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1822 - Ich jagte die böse Äbtissin

1822 - Ich jagte die böse Äbtissin

Titel: 1822 - Ich jagte die böse Äbtissin
Autoren: Jason Dark
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fehlt. Man kann ja über London sagen, was man will, aber es ist nicht schlecht, dort zu leben.«
    »Das finde ich auch.«
    Wir aßen unsere Sandwichs, und es war klar, dass wir danach etwas trinken mussten. Nicht weit entfernt verkauften zwei Frauen Säfte. Alles war frisch gepresst worden, und dieser Vitaminstoß war genau das Richtige für uns.
    Wir gingen hin.
    Es war ein Familienbetrieb, das sahen wir auf den ersten Blick. Mutter und Tochter standen da und verkauften die Säfte. Die Tochter, eine junge Frau mit rötlichen Haaren, stand an der Presse und sorgte für Nachschub.
    Die Mutter schaute mich an und lächelte mir ins Gesicht. »Na, womit kann ich Ihnen Gutes tun?«
    »Was schlagen Sie denn vor?«
    »Orangensaft trinkt jeder. Ich kann Ihnen einen Obstcocktail mixen. Wäre das was?«
    »Perfekt.«
    »Und für mich auch«, sagte Suko, der sich herangeschoben hatte.
    »Ach, Sie gehören zusammen?«
    »Ja.«
    Die Frau gab die Bestellung an ihre Tochter weiter. Dann kehrte sie zu uns zurück. Ihr Haar hatte einen Grauschimmer, aber sie konnte stolz auf ihr junges Gesicht sein, in dem sich noch keine Falten in die Haut gegraben hatten.
    »Und? Gefällt es Ihnen hier?«
    »Klar«, sagte Suko.
    »Ist es Zufall, dass Sie hier in Denton gelandet sind?«
    Suko schaute mich an. »Ist es Zufall?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Oh, dann wollen Sie jemanden besuchen? Darf ich mal neugierig sein? Hier kennt fast jeder jeden. Wen möchten Sie denn besuchen?«
    Das bekam die Frau zu hören, nachdem wir unsere Getränke erhalten hatten.
    Ich sagte: »Es gibt doch hier ein Kloster, wenn wir richtig gehört haben.«
    »Stimmt.«
    »Hier im Ort?«
    »Nein, ein wenig außerhalb. Sie wissen, dass es ein Nonnenkloster ist?«
    »Ja, das ist uns bekannt.« Ich deutete auf mein Glas. »Eine sehr leckere Mischung.«
    »Danke, das werde ich meiner Tochter sagen.«
    »Tun Sie das.«
    Suko stellte die nächste Frage. »Haben Sie denn Kontakt zum Kloster? Oder eher nicht?«
    »Wir stehen den Nonnen neutral gegenüber.«
    »Also keinen Kontakt?«
    Die Frau lächelte. »Doch, natürlich. Die Frauen kommen immer hierher auf den Markt, um einzukaufen. Heute habe ich sie noch nicht gesehen, bin mir aber sicher, dass sie noch kommen werden.«
    »Ja«, sagte ich und schickte eine Frage hinterher. »Kann man das Kloster eigentlich besichtigen?«
    »Ach. Sie beide?«
    »Ja.«
    »Das wird nicht leicht sein. Da müssen Sie schon besondere Gründe haben. Oder ein Geistlicher sein.«
    »Nun ja, das sind wir nicht.«
    Die Saftfrau deutete ein Kopfschütteln an. »Darf ich fragen, was Sie an diesem Kloster so interessiert?«
    Suko schob mir den Schwarzen Peter zu. »Sag du es, John.«
    Ich musste mir blitzschnell eine Ausrede einfallen lassen, fand sie auch und sagte: »Wir beide sind Autoren. Wir wollen ein Buch über Klöster in der heutigen Zeit schreiben. Und uns interessieren besonders die Nonnenklöster. Von ihnen gibt es ja nur noch wenige.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie sieht es denn mit dem Kloster hier aus? Ist es besetzt? Sind genügend Nonnen dort, um es weiterführen zu können?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    Dafür hatten wir Verständnis. Es schälte sich immer mehr hervor, dass wir die Nonnen selbst befragen mussten, wenn wir mehr über das Kloster wissen wollten. Ich hoffte, dass sie dann auch gesprächsbereit waren.
    Ich hatte mein Glas noch nicht leer und in mir drängte sich wieder eine Frage hoch.
    »Kennen Sie die Äbtissin?«
    »O ja, die kennt hier im Ort jeder.«
    »Und?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ist sie hoch angesehen?«
    Die Saftfrau musste nicht lange nachdenken, um eine Antwort zu geben. »Und ob sie angesehen ist, Mister. Ich würde mal sagen, dass sie alles im Griff hat.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn sie mit ihren Nonnen den Markt besucht, merkt man schon, wer da das Sagen oder die Hosen an hat.« Sie musste selbst lachen. »Ja, so ist das. Es gibt überall Hierarchien. Das habe ich meiner Tochter auch immer gesagt und gemeint, dass sie froh sein könnte, nicht als Nonne im Kloster zu sein.«
    »Wenn man das so sieht.«
    »Das muss man so sehen, Mister.«
    Ich wollte etwas sagen, auch Suko hatte schon angesetzt, doch beide hielten wir den Mund, denn die Tochter kam uns zuvor.
    »Da sind zwei Nonnen!«
    Sie deutete in eine bestimmte Richtung, in die wir uns umdrehten, und jetzt sahen wir die beiden auch. Sie gingen dicht nebeneinander. Sie trugen ihr Habit. Ein dunkles Gewand und auf dem Kopf die hellen
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