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1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund
Autoren: Unbekannt
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Glas und Licht, aber es gab auch Straßenzüge, die Dindra als „billige Basare" bezeichnete. Vor einigen Wochen waren sie erst hiergewesen - Illie kratzten jetzt noch die unterschiedlichen Aromen von Gewürzen und Früchten in der Nase, eine Mischung, die ihr teils Übelkeit bereitet, ihr aber auch das Wasser hatte im Mund zusammenlaufen lassen.
    Jetzt roch sie ihn wieder, diesen „Duft der Sterne", der selbst den perfekten Klimaanlagen trotzte. Für einen Moment blieb sie stehen und schloß die Augen. Ihre kindliche Phantasie versetzte sie auf ferne Planeten.
    Sie wurde angerempelt, sanft weitergeschoben und tauchte ein in das Gewimmel des Basars. Einfache Verkaufsstände, die sich unter der Last der aufgetürmten Früchte bogen. An anderer Stelle wurden die Waren auf Antigravplattformen angeboten. Illie verstand nicht, warum das so war, doch ihr gefiel der Trubel besser als die sterile Umgebung in den Geschäften, in denen sie so gut wie nichts berühren durfte: Im Vorbeigehen griff sie nach einer faustgroßen roten Frucht. Die beiden Unither hinter dem Stand hatten gerade alle Hände und den Rüssel voll damit zu tun, ein halbes Dutzend Käufer auf einmal zu bedienen.
    „He!" rief einer der Verkäufer. „Die Okhariy kostet vier Galax!"
    „Sauteuer!" maulte Illie. Aus flinken Augen schaute sie um sich. Der Unither mußte sehr schnell sein, wenn er sie erwischen wollte.
    „Leg die Frucht zurück!"
    Ilara grinste breit. „Meine Mutter zahlt", sagte sie und biß in die Okhariy hinein, daß der klebrige Saft über ihr Kinn tropfte. Kopfnickend deutete sie auf die rundliche ältere Dame, die eben ein Büschel armlanger Gewürzgräser zusammenbinden ließ.
    Natürlich begriff die Frau nicht, was der Unither von ihr wollte. Und als beide endlich verstanden, hatte Ilara schon einen ausreichend großen Abstand gewonnen.
    „Bleib stehen!" trompetete der Unither, doch er hatte keine Chance mehr, sie einzuholen. Illie verschwand in der Menge.
    Die Frucht war so klebrig wie Honig, aber sie schmeckte ausgezeichnet und stillte Hunger und Durst gleichermaßen. Die kugelförmigen Samenkörner warf Illie in einen Abfallvernichter. Gleichzeitig fiel ihr Blick auf das Leuchtband einer Datumsanzeige: 1. Mai 1289 NGZ, 23.58 Uhr Ortszeit.
    Sie mußte sich beeilen.
    In dem Moment schloß sich eine kräftige Hand um ihre Schulter; Illie spürte den Druck von drei Daumen.
    „Ronald Clandors Tochter stiehlt Obst und wer weiß, was noch", sagte eine schrille Stimme. „Hat Ron das nötig?"
    Vergeblich versuchte sie, sich aus dem Griff zu befreien, erreichte aber nur, daß eine zweite Hand ihren linken Oberarm umklammerte.
    „Ich habe nichts gestohlen", protestierte sie. „Der Unither hat mich kosten lassen."
    „Du kannst mich nicht für dumm verkaufen."
    Der Fremde mit der schrillen Stimme zog sie zu sich herum. Illie schnappte erschreckt nach Luft.
    Ausgerechnet Yütürüm, ein Nachbar, der sich schon mehrfach über sie beschwert hatte. Der Blue stieß eine Reihe für sie fast unhörbarer Laute aus, dann beugte er sich zu ihr herab. Ganz dicht schwebte sein rosafarbener Tellerkopf vor ihrem Gesicht, der Blick der geschlitzten, katzenartig schillernden Augen schien sie schier durchbohren zu wollen.
    „Au!" stöhnte Illie. „Du tust mir weh."
    Sie dachte an die schwarze Farbe, mit der sie die Scheiben von Yütürüms Wohnung bemalt und die sogar dem Reinigungsmechanismus getrotzt hatte. Eigentlich hatte sie dem Blue nur eine Freude bereiten wollen. Auch Ron hatte ihr nicht geglaubt, daß die vermeintliche Schmiererei Gatas darstellen sollte, wie Illie Yütürüms Heimat von einer Trividsendung in Erinnerung behalten hatte.
    Zwei Wochen Zimmerarrest waren für Ilara die schlimmste Strafe gewesen, die sie sich vorstellen konnte. Zwei Wochen lang auf ihre Exkursionen durch den Silo verzichten zu müssen, das hatte sie eine Zeitlang nicht verkraftet. Aber sie hatte dem Blue dafür ein Dutzend Stiggfalter in die Wohnung geschmuggelt, lästige Insekten, die ihre Eier in blauen Blumen ablegten. In der Wohnung des Gatasers war das einzig Blaue sein Körperflaum. Da eine zweite Bestrafung ausgeblieben war, schien Yütürüm die Herkunft der Plagegeister nie herausgefunden zu haben.
    Die Sprechöffnung im Hals des Tellerkopfes bewegte sich hektisch.
    „Laß mich los!" ächzte Illie.
    „Weiß Ronald Clandor, daß seine Tochter stiehlt? Ich habe den Eindruck, nach der Sache mit den Stiggfaltern hat er nicht fest genug durchgegriffen. Die
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