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1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund
Autoren: Unbekannt
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Höhe herabfiel.
    Illie hielt wie angewurzelt inne. Ihr Herz hüpfte in freudiger Erregung. Ein kleines, liebes Geschöpf blickte ihr aus großen Augen furchtsam entgegen. Langsam zog es sich in den hintersten Winkel zurück.
    Ein Sternengeist?
    Nein, das war kein Geist, das war ein Wesen aus Fleisch und Blut, das zögernd die Lippen schürzte und seltsame Laute hervorbrachte.
    Bemüht, ihr Gegenüber nicht zu erschrecken, ließ Ilara sich in die Hocke nieder. Sie streckte die Rechte aus, hielt dem Fremden instinktiv die Handfläche hin, während sie gleichzeitig mit der Linken Pluto zurückhielt, der weiter nach vorne wollte. Seine Programmierung war schuld daran. Falls er das Wesen erschreckte, mußte sie ihn abschalten.
    „Ich bin Illie", hauchte sie. „Du brauchst dich vor mir nicht zu fürchten." Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Wie heißt du?"
    Der Kleine schaute sie unverwandt an. Er war süß, schlicht und einfach süß. Er zitterte. Und er tat ihr leid.
    „Was kann ich für dich tun?"
    Illie suchte den Blick der großen Knopfaugen. Einen Moment lang glaubte sie, Interesse darin zu erkennen, dann gewann erneut der Ausdruck von Furcht die Oberhand.
    „Zurück, Pluto! Du machst ihm angst. Vielleicht kennt er keinen Hund."
    Das warf die Frage auf, woher das Wesen gekommen war. Von den Sternen, gab Ilara sich selbst die Antwort. Es konnte gar nicht anders sein.
    „Hast du einen Namen?"
    Wie groß mochte er sein? Kleiner als sie auf jeden Fall. Obwohl - so, wie er sich ängstlich in die Ecke drückte, war das schwer abzuschätzen.
    „Ich bin Illie", wiederholte sie und deutete auf sich selbst. „Und du?"
    Es roch ganz eigenartig. Sollte der Kleine ...? Dunkel entsann Illie sich, daß Kinder manchmal vor Angst in die Hose machten. So einen richtigen lebendigen Spielgefährten mit allem Drum und Dran hatte sie sich schon immer gewünscht, am liebsten ein Brüderchen, aber das ging nicht. Warum das so war, verstand sie nicht, es mußte doch leicht sein, ein Brüderchen zu bekommen. Ron hatte ihr statt dessen den Robothund geschenkt.
    Der Fremde stieß ein helles, zirpendes Geräusch aus, als sie ihn zaghaft betastete.
    Illie bekam ein dünnes Ärmchen zu fassen. Für einen Moment fürchtete sie, ihrem neuen Freund weh zu tun, doch sofort wurde der Widerstand fester. Die Berührung verlockte zum Streicheln. Am liebsten hätte sie den Kleinen in die Arme geschlossen und ihn nie mehr losgelassen.
    Ein sanftes Schnurren mischte sich in ihre Gedanken. Der Junge schien sich langsam zu beruhigen, er zitterte schon weit weniger. Zweifellos spürte er, daß sie es gut mit ihm meinte.
    „Ich werde dich Jack nennen", raunte sie. „Jack ist ein schöner Name. Bist du einverstanden, mein Freund?".
    Er lachte sie an. Oh ja, er hatte sie verstanden. Und endlich stieß Illie auch nicht mehr auf Widerstand.
    Sanft zog sie ihn an sich, strich ihm über den Kopf.
    Jack - das war der Name eines halbintelligenten Schimpansenbabys, das auf der Erde alle nur denkbaren Abenteuer erlebte. Nicht eine der Trividfolgen hatte Illie bislang verpaßt. Sie wußte nicht, ob Jack wirklich lebte oder nur eine Simulation war, das behauptete Ron jedenfalls, aber das war inzwischen auch egal. Ihr Jack war keine Projektion. Außerdem war er hundertmal liebenswerter als der kleine Schimpanse.
    „Du bist etwas Besonderes", murmelte das Mädchen. „Auch wenn du nicht reden kannst, ich spüre das.
    Ich möchte immer mit dir spielen, verstehst du?"
    Jack schaute sie stumm an. Am liebsten hätte sie ihn nie wieder losgelassen. Sie lachte leise.
    „Du bist jetzt mein Brüderchen, Jack. Weißt du, was ein Bruder ist? Nein? Du gehörst zur Familie, du schläfst bei mir, wir erkunden gemeinsam den Silo. Und du ißt mit uns und ..."Sie stutzte. „Hast du Hunger, Jack? Natürlich, du mußt hungrig sein." Seine Finger berührten ihre Hand, ein angenehmes Gefühl. Ilara hatte endlich jemanden, um den sie sich kümmern konnte, der ihre Liebe erwiderte und ihr mit einem Lächeln dankte.
    Pluto war einfach ein Roboter, ein Spielzeug, das man nach Belieben ein- und ausschaltete, das aber nie Gefühle zeigte.
    Aus einer ihrer Taschen förderte sie ein Bonbon zutage. Zitronengeschmack, den sie über alles liebte.
    Vorsichtig entfernte sie die Schutzfolie und hielt Jack den Drops an die Lippen.
    „Das ist gut", sagte sie. „Du darfst ruhig probieren. Es hilft gegen Hunger und Durst, aber das ist leider alles, was ich bei mir habe. Morgen
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