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1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund
Autoren: Unbekannt
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wer?"
    Tonlos kam die Frage über ihre Lippen. Illie hatte den Atem angehalten. Wild hämmerte ihr Herz gegen die Rippen.
    Ihr Blick schweifte zu Pluto, der sie sanft mit der Schnauze anstupste.
    „Du hast recht, hier können wir nicht bleiben. Wir müssen noch weiter nach unten. Bevor die Stunde um ist."
    Die Uhr, die Ron ihr zum fünften Geburtstag geschenkt hatte, trug sie nur zu festlichen Anlässen.
    Ansonsten verspürte sie keine Notwendigkeit, sich von der Zeit gängeln zu lassen. Eigentlich wollte sie nie erwachsen werden, nur älter - das hatte sie sich fest vorgenommen.
    Ein scheibenförmiger roter Roboter schwebte heran. Es war zu spät, ihm auszuweichen.
    „Mist!" stieß Illie zerknirscht zwischen den Zähnen hervor. Gleich würde der Roboter fragen, was sie auf dieser Etage zu suchen hatte, und vermutlich würde er sie nach oben ... Er schwebte vorbei, wich ihr einfach aus und glitt tiefer in den Gang hinein. Eine Arbeitsmaschine, nicht auf den Kontakt mit lebenden Wesen programmiert. Ilara atmete erleichtert auf.
    Minuten später stieß sie auf den Hinweis zu einem Treppenschacht.
    Sie hatte Mühe, die schwere Tür aufzuwuchten, und schaffte es mit Mühe, hindurchzuschlüpfen. Ein dunkler, in ganz unergründliche Tiefe führender Schacht lag vor ihr. Der dumpfe Widerhall ihrer Schritte auf den stählernen Stufen hatte etwas Beklemmendes. Die spärliche Helligkeit reichte gerade aus, die nächsten zwei bis drei Stufen erkennen zu lassen.
    Zum erstenmal verspürte Illie ein unbehagliches Gefühl, ein wildes Kribbeln im Bauch. Sie mußte allen Mut zusammennehmen, und am liebsten wäre sie umgekehrt, aber irgendwo in dieser Finsternis, in der Abgeschiedenheit vom üblichen Trubel, lebten die Sternengeister.
    Das wußte sieohne zu fragen, woher sie dieses Wissen bezog. In den Märchen war von solchen Treppenschächten jedenfalls nie die Rede gewesen.
    Dreimal zwanzig Stufen zählte sie, dann führte eine schmale Galerie nach zwei Seiten. In der Luft lag das Geräusch arbeitender Aggregate.
    Ilara zögerte nur einen flüchtigen Augenblick, bevor sie sich nach rechts wandte, wo sie die schwache Reflexion mächtiger Rohrleitungen entdeckte. Sie nahm Pluto auf die Arme, weil der Hund immer wieder in den Gitterrosten hängenblieb.
    Unter ihr blinkte ein Meer von Lichtern. Illie gewahrte mehrere Arbeitsroboter, die von ihr aber keine Notiz nahmen. Mannsdicke Rohrstränge trafen hier von allen Seiten zusammen, vereinten sich und verschwanden im Boden. Unter der Decke verliefen die kantigen Schächte der Lufterneuerung. Dem Mädchen wurde allmählich klar, daß es sich im wahrsten Sinne des Wortes im „Bauch" des Wohnsilos befand. In den glänzenden Tanks erfolgte die Wiederaufbereitung von Trinkwasser. Schon mit drei Jahren hatte sie gelernt, wie wichtig es war, mit den Ressourcen eines Planeten sorgsam umzugehen - jedes Planeten, egal ob er Terra hieß, Olymp oder sonstwie. Intelligente Wesen versuchten, die Natur ihrer Welt im Gleichgewicht zu halten.
    Staunend blickte Ilara in die Runde. Ringsum gab es Neues und Imposantes zu sehen, doch ihr Blick verweilte nirgends; eine nie gekannte Unruhe hatte von ihr Besitz ergriffen. Es war wie Ameisen unter der Haut.
    Knisternd stieg ein Energieschlauch zur Decke empor. Sekunden später stürzte Unrat aus den Sammelbehältern herab, wurde von einer syntronischen Sortierstelle getrennt und zur Weiterverarbeitung transportiert. Ein modriger Geruch erfüllte die Luft.
    „Wir müssen ihn suchen, Pluto", murmelte Ilara, die ihren Robothund immer noch auf den Armen trug.
    „Ich weiß, daß der Geist in der Nähe ist. Ich spüre es."
    Der Pudel blickte sie aus seinen schwarzen Knopfaugen treuherzig an, aber er verstand nicht. Sein Chip war nur auf eine bestimmte Anzahl von Befehlen und Redewendungen geeicht.
    „Ein richtiger Hund würde Witterung aufnehmen und mir helfen", schimpfte Ilara unvermittelt. „Aber du? Du läßt dich herumtragen."
    Pluto legte den Kopf schräg, schien ihren Worten zu lauschen.
    „Ich bin ärgerlich", fuhr Illie fort. „Ich frage mich, warum ich dich überhaupt mitgenommen ..."
    Sie verstummte, denn höchstens fünf Schritte entfernt zeichneten sich verschwommene Konturen in der Düsternis ab.
    Illies Herz begann wie rasend zu schlagen. Für einen Moment schloß sie die Augen. Als sie die Lider wieder öffnete, war der Geist verschwunden.
    „Er ist da, Pluto." Stockend noch, im nächsten Moment freudig der Ausruf: „Er ist hier, er ist
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