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1824 - Wenn Satan seinen Henker schickt

1824 - Wenn Satan seinen Henker schickt

Titel: 1824 - Wenn Satan seinen Henker schickt
Autoren: Jason Dark
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flüsterte sie. »Aber frag jetzt nicht, wie es mir geht. Ich brauche noch etwas Zeit.«
    »Die bekommst du. So viel du willst.«
    »Versprich nicht, was du nicht halten kannst.«
    »Abwarten.«
    »Sicher.«
    Wir ließen sie in Ruhe, denn das wollte sie so. Karina testete, was sie an ihrem Körper bewegen konnte. Die Beine waren es, die Arme auch und beim Einatmen verzog sie nicht schmerzlich die Lippen. Es schien alles in Ordnung zu sein.
    Das war schon ein Vorteil und drängte meine Gedanken in optimistische Ebenen.
    Als ich sie anschaute, sah ich, dass sie mir eine Hand entgegenstreckte.
    Ich griff zu. »Und?«
    »Hilf mir mal hoch.«
    »Gern.«
    Sie geriet in eine sitzende Haltung und blieb so. Aber sie verzog jetzt die Lippen.
    »Du spürst doch etwas?«
    »Ja, mein Kreuz. Der Aufschlag war zwar nicht brutal hart, aber ich habe ihn doch gespürt.«
    »Und jetzt?«
    »Muss ich sehen, ob ich laufen kann.«
    »Dann hoch mit dir.«
    »Schmerzfrei laufen, meine ich.«
    »Das habe ich schon verstanden.«
    Diesmal ließ sie sich von mir an beiden Händen in die Höhe ziehen. Es klappte wunderbar, und ich richtete meinen Blick dabei auf ihr Gesicht, um dort jede Regung wahrnehmen zu können.
    Sie blieb auf den Beinen. Ich hörte sie nur heftiger atmen, aber das war eigentlich normal. Und sie lächelte plötzlich, als sie die ersten Schritte ging. Zwar noch recht steif und auch vorsichtig, aber sie kam voran und brach nicht zusammen.
    Das freute mich. Ich drehte meinen Kopf nach rechts, um sie zu beobachten, und konnte zufrieden sein, auch wenn ihre Haltung noch etwas steif war.
    »Es ist doch gut, wenn man gewisse Falltechniken gelernt hat. Außerdem stand die Leiter nicht so hoch, und ich habe sie auch nicht bis zu ihrem Ende bestiegen.«
    »Richtig.« Ich nickte. »Und wie fühlst du dich so?«
    Sie hatte sich umgedreht und kam auf mich zu. »Wie soll ich mich schon fühlen? Wie eine Verliererin und nicht anders. Man spielt mit uns, John. Man hat uns Wladimir Golenkow als einen wieder gesunden Menschen präsentiert. Wenn das alles so zutrifft, dann haben wir verloren. Oder ich. Du bist ja nur als Helfer an meiner Seite. Du kannst wirklich sagen, was du willst, aber ich bin eben alles, nur keine Siegerin.« Sie klatschte in die Hände. »Denk mal nach, was sie mit Wladimir getan haben. Sie haben ihn wieder gesund gemacht. Er wird ihnen dafür die Füße geküsst haben, und er wird jetzt alles tun, um sie nicht zu enttäuschen. Sogar die Hälfte der verdammten Zombies haben sie mit an Bord nehmen können. Das, John Sinclair, ist für mich eine große Niederlage.«
    »Sollte es aber nicht.«
    »Aha. Und warum nicht?«
    »Weil du lebst. Du bist nicht gestorben. Du hast es doch geschafft, verdammt.«
    »Ja, schon, aber ich weiß auch, dass ich auf verlorenem Posten stehe. Jetzt, wo Wladimir nicht mehr da ist, nicht in der Klinik und auch nicht im Büro, da kommen sie wieder aus den Ecken und wetzen ihre Messer.«
    »Warum?«
    »Ich bin ihnen wohl zu mächtig geworden. Kann sein, dass ich ihnen auch einiges an Fällen weggeschnappt haben und sie so blamiert waren.«
    »Hast du das denn bewusst getan?«
    »Unsinn. Immer wenn es hakte, wenn es unerklärlich wurde, sind Wladi und ich eingeschaltet worden. Aber das muss ich dir nicht extra sagen, das kennst du.«
    »Ja, das stimmt. Ich frage mich nur, was sie alles noch vorhaben.« Ich schaute an ihr vorbei. »Das ist die große Frage. Im Gegensatz zu uns sind die beweglich. Die können mit ihrer Maschine irgendwo hinfliegen …«
    »Ja und nein«, sagte sie.
    »Wieso?«
    »Es kommt auf den Sprit an.«
    »Den holen sie sich zwischendurch.«
    Benzin war wichtig. Aber wer so oft unterwegs war, der wusste, woher er das Benzin bekommen konnte. Es gab in diesem Land auch Tankstellen für Flieger.
    »Sollen wir eine Suchmeldung aufgeben? So heißt es noch hier bei uns.«
    »Das wäre nicht schlecht«, antwortete ich.
    »Und wir suchen nach einem Flugzeug. Kannst du es besonders beschreiben?«
    »Kaum.«
    »Die Farbe?«
    »Sie war hell.«
    Karina nickte. »Ist immerhin etwas.«
    »Ein Hoheitskennzeichen habe ich nicht entdecken können.«
    »Dann müssen wir es mit diesen dürftigen Angaben versuchen.« Sie holte ihr Smartphone hervor und lächelte es an. »Das Gerät macht mich unabhängig.«
    »Gut.«
    Dieser Optimismus blieb nicht lange bestehen, denn Karina bekam keine Verbindung. Sie fluchte, lief zu einer Stelle in der Nähe und hatte auch dort keinen Erfolg.
    Oleg Turew
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