht nur Ähnlichkeit, es war ein menschlicher Körper, der da vor ihr lag.
    Das war verrückt. Er hatte nicht gesehen, woher sie ihn geholt hatte, aber was sie tat, das sah auch nicht eben gut aus. Er glaubte sogar, eine Waffe in ihrer Hand gesehen zu haben, und mit dieser Waffe stieß sie einige Male zu. Dann beugte sie sich nach vorn.
    Das war nicht normal.
    Das war so schlimm. Zumindest für den Beobachter, der jetzt auf den zuckenden Körper schaute und sich keinen Reim auf die Bewegungen machen konnte.
    Aber was er da sah, das gefiel ihm ganz und gar nicht. Und so merkte er, wie sein Herz schneller schlug. Einer derartigen Frau war er noch nie begegnet. Dabei war ihr Auftrag doch recht interessant gewesen. Sie hatte ihn gut bezahlt und sogar nach Norwegen geschickt, um dort alles zu checken.
    Das war ihm zwar ungewöhnlich vorgekommen, aber er hatte nie an ein Verbrechen gedacht.
    Nun dachte er anders darüber. Und er war froh, dass er seinen Auftrag erledigt hatte. Er traute der Frau nicht, obwohl sie ihn gut bezahlt hatte. Aber eine gute Bezahlung sagte nicht
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