Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1822 - Ich jagte die böse Äbtissin

1822 - Ich jagte die böse Äbtissin

Titel: 1822 - Ich jagte die böse Äbtissin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
als hasserfüllt ansehen konnte. Ich kannte den Grund nicht. Bisher waren wir nicht aneinandergeraten, und plötzlich sah sie in mir einen Feind.
    Das musste einen Grund haben.
    Es sah so aus, als wollten sie gehen. Die ältere Nonne kümmerte sich um ihre Mitschwester, sie sich im Hintergrund gehalten hatte. Sie zischte ihr etwas zu und erntete ein Nicken.
    Mir war die Sache immer suspekter geworden. Auch Suko schaute schon komisch aus der Wäsche. Ein paar Neugierige standen auch herum. Ich konnte sie nicht wegschicken, aber ich wollte mich auch nicht von ihnen zurückhalten lassen. Längst hatte ich daran gedacht, die alte Nonne auf die Probe zu stellen. Noch war sie mit ihrer Schwester beschäftigt, so achtete sie nicht auf mich …
    Ich holte mein Kreuz hervor, ohne dass meine Bewegung weiter aufgefallen wäre. Es rutschte an der Brust hoch, glitt durch den Hemdausschnitt ins Freie, und ich streifte die Kette über meinen Kopf. Dann verbarg ich mein Kreuz in der linken Faust.
    Die Nonne hatte sich wieder gefangen. Sie hielt ihre jüngere Mitschwester fest. Einen letzten Blick warf sie mir noch zum Abschied zu.
    Damit hatte ich gerechnet.
    Und deshalb hielt ich mein Kreuz auch hoch.
    Es pendelte direkt vor meinem Gesicht.
    Damit hatte die Nonne nicht gerechnet. Sie sah das Kreuz und schrie gellend auf …
    ***
    Eine Nonne, die aufschreit, wenn sie ein Kreuz sieht?
    Das konnte es nicht geben. Gerade die frommen Frauen mussten sich freuen, wenn sie jemand mit dem Symbol des Sieges konfrontierte. Sie aber tat es nicht.
    Sie stand vor uns und war dabei in die Knie gegangen. Den Kopf hatte sie leicht gedreht und ließ mein Kreuz oder mich dabei nicht aus den Augen. Aber sie schrie noch immer. Sie schüttelte dabei den Kopf, den Körper hielt sie nach unten gedrückt, hatte aber einen Arm nach vorn gestreckt und wies mit der Hand auf das Kreuz.
    Sie mochte es nicht.
    Sie hasste es.
    Warum nur?
    Es gab nur einen Grund. Die alte Nonne hatte sich auf die andere Seite geschlagen. Sie stand nicht mehr für das, auf das sie sich früher verlassen hatte.
    Sie zischte einen Fluch.
    Ich ging nicht darauf ein.
    »Nimm es weg«, schrie sie, »nimm es weg!«
    »Nein, das werde ich nicht. Ich werde dafür sorgen, dass Sie beide Kontakt bekommen. Sie haben mal auf das Kreuz gesetzt. Es war ein Grund für den Eintritt in das Kloster. Was ist jetzt los mit Ihnen? Warum mögen Sie es nicht mehr?«
    »Weg damit!«
    »Nein!«
    »Ich hasse es!«, schrie sie mir ins Gesicht.
    »Das ist mir egal.« Ich ging einen Schritt auf sie zu, das Kreuz noch immer in der Hand haltend.
    Sie wollte weg, bückte sich noch tiefer und ging den ersten Schritt.
    Bis zum zweiten kam sie, dann musste sie ihrer langen Kleidung Tribut zollen. Sie trat mit einem Fuß auf den Saum, kam nicht mehr weiter und verlor das Gleichgewicht.
    Dann fiel sie hin.
    Es war meine Chance. Ich war sofort bei ihr und drückte sie zu Boden, bevor sie sich wieder erheben konnte. Ich musste sie bannen, ich musste sie auch zum Reden bringen.
    Suko war mir in diesem Fall eine gute Hilfe. Er hielt mir die Neugierigen vom Hals, hatte ihnen gesagt, dass wir Polizisten waren, und so bekam ich meine Chance, mich näher mit der alten Nonne zu beschäftigen.
    Sie lag auf dem Boden und fluchte auch weiterhin. Sie schleuderte mir hasserfüllt ihre Schimpfworte ins Gesicht, während ich ihre Schultern gegen den Boden drückte und sie so unten hielt.
    Unsere Gesichter befanden sich nicht weit voneinander entfernt. Sie starrte auf das Kreuz, und die Angst in ihren Augen nahm zu. Dieses Gefühl musste schlimm für sie sein, obwohl das Kreuz sie noch nicht berührt hatte. Ich war gespannt, was passieren würde, wenn das eintrat.
    »Was ist los?«, zischte ich ihr zu. »Wovor haben Sie Angst?«
    »Hau ab!«
    »Es ist das Kreuz, nicht wahr?«
    »Lass mich gehen!«
    »Später, erst will ich von Ihnen die Wahrheit wissen. Was ist in Ihrem Kloster geschehen?«
    »Nichts.«
    »Was?«
    »Nein!«
    »Habt ihr euch umgestellt? Seid ihr auf die andere Seite gewechselt? Auf die des Teufels?«
    »Ich will weg!«
    Ich lachte ihr ins Gesicht. »Sie haben Angst vor dem Kreuz, nicht wahr? Sie hassen es. Man hat Ihnen diesen Hass regelrecht eingepflanzt. Früher war es sicher nicht so. Wer hat dafür gesorgt? Clarissa? Ist sie es gewesen? Sie ist doch eure Äbtissin. Hat sie alle gedreht?«
    Sie spie mir ins Gesicht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich zuckte zurück und meine Bewegung wurde dabei etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher