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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition)
Autoren: Ludwig Rellstab
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du in den Fügungen, die ich für die gnadenreichsten des Himmels halte?«
    »Auch ich halte sie dafür; doch haftet nicht für uns beide ein schweres Geschick daran? Deine schöne Begeisterung, Ludwig, hat dich in trunkener Freude hingerissen. So muß ich dir sagen, was ich sonst von dir , der du immer besser gewesen, edler empfunden als ich, gehört hätte?« – »Vollende nicht,« unterbrach ihn Ludwig schnell; »ich weiß, was du sagen willst. Gewiß, dies Opfer wird schwer; es ist der Ring des Polykrates, den wir ins Meer werfen müssen.« – »Ich verstehe euch beide,« sprach Marie mit tiefer Rührung; »aber es muß sein, es muß, so bitter es ist. Und Rasinski wird der erste sein, der euern Entschluß anerkennt. Selbst groß gesinnt, empfindet er auch jedes Große wahr und unverfälscht; aber frei, offen müßt ihr vor ihn treten. Durch niemand anders als durch euch erfahre er, daß ein Tag kommen kann, wo ihr feindlich gerüstet einander gegenübersteht.«
    »So sei es,« sprach Bernhard schnell; »wir schreiben ihm, sobald es entschieden ist, was wir tun.« – »Das kann schnell geschehen sein,« fiel Arnheim ein; »der Gang, der Sie zu Kämpfern für Deutschlands Freiheit machen soll, ist noch in dieser Stunde möglich.«
    »So gehen wir, denn es gibt keinen Grund des Säumens mehr für uns«, erwiderte Bernhard entschlossen. Sie gingen. – –
    Am nächsten Morgen enthielten die Zeitungen den Aufruf des Königs an sein Volk, den Aufruf vom dritten Februar des Jahres Eintausendachthundertunddreizehn. Der Sturm der Begeisterung wehte durch alle Herzen. Mit lautem Siegesruf strömten die deutschen Männer herbei zu den wehenden Bannern der auferstehenden Freiheit; Tränen der Freude glänzten in den Augen deutscher Jungfrauen, und ihre sanfte Brust hob sich stolz im vaterländischen Bewußtsein. Freudig sah die Mutter den Sohn, die Schwester den Bruder, die Braut den Geliebten dahinziehen; jede bange Träne zerrann in dem stolzwogenden Meer erhabener Freude, dessen Wellen im rosigen Morgenschein der Hoffnung leuchteten. O schöne Zeit, o golden strahlende Aurora der Freiheit, die einen ewig heitern Frühlingshimmel über Deutschlands Fluren zu wölben versprach!
    Bernhard und Ludwig waren in das Heer eingetreten; der nächste Morgen schon erblickte sie neu in Waffen. Doch herrschte eine düstere Beklemmung in ihrer Brust, denn zu schwer lastete das Verhängnis auf ihnen, das sie zwang, von nun an dem edelsten Freunde, dem Retter und Beschirmer ihrer Tage als Feinde gegenüberzutreten und die Waffen gegen sein verehrtes Haupt zu führen. Nicht eher konnte diese düstere Stimmung weichen, bis es rein zwischen ihnen und Rasinski geworden war. Daher nutzten sie die erste Stunde der Muße nach ihrem Entschlüsse, um ihn selbst damit bekannt zu machen. Ludwig schrieb ihm:
    »Teuerster Freund! An Dein edles, großfühlendes Herz richte ich diese Worte. Der Strom der Weltgeschicke, der auf wild gehobenen Wellen mich zu Dir trug und meine Tage Deinem Schutz anvertraute, hat uns jetzt weit auseinander gerissen. Doch er trennt uns nicht nur, sondern er treibt mich Dir sogar feindlich entgegen. Noch ehe ich das Wort erkläre, weiß ich, hast Du es verstanden. Die Völker treten in einen furchtbaren Kampf; der einzelne kann sich nicht von der heiligen Sache des Vaterlandes lossagen; doch bluten darf sein Herz unter der grausamen Pflicht. Du hast den Schiffbrüchigen, der verloren auf stürmenden Wellen trieb, an Bord genommen und gerettet an den sichern Strand der Heimat geführt. Und jetzt soll er, den stolzen Segeln der vaterländischen Flotte folgend, das Verderben dahin senden, wo er Rettung fand! Freund, der Du mich kennst, der Du meine Liebe tausendfach geprüft, frage Dich, ob ich undankbar sein kann. Ich weiß und vertraue mit heilig unerschütterlichem Glauben darauf, Du werdest mir vergeben, unsere Freundschaft werde selbst dieser Sturm der Geschicke nicht trennen. Gewaffnet sollen wir einander entgegentreten, aber in der ganzen Schar meiner heimatlichen Brüder wird mein Herz für kein so teueres Leben zittern als für das, was höhere Gesetze mich feindlich zu bekämpfen zwingen. Das Gebet der Unsern sei unser Schutzengel; Bianka und Marie werden, wenn die Donner der Schlacht ertönen, ihre reine Hand flehend erheben, daß der Allgütige uns das Äußerste erspare. Durch das finstere Dunkel des dampfenden Schlachtgewölks glänzt mir ein holder Stern, der Stern des Friedens. Auch diese Stürme werden
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