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1816 - Hüter der Glückseligkeit

Titel: 1816 - Hüter der Glückseligkeit
Autoren: Unbekannt
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bezeichnet werden können. Und in der Mitte ist jener Bezirk, in den der Andro-Hüter jetzt in majestätischer Langsamkeit zurückkehrt - Herz-FÜNF, der Sperrbezirk, in den niemand hinein darf. Ob dort überhaupt jemand außer dem Andro-Hüter lebt? Wir wissen es nicht.
    Im Augenblick interessiert uns dies alles nicht sonderlich.
    Wir haben eine Glücks-Reduktion .erlebt, so ziemlich das Vollkommenste, das einem lebenden Geschöpf geboten werden kann. Ja, der Name paßt durchaus, man muß ihn nur anders interpretieren.
    Glücks-Reduktion, das heißt: Du wirst in deinem Denken und Fühlen reduziert auf das Empfinden eines ungetrübten, perfekten Glücks. Noch genauer: Es werden nicht nur alle deine Sehnsüchte gestillt, vielmehr hast du keine Sehnsüchte mehr. Da ist keine Lücke mehr, die aufgefüllt werden müßte, keine unerledigte Rechnung aus der Vergangenheit, die noch präsentiert werden sollte. Nichts mehr interessiert dich wirklich, nach nichts verlangt es dich mehr, außer dem einem: Dieser Augenblick der Glücks-Reduktion ist so köstlich, daß er ewig währen sollte - und wenn du diesen Punkt erst einmal erreicht hast, dann sieht es auch so aus und fühlt sich so an, als würde das Glück ewig währen.
    „Verweile doch, du bist so schön!" höre ich Perry mit geschlossenen Augen murmeln. Klingt nach einem Zitat, übrigens einem, das ich kennen sollte und könnte. Sei’s drum.
    Langsam dringt der unangenehme Alltag von Gaalo wieder in meine Wahrnehmung ein.
    Da ist diese Kälte, eine böse, nässende und buchstäblich ätzende Kälte. Nicht jener klirrende, staubtrockene Frost, der einen Winterurlaub zum Erlebnis werden lassen kann; die Kälte von Gaalo ist schmierig und hartnäckig, kriecht in die Kleidung, klebt an der Haut fest und schmatzt einem die Kraft aus jedem Muskel. Sie ist widerwärtig, nicht zuletzt deswegen, weil sie unaufhörlich zu sein scheint.
    Ich habe den Blick nach oben gerichtet.
    Herz-FÜNF ist von einer Mauer umgeben, wie eine Festung. HerzFÜNF liegt knapp vierzig ‘Meter über dem Rest der Hochebene und den anderen Stadtteilen. Wahrscheinlich hat man eine Art Tafelberg gefunden und derart ausgebaut; oder speziell für Herz-FÜNF wurde das Erdreich vierzig Meter hoch aufgeschüttet und dann mit einer Mauer aus Beton umgeben. Am Zustand des Betons kann man erkennen, daß die Stadt schon viele Jahre auf dem Buckel hat. Er ist von grünen Moosen und Flechten überzogen, die als eine glitschige, kletterfeindliche Oberflächenversiegelung den Beton überziehen.
    Vor uns ragt der sogenannte Bunker in die Höhe, eine halbrunde Vorwölbung der Stadtmauer, vierzig Meter hoch und sechzig Meter breit. Jetzt, in diesem Augenblick öffnet sich ein Stück der massiven Betonwand, eine Schleuse tut sich auf, und die Antigravplattform mit dem Hüter der Glückseligkeit verschwindet darin.
    Damit ist das Ritual beendet.
    Ich sehe und höre, wie Perry einen langen Seufzer ausstößt.
    Gleichzeitig beginnt sich die Menge in unserer Nähe zu zerstreuen. Ich blicke in die Gesichter der Tasch-Ter-Man, der Mocksgerger, der Kroogh und der Zentrifaal, aber meine Kenntnis der Plantagoo-Völker, deren Sprache, Mimik und Gestik ist viel zu gering, um erkennen zu können, was in ihnen vorgeht.
    Ohne Translator komme ich mir in dieser Situation wie verstümmelt vor. Gerade wenn Angehörige zweier verschiedener Völker oder Kulturen aufeinandertreffen, ist Kommunikation von allergrößter Bedeutung, und ohne die Hilfe eines modernen Translators ist diese Kommunikation ein elend schwieriges Geschäft, das sich in die Länge ziehen kann.
    „Wir müssen dort hinein", läßt Perry sich vernehmen.
    Ich sehe, wie er auf den Bunker deutet.
    „Da hinein? Durch meterdicken Beton? Und wie willst du das machen, ganz ohne Werkzeuge?"
    Wir haben keine Waffen bei uns vielleicht ganz gut so. Ich jedenfalls wäre sehr mißtrauisch geworden, wäre in meinem Vorgarten ein Alien gelandet, das mit Waffen behangen war. Aber leider hatten wir nicht einmal ein Vibratormesser dabei, praktisch gar nichts, was uns nützte.
    Es gab auf Galorn durchaus moderne Technik. Ein Beweis dafür war die Antigravplattform, die der Hüter des Glücks benutzt hatte. Ein anderer Beweis waren die Raumschiffe gewesen, die auf der Hoch ebene gelandet waren. Wir hatten sie vom Pilzdom aus sehen können, seltsame, daumenförmige Raumer unbekannter Herkunft. Auch die Schüsselroboter machten einen durchaus modernen Eindruck.
    Dann aber gab es eine
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