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1819 - Eine Ladung Vivoc

Titel: 1819 - Eine Ladung Vivoc
Autoren: Unbekannt
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zwei Arme von dunkelgrüner Farbe aus dem Rumpf, an denen je sechs wurmartige Finger saßen. Der Oberkörper wirkte verwachsen und wies etliche Knorpelwülste auf. Der Unterkörper war schlank und mehrfach geschnürt. Er sah aus wie bandagiert, doch es handelte sich um ein grünes Exoskelett, das dem schlanken Körperende Halt bot.
    Den Kontakt zum Boden stellten achtzehn Pseudopodien her, die das Körperende kranzförmig umgaben.
    Zusammen mit den Hunderten wurmähnlicher Fortsätze am Hinterkopf erweckten sie den Eindruck, als handle es sich bei ihnen tatsächlich um pflanzliche Lebewesen. In einer schilfbewachsenen, seichten Umgebung würde man sie nicht sofort als intelligente Lebewesen erkennen.
    Der Arkonide blieb stehen und lauschte. Die Alazar unterhielten sich mit dünnen, hellen Stimmen in einer Art Singsang. Atlans fotografisches Gedächtnis identifizierte die Sprache sofort. Es handelte sich um dasselbe Idiom, das auch Gazkar und Neezer benutzten. Offensichtlich handelte es sich um eine Verkehrssprache ihrer Heimat, vergleichbar mit dem Interkosmo der Milchstraße.
    „Sie reden über das, was bevorsteht", flüsterte ihm der Pikosyn zu. „Die Ebokazza wird ein Erfolg. Die Bewohner Lafayettes sind hervorragender Bund. Ein Glücksfall für Vivoc. Das Menschenvolk eignet sich besonders gut für ihr Vorhaben. Die Eloundar werden zufrieden sein. Es kann sich übrigens nur um kurze Zeit handeln, bis das Signal eintrifft, das die Heiligen und Vivoc ankündigt. Die langen Stäbe heißen übrigens Karzze und senden modifizierte Tangle-Signale aus. Die Stäbe dienen zur Zähmung des Bundes, falls dieser sich als widerspenstig erweist. Das scheint es also auch schon gegeben zu haben."
    Atlan hatte genug gesehen und gehört. Lautlos glitt er an den vier Wesen vorüber. Die Alazar erstarrten und hantierten an den künstlichen Panzern ihrer Oberkörper.
    Beeil dich! Sie nehmen deine Anwesenheit wahr!
    Pah! Er bog bereits um die Korridorecke und sah den Eingang zur Etage vor sich. Der Öffnungsmechanismus funktionierte wie gewohnt durch Berühren der Kontaktfläche. Hinter sich hörte er das gemeinschaftliche Kratzen auf dem Fußboden.
    Die Alazar verfolgten ihn.
    Atlan trat ein und ließ die Tür zufahren. Vor ihm lag ein großer Saal des ehemaligen Kontors. Männer, Frauen und Kinder drängten sich darin. Er schätzte die Zahl auf gut tausend Personen - in diesem einen Saal.
    Sie konnten sich kaum bewegen und suchten immer wieder eine der Gruppen auf, die sich im Gänsemarsch auf einem weiten Kreis durch die Menge bewegten. Auf ihren Gesichtern lag ein verklärtes Lächeln. Woran sie dachten, konnte der Arkonide mitverfolgen, wenn er die Abschottung durch den Extrasinn ein wenig lockerte und der Botschaft des Tangle-Scans lauschte. Zwei Gedanken beherrschten die Menschen.
    Probanden und Glückseligkeit.
    In seinen Augenwinkeln bildete sich salziges Sekret. Zwei Gedanken für einen Menschen, das war zuwenig. Es kam einem fast vollständigen Verlust der Persönlichkeit gleich. Auf Lafayette wurden die Menschen geistig versklavt und für einen noch unbekannten Zweck mißbraucht.
    Atlan wartete auf einen geeigneten Augenblick, schaltete das Deflektorfeld ab und mischte sich unter die Kolonisten. Bereitwillig machte man ihm Platz. Er fügte sich in den Kreis ein und musterte die Gesichter.
    Das blödsinnige Grinsen schenkte er sich.
    Du kennst einen der Anwesenden!
    Er benötigte ein paar Sekunden, um die Stelle zu Emden, wo er das Gesicht gesehen hatte. Es gehörte Feldmau Hardie, dem langjährigen Kontorleiter der Company. Atlan hatte ihn ein paarmal auf Terra und Olymp gesehen.
    Der Arkonide verließ den Wanderkreis und gesellte sich zu dem knapp zweihundert Jahre alten Terraner. Dieser war deutlich dicker, als er ihn in Erinnerung hatte. Überhaupt machten alle Menschen in der Halle einen wohlgenährten Eindruck. Atlan verzichtete vorerst darauf, den Widerspruch des Aussehens zum Zustand der Gefangenschaft aufzulösen. Es gab wichtigere Dinge.
    „Feldmau, erkennst du mich wieder?"
    Hardie starrte ihn an und strahlte. „Vivoc? Bist du Vivoc?"
    „Ich bin Atlan."
    „Atlan?"
    Für einen winzigen Augenblick glomm so etwas wie Erkennen in den Augen des Mannes auf. „Atlan?"
    „Ja. Was ist hier los? Was weißt du?"
    Im Gesicht des Terraners begann es zu arbeiten. Seine Augen bewegten sich fahrig hin und her, als habe er Mühe, die Gedanken zusammenzuhalten.
    „Es kam plötzlich über uns. Vor einer Stunde. Wir haben
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