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1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

Titel: 1825 - Schreie aus dem Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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hatten wir es geschafft. Harry hatte sich für einen Opel Corsa entschieden. Er war seiner Marke treu geblieben.
    Der Wagen roch noch neu, als ich mich hineinsetzte. »Und wohin geht es jetzt?«
    »Wir fahren zu Edith Truger, der wir diesen Einsatz überhaupt verdanken.«
    »Okay.«
    Harry Stahl hatte darauf bestanden, einen Wagen mit Navi zu bekommen. Die Adresse kannte er, gab sie ein, dann konnten wir endlich losfahren.
    Zürich ist keine Stadt, in der es nur ebene Straßen gibt. Zum See hin und zum Fluss Limat konnte man hinschauen, aber das Gelände stieg auch an, je weiter der See zurückblieb. Und genau dort standen dann die Häuser auf Grundstücken, die kaum ein Mensch bezahlen konnte, aber auch die Mieten waren in dieser Gegend mehr als hoch. Das war ich auch von London gewöhnt.
    Wir fuhren in Richtung Süden. Es dauerte eine Weile, bis wir das Wasser sahen, das war die Nordspitze des Sees. Ab jetzt nahmen wir die Uferstraße nach Thalwil, aber so weit brauchten wir nicht, denn Edith Truger wohnte dicht hinter der Stadtgrenze von Zürich. Das Haus lag an einem Hügel, zu dem ein Weg in Serpentinen hoch führte. Auf der Mitte mussten wir in eine schmale Straße fahren, die sich auch als Sackgasse entpuppte. Hier stand nur ein Haus. Ein viereckiger Kasten. Er sah aus wie eine auf die breite Seite gestellte Streichholzschachtel. Nur dass dieses Haus zahlreiche Fenster hatte.
    Vor ihm konnten wir parken. Es gab auch noch einen Grünstreifen, der aussah wie ein glatt gezogener Teppich.
    Wir stiegen aus. Ich schaute an den Balkonen hoch und sah in der zweiten Etage eine Frau, die über die Brüstung nach unten schaute.
    »Ist sie das?«, fragte ich Harry.
    »Kann sein, ich habe sie noch nicht gesehen.«
    Die Frau schien aber überzeugt zu sein, dass wir die richtigen waren, denn sie winkte uns zu.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Harry und ging vor.
    Wir standen kaum an der Haustür, da erklang der Summer, und wir konnten öffnen.
    Ein sehr sauberes Innenhaus umgab uns. Hier hatte niemand irgendwelche Parolen an die hellen Wände geschmiert, auch die Stufen der Treppe waren sauber, und wer in die oberen Etagen wollte, der konnte einen der beiden Fahrstühle benutzen.
    Harry ging bereits auf einen Aufzug zu. Er öffnete die Tür, und wir betraten ein helles Viereck, dessen Boden einen blauen Schimmer zeigte. Die zweite Etage war unser Ziel, und wir ließen uns hochbringen, wobei Harry lächelte.
    »Was ist?«, fragte ich ihn.
    »Nichts Besonderes. Ich freue mich nur, dass ich es geschafft habe, in den Lift zu steigen. Du wärst bestimmt die Treppen hoch gelaufen.«
    »Kann sein.«
    »Ich bin eben der Ältere.«
    »Das sollst du auch bleiben, mein Lieber.«
    Wir hatten die zweite Etage erreicht und traten in einen Flur. Mehrere Wohnungen standen zur Auswahl, aber nur bei einer war die Tür offen. Auf der Schwelle wartete eine Frau mit grauen Haaren, die zudem eine sehr stattliche Figur hatte. Ihr Gesicht hatte sie leicht geschminkt, und auf ihren Lippen lag ein schmales Lächeln, während sie uns mit einem prüfenden Blick anschaute.
    »Jaja, so hat mein Mann Sie damals beschrieben.« Eine Hand deutete auf Harry Stahl. »Dann müssen Sie Harry sein.«
    »Das bin ich.«
    »Wunderbar.«
    Ich stellte mich auch vor, und dann wurden wir in die Wohnung gebeten. Im Zimmer war der Tisch bereits gedeckt, die Scheiben eines Kuchens luden zum Essen ein, und es duftete nach frisch gekochtem Kaffee.
    Natürlich mussten wir etwas essen, was mir nur recht war, denn ich hatte Hunger.
    Der Kuchen war sehr lecker, Frau Truger hatte ihn mit Kirschen gefüllt, die ihren Saft in den Kuchen abgaben. Und ich verzichtete auch nicht auf einen Klacks Sahne.
    Wer uns so sah, der hätte uns für die Mitglieder einer gemütlichen Kaffeerunde halten können. Doch das waren wir nicht. Hier ging es darum, bestimmte Tatsachen aufzuarbeiten und zu verfolgen. Dafür war Frau Truger auch mehr als bereit.
    Allerdings erst nach dem Essen. Da holte sie eine schmale Blechschachtel hervor und entnahm ihr einen dünnen Zigarillo. Sie bot uns auch welche an, aber wir lehnten dankend ab.
    »Ich muss einfach hin und wieder eine rauchen. Das mache ich immer nach dem Essen.«
    Harry lächelte. »Tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Danke.« Sie blies die ersten Rauchwolken von sich und nickte uns zu. Sie bedankte sich, dass wir gekommen waren, und sprach davon, dass eine harte Nuss vor uns lag, die es zu knacken galt.
    »Es ist am besten, wenn Sie von vorn
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