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1816 - Hüter der Glückseligkeit

Titel: 1816 - Hüter der Glückseligkeit
Autoren: Unbekannt
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klaffende Lücke bis zum Niveau der Stadtoder vielleicht besser Slumbewohner, denn das Leben, das die Geschöpfe von Gaalo führen mußten, war wirklich erbärmlich. Im Grunde waren alle diese Plantagoo-Intelligenzen Fürsorgeempfänger, auf die Fütterung und Einkleidung durch die Schüsselroboter angewiesen.
    Es gab keine Industrie in Gaalo, keine Landwirtschaft in der Umgebung der Stadt, nur die heruntergewirtschafteten Häuser, die nicht gereinigten Straßen, die kümmerlichen Unterstände.
    Schon nach dem ersten Kontakt hatte ich mich gefragt, was diese Lebewesen wohl auf Gaalo hielt, da sie doch offenbar mit einem Raumfahrzeug angekommen waren und mit einem anderen Raumfahrzeug wegfliegen konnten. Aus welchem Grund ertrugen die Gaalo-Bewohner dieses elende, materiell kümmerliche Leben und die Entwürdigung, die es mit sich brachte?
    Nun, inzwischen weiß ich, warum. Auf dem Höhepunkt jeder GlücksReduktion habe ich mich selbst gefragt, ob dies nicht die beste aller Lösungen auch für mich war, und in diesem Augenblick hatte die Antwort eindeutig „Ja!" gelautet. Sich Wünsche erfüllen zu können, war gewiß eine feine Sache, aber in der buchstäblichen Bedeutung dieser Redensart wirklich und wahrhaftig wunschlos glücklich zu sein, war eine ganz andere Erfahrung.
    Aber jetzt ...
    „Wir werden es schon schaffen. Wir haben doch immer einen Weg gefunden, Probleme zu lösen, nicht wahr, Dicker?"
    Dieses Mal lächelt er nicht, diesmal zeigt er ein Grinsen. Aber es sieht anders aus, als ich es von ihm kenne, nicht so breit, und es liegt auf einem Gesicht, das schmal und hart geworden ist.
    Ich ahne, daß ich nicht viel besser aussehe. Wir haben tagelang von kümmerlichsten Vorräten gelebt, unten, auf der Basaltebene, im Dschungelstreifen und während des Aufstieges durch die Felswand.
    Danach ist es nicht viel besser geworden. Wir haben uns von den Schüsselrobotern füttern lassen, mehr ist nicht zu erreichen gewesen. Das Essen ist nicht besonders, weder besonders schlecht noch besonders gut. Es ist knapp bemessen, eine Fingerbreite oberhalb einer Hungerration.
    Dazu die Kälte, der ätzende Regen, der klamme Wind ...
    Die letzten Tage haben uns geschlaucht und ausgepumpt, trotz Aktivator. Wahrscheinlich habe ich Dutzende von Kilo verloren und sehe jetzt aus wie mein eigenes Gespenst, aber hoffentlich nicht so ausgemergelt wie Perry Er ist ‘von Natur aus ein hagerer Kerl, aber jetzt macht er einen fast ausgemergelten Eindruck. Die Augen liegen tief in den Höhlen, die Haut wirkt gerötet, teilweise fleckig und schrundig.
    Ich nicke langsam.
    Perrys Optimismus ist einfach nicht totzukriegen, und immer reißt er mich damit mit. Schon seit Jahrtausenden, praktisch, seit wir uns kennengelernt haben.
    „Klar, schaffen wir, Perry", höre ich mich sagen.
     
    2.
     
    Foremon hatte Mühe, die Ereignisse zu verdauen.
    Dinge waren geschehen, die seinem Denken und Empfinden kraß zuwiderliefen. Für ihn, den Wächter der Ebene, war körperliche Unbeweglichkeit etwas Gräßliches gewesen, verbunden mit einem Gefühl von Ohnmacht.
    Aber dieses Mal ....
    Foremons sensibler, zerbrechlicher Körper war von Empfindungen durchrast worden, die er nie zuvor wahrgenommen hatte. Für lange Augenblicke hatte er sich frei gefühlt, frei von allem. Die Verantwortung für die Ebene und den Pilzdom hatte ihn nicht mehr belastet. Die Abscheu vor den Fremden, die er jagte, hatte ihn verlassen; er grollte ihnen nicht mehr wegen des Todes des vierten Boten von Thoregon, auch nicht wegen des Mordes an Steinkind.
    Völlig reglos hatte Foremon das alles über sich ergehen lassen. Es war angenehm gewesen, obwohl er nichts hatte tun können, nicht einmal Energie aufnehmen. Das Wetter war einfach zu schlecht dafür. Auf der anderen Seite würde er auch so viel Energie nicht benötigen.
    Seine Heimat war die Basaltebene, nur dort war er in der Lage, seine besondere Gabe einzusetzen und zu morphen. Hier oben kam dergleichen wohl kaum in Frage.
    Erstarrt und dennoch glücklich eine seltsame Kombination. Sie hatte nichts gemein mit den Ruhephasen, die Foremon aus seiner Vergangenheit bekannt waren. In denen hatte er Kräfte und Energien akkumuliert, in Vorbereitung auf etwas, das den Einsatz seiner Kräfte notwendig machen würde.
    Foremon hatte einen Standort bezogen, von dem aus er die Stadt überblicken konnte. Dorthin kehrte er auch nach Abschluß des Vorgangs der Glücks-Reduktion in die Wirklichkeit zurück und gewann erneut die Kontrolle
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