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1822 - Ich jagte die böse Äbtissin

1822 - Ich jagte die böse Äbtissin

Titel: 1822 - Ich jagte die böse Äbtissin
Autoren: Jason Dark
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    Clarissa löste ihre Hände vom Hals der Nonne. Sie wunderte sich, wie glatt alles gelaufen war. Einen Widerstand oder eine Gegenwehr hatte sie nicht erlebt.
    Sie lächelte. Dann bog sie sich ihre Finger wieder zurecht und nickte der Toten zu. Die lag noch immer auf dem Rücken. Nur war bei ihr jetzt der Kopf zur Seite gedreht.
    Der gebrochene Blick sagte alles. Hinzu kam das im Tod verzerrte Gesicht. Es gab die letzten Eindrücke des Lebens wider.
    Die Äbtissin war zufrieden. Jetzt endlich. Und doch machte sie sich Vorwürfe. Sie hätte mit der Vernichtung nicht so lange zögern dürfen. Aber sie hatte gedacht, dass die Folter reichen würde, um Maria Toledo auf den richtigen Weg zurückzubringen.
    Clarissa wandte sich ab. Sie ging ganz locker zur Tür, öffnete sie und schob sich hinein in den Flur. Bei der Ankunft war sie nicht gesehen worden, und jetzt, als alles erledigt war, wurde sie wohl auch nicht gesehen und verließ das Krankenhaus auf Schleichwegen. Ihre Aufgabe war erledigt, und das tat ihr gut. Dass sie damit allerdings eine gewaltige Lawine ins Rollen gebracht hatte, daran dachte sie nicht, denn in die Zukunft schauen konnte sie beim besten Willen nicht …
    ***
    An diesem Morgen war alles normal gelaufen. Das Aufstehen, das Fahren ins Büro, und auch die Pünktlichkeit passte, sodass Glenda Perkins nichts zu meckern hatte.
    Natürlich war sie schon vor uns da und hatte auch Kaffee gekocht, dessen Aroma meine Nasenlöcher streichelte.
    Hatten wir Frühling?
    Dem Kalender nach längst, und auch in der freien Natur hatte sich so etwas herumgesprochen. Da waren plötzlich die Pflanzen und Bäume regelrecht explodiert. Auf einmal kamen die Blätter, drückten sich auch die bunten Blumen aus dem Boden, und Feinschmecker aßen den ersten Spargel.
    Auch Glenda hatte bei ihrem Outfit dem Frühling Rechnung getragen. Dieser Sommer wird bunt. So hatte es in den Magazinen geheißen. Das war bei Glenda auf fruchtbarem Boden gefallen. Sie trug eine giftgrüne enge Hose, deren Beine an den Knöcheln aufhörten. Dazu als Oberteil ein weißes Sweatshirt mit schwachen grünen Punkten.
    Ich deutete ein Klatschen an. »Stark, Glenda, verdammt stark dein Outfit heute.«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Gern, aber das habe ich ehrlich gemeint. Es steht dir, alle Achtung.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Sie kam auf mich zu und tippte mit dem Zeigefinger gegen meine Brust. »Und wenn du deinen Kaffee getrunken hast, dann denk daran, was du heute Morgen hast tun wollen.«
    »Das war ein Anruf.«
    »Genau. Und wo?«
    Ich dachte einen Moment nach, dann schnippte ich mit den Fingern. »Ein Anruf in einer Klinik.«
    »Genau. Es geht um eine Nonne, die unbedingt mit dir reden wollte. Father Ignatius hat ihr den Rat gegeben, und wenn er so etwas tut, muss das seinen Grund gehabt haben.«
    »Ja, stimmt. Ich werde nach dem Kaffee anrufen. Hast du die Nummer parat?«
    »Sogar aufgeschrieben.« Glenda reichte mir einen kleinen Zettel, auf dem sie die Zahlen notiert hatte.
    Ich ging in unser Büro, in dem Suko schon saß und auf mich wartete. Er schaute sich an, was der Drucker so ausgespuckt hatte. Es waren Meldungen von Vorgängen, die in der vergangenen Nacht passiert waren.
    Als ich mich setzte, blickte Suko noch.
    »Was Neues?«, fragte ich.
    »Nein. Oder sagen wir so. Nichts, das uns groß was angehen könnte. Still ruht der See.«
    »Sehr gut.« Ich nuckelte an meinem Kaffee und dachte daran, dass ich gleich zu einem Krankenhaus fahren musste, da hörte ich, wie sich im Vorzimmer das Telefon meldete.
    Glenda Perkins hob ab. Sie lauschte einige Sekunden und gab dann ihren Kommentar ab.
    »Ja, er ist schon da. Er hätte auch gleich angerufen, aber so ist es besser, ich werde Sie verbinden.«
    Das war an meine Adresse gerichtet. Glenda stellte die Verbindung her, und ich meldete mich mit einem leise gesprochenen: »Sinclair hier.«
    Ein Oberarzt wollte mich sprechen, und seine Stimme klang nicht eben froh.
    »Wir haben eine tote Patientin zu beklagen, Mister Sinclair.«
    »Kommt das nicht öfter bei Ihnen vor?«
    »Das schon, aber mit der toten Patientin hatten Sie heute eine Verabredung.«
    Mir schoss das Blut in den Kopf. »Sprechen Sie von der Nonne, die mit mir reden wollte?«
    »Genau davon.«
    Ich stöhnte leise auf. »Und sie ist gestorben. In der vergangenen Nacht, nehme ich an.«
    »Ja.
    »Wie kam sie ums Leben?«
    »Sie wurde umgebracht, Mister Sinclair. Erwürgt, um es genauer zu sagen.«
    »Okay,
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