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1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund
Autoren: Unbekannt
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bringe ich dir mehr, viel mehr. Du sollst nicht hungern, Jack, du mußt groß und stark werden."
    Geduldig wartete sie, bis ihr Freund das Bonbon zwischen die Lippen nahm. Er war vorsichtig, als fürchte er, etwas Ungenießbares zu bekommen. Doch gleich darauf zeugte ein leises Schmatzen davon, daß er Zutrauen faßte.
    Illie lehnte an der kühlen Metallwand und drückte Jack an sich. Ein wohliges Gefühl durchflutete sie.
    Lange hockte sie so da, die Augen geschlossen und ihren Freund streichelnd, und er schien ihre Nähe ebenfalls zu genießen.
    „Irgendwann wirst du mir sagen können, woher du kommst, nicht wahr? Ich werde dir das Sprechen beibringen."
    Sie träumte. Doch plötzlich mischte sich ein Mißklang in ihr Wohlbefinden. Wie spät war es? Sie mußte zurück. Falls ihre Eltern sich Sorgen machten, wußte sie nicht, wie sie ihnen die Sache mit Jack erklären sollte.
    Zaghaft drückte sie dem Kleinen einen Kuß auf die Stirn.
    „Ich muß gehen." Sie schluckte schwer. „Leider. Aber ich komme wieder, Jack, bald schon. Und dann nehme ich dich mit zu mir. Du wirst sehen, es wird dir gefallen. Ron und Dinnie sind tolle Eltern."
     
    3.
     
    „Sie kennt das Kodewort", schnaufte Ronald Clandor. „Woher kennt sie den Kode?"
    „Was weiß ich", erwiderte Dindra nicht minder gereizt. „Ich habe dir gesagt, daß wir eine zusätzliche Sicherung benötigen, aber du wolltest ja nicht hören. Bestimmt ist Ilke wieder auf einer ihrer Exkursionen unterwegs."
    „Es ist halb fünf Uhr morgens."
    „Hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen." Dindra war den Tränen nahe. „Ron, ich hatte die ganze Zeit über so ein ungutes Gefühl. Aber du mußtest wieder bis zum Schluß bleiben ..."
    „Bin ich schuld, ja? So ist es doch. Deine Tochter treibt sich irgendwo herum, aber ich ..."
    „Sie ist auch deine Tochter, Ron, solltest du das vergessen haben!" Dindra Clandor schrie ihren Mann an. „Und nun denk nach, wo sie sein könnte! Hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen."
    „Sie wird irgendwo in einem Park eingeschlafen sein."
    „Ach? Das ist alles, meinst du, so einfach?"
    „Was willst du hören? Wenn wir uns gegenseitig verrückt machen, hilft das auch nicht. Immerhin kennt Ilara im Tower Gott und die Welt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie einfach verlorengeht."
    „Das habe ich auch nicht behauptet."
    „Dann laß uns in aller Ruhe überlegen. Wenigstens hat sie Pluto mitgenommen."
    „Fein." Dindras Tonfall wurde sarkastisch. Sie hatte begonnen, im Wohnraum auf und ab zu gehen.
    „Der Hund ist ihr eine riesige Hilfe."
    „Bleib stehen!" schimpfte Ron. „Du machst mich verrückt. Was glaubst du eigentlich, was Illie zugestoßen sein könnte? Deine Gedanken sind manchmal ..." Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Bestimmt ist sie bei einer ihrer Freundinnen und verbringt dort die Nacht."
    „Sie hat versprochen, in der Wohnung zu bleiben. Sie wollte die Sternengeister im Trivid sehen und danach ins Bett."
    Mit der flachen Hand schlug Ronald Clandor sich an die Stirn. Auf der Party hatten sie Alkohol getrunken, mehr als für gewöhnlich. Zweifellos war das der Grund, weshalb er wegen der Aufregung über Illies Verschwinden nicht sofort an das Naheliegende gedacht hatte.
    „Servo, hat in der Zwischenzeit jemand versucht, uns zu erreichen?"
    „Zwei Anrufe." Der Monitor des Interkoms leuchtete auf.
    „Hi, Dinnie, Ron." Sybil Moltrans war die Anruferin. „Eigentlich hatte ich gehofft, euch zu erreichen.
    Ilara war eben hier, sie wollte zu Anne. Bis ich richtig begriffen habe, war sie aber schon wieder weg. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ihr davon wißt."
    Der zweite Anruf war eineinhalb Stunden später verzeichnet. Noch einmal Sybil.
    „Die Sache läßt mir keine Ruhe. Nicht, daß ich euch ängstigen möchte, aber Illie erschien mir irgendwie anders als sonst. Leicht zerstreut - ich weiß nicht, wie ich sagen soll ..."
    „Ruf sie an, Ron!" verlangte Dindra.
    „Um die Zeit?"
    „Wann sonst?"
    Achselzuckend tippte er die Verbindung ein. Die Rufnummer kannte er auswendig, schließlich gehörten die Moltrans seit kurzem zur „Clandors Family". Eigentlich ein irreführender Begriff, sie waren nicht miteinander verwandt, aber eben befreundet, und das war in einem derart gigantischen Bauwerk wie dem Silo schon eine ganze Menge.
    Trade City, die Megametropole von Olymp, platzte längst aus allen Nähten. Einst für eine Bevölkerung von fünfzig Millionen konzipiert, war diese Zahl längst überschritten,
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