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1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

Titel: 1825 - Schreie aus dem Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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sagte nichts, aber ich vergaß es auch nicht, als ich mich wieder setzte, und war gespannt, wie das weitere Treffen ablaufen würde.
    Edith Truger hatte das Kommando übernommen. Sie sprach vor allen Dingen mit Urs Meyer und wollte wissen, ob er alles gut überstanden hätte.
    Ja, das hatte er, wie er zugab und dabei immer wieder auf mich schaute, als wollte er mich testen. Ich tat so, als würde ich nichts davon bemerken, und lauschte Edith Trugers Stimme. Sie berichtete Urs Meyer, wer wir waren und dass wir uns um Fälle kümmerten, die da begannen, wo das normale Begreifen aufhörte.
    Meyer hörte intensiv zu, und sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos. Schließlich fragte er: »Sind die beiden richtige Polizisten?«
    Harry Stahl gab die Antwort. »Ja, das sind wir. Allerdings kümmern wir uns nur um Fälle, die außerhalb des Normalen liegen. Und bei Ihnen ist das wohl so.«
    »Stimmt.«
    »Werden Sie uns denn noch mal erzählen, was Sie da genau erlebt haben, Herr Meyer?«
    »Ja, das ist schon okay. Ich erzähle es noch mal.« Er räusperte sich kurz und fing dann an. Er sprach von einer Normalität, die ihn umfangen gehalten hatte, und er wies auch auf Frau Truger hin, die es bestimmt bestätigen konnte.
    Das tat sie auch, indem sie heftig nickte.
    Dann kam er an einen Punkt, wo er nervöser wurde und auch schwach transpirierte. Er holte scharf Luft und sprach von einer blitzschnell hereinbrechenden Dunkelheit.
    »Was passierte dann?«, fragte ich, denn ich wollte ihm keine Chance zum Nachdenken geben.
    »Das war alles so anders.«
    »Ich glaube es Ihnen.«
    »Danke.«
    So leicht kam er mir nicht davon. »Haben Sie denn etwas gesehen?«, wollte ich von ihm wissen.
    »Zuerst nicht. Da war alles dunkel. Aber ich fühlte mich gepackt, wenn Sie verstehen.«
    »Nicht genau.«
    »Am Hals. Oder besser am Kragen. Dort habe ich den Griff erlebt, und das war alles andere als eine Freude. Ich wurde in die Höhe gezerrt und weggeschafft.«
    »Und wohin?«
    »Erst hinein in die Dunkelheit. Sie wurde aber immer heller. Um mich herum war ein grünliches Licht entstanden.«
    »Konnten Sie denn sehen?«
    »Zuerst nicht.«
    »Und dann?«
    »Später schon.« Er schluckte ein paar Mal. »Und da glaubte ich dann, verrückt zu werden.«
    »Warum?«
    Er schloss die Augen, bevor er sprach. »Weil ich plötzlich merkte, dass ich von zwei Krallen gehalten wurde. Das war der reine Wahnsinn. Ich wusste, dass sie sich in meinem Nacken festgekrallt hatten. Es war schlimm, und ich merkte, dass mich ein riesiger Vogel oder ein ähnliches Tier festhielt. Es flog mit mir weg. Ich hatte keine Chance, hing in dem Griff fest, konnte aber nach unten schauen, wo es etwas heller war und sich ein grünliches Licht ausbreitete.«
    »Was haben Sie denn dort gesehen?«
    »Unter mir?«
    »Ja.«
    »Erst mal habe ich etwas gehört.«
    »Okay, auch gut.«
    »Da erreichte mich ein Jammern und Stöhnen. Aber diese Laute wurden nicht von Menschen ausgestoßen.«
    »Sondern?«
    »Von lauter Totenschädeln. Sie alle lagen unter mir, und ich glitt darauf zu. Ich habe geschrien vor Angst, aber das Untier über mir ließ mich nicht los. Ich konnte hören, wie es etwas an seinem Körper bewegte. Das schienen mehrere Flügel zugleich gewesen zu sein. Unter mir wurde das Jammern immer lauter, und dann hörte ich auch das Sprechen. Es wurde von zahlreichen Stimmen abgegeben. Sie sprachen vom Fegefeuer und den schlimmen Leiden, und ich glaube auch zu wissen, dass es die Knöchernen waren, die redeten.« Er strich sein braunes Haar nach hinten.
    Jetzt mischte sich Harry Stahl ein. »Und was passierte dann? Das war doch sicher nicht alles.«
    »Nein, das war es nicht. Ich spürte plötzlich ein gewaltiges Brennen auf meiner Gesichtshaut, als hätte mich jemand mit Säure überschüttet. Ja, so ist das gewesen.«
    »Und sonst?«
    »Nichts mehr. Ich – ich – fiel nicht zwischen die Schädel, was meinen Tod bedeutet hätte, davon bin ich noch jetzt überzeugt. Nun, ich lebe noch. Man hat mich wieder zurück in den Zug gebracht. Ja, ich war nicht mehr im Fegefeuer, denn da bin ich gewesen.«
    »Okay. Und man hat Ihnen angesehen, dass Sie etwas Furchtbares erlebt haben.«
    »Ja, mein Gesicht.«
    »Es stimmt«, sagte Edith Truger. »Es war schlimm. Ich habe es blutverschmiert gesehen. Jetzt ist das Blut weg, aber die kleinen Narben sind noch da. Die können Sie sehen, wenn Sie genau hinschauen.«
    »Ja, das habe ich schon.«
    »Dann ist es gut.«
    Harry Stahl fragte: »Haben
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