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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition)
Autoren: Ludwig Rellstab
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nicht, mit allen Truppen ins Feld zu rücken. Neben seiner kritischen Berichterstattung begann er eine umfangreiche literarische Tätigkeit. 1825 hatte er zwei Bändchen »Sagen und romantische Erzählungen« erscheinen lassen, denen 1829 ein dritter Band folgte. 1826 übersetzte er das Werk von Walter Scott »Über das Leben und die Werke der berühmtesten englischen Romandichter«, und 1827 folgte eine Sammlung seiner »Gedichte«. Die Hochflut des Theaterinteresses, die hauptsächlich den musikalischen Leistungen zu danken war, hatte auch in die literarische Tagesliteratur der Hauptstadt eine lebhafte Bewegung gebracht. Die Journalgründungen des Humoristen Saphir bedeuteten den eigentlichen Beginn der Berliner Journalistik; er führte zum erstenmal die sogenannte Nachtkritik ein und brachte es fertig, seine kritischen Glossen über die abendlichen Vorgänge bereits am andern Morgen zum Frühstück aufzutischen, während sich bisher das kritische Echo über künstlerische Darstellungen in den schwerfälligen alten Zeitungen erst nach zwei bis drei Tagen vernehmen ließ. Sein immer schlagfertiger schonungsloser Witz machte ihn eine Zeitlang zum offiziellen Narren der ganzen Stadt, sogar des preußischen Hofes, denn der damalige König Friedrich Wilhelm III. wandte diesem Schalk seine besondere Gunst zu, und es gab Zeiten, wo Saphir von all dem Zensurzwang so gut wie befreit war, unter dem die ganze übrige Presse seufzte. Schon diese empfindliche Konkurrenz hatte zur Folge, daß Saphir bald mit der Mehrzahl der Berliner Schriftsteller in heller Fehde lag; jede Nummer seines »Berliner Courier« oder seiner »Berliner Schnellpost« brachte einen neuen Skandal, man bewarf sich gegenseitig mit Pamphleten in Prosa und Versen und schleppte die ganze schmutzige Wäsche der Literatur auf den Markt vor die Augen eines johlenden Publikums. Durch seinen zügellosen Witz hatte Saphir die Lacher doch schließlich immer auf seiner Seite, und die öffentliche Ruhe stellte sich erst wieder her, als er sich auch bei seinen mächtigen Gönnern unmöglich gemacht hatte und 1829 Berlin verlassen mußte. Um die bessern Elemente der Literatur zu sammeln, gründete Rellstab mit einem Freunde Coppenhagen das »Allgemeine Oppositionsblatt (Berliner Stafette), eine Zeitschrift für Literatur und Kunst«, das 1828 und 1829 erschien, ohne aber eine besondere literarische Mission durchführen zu können. Die Musik war Rellstabs Domäne, und um neben der »Vossischen Zeitung« noch ein eigenes Organ zu haben, wo er eingehender seinen Standpunkt verteidigen konnte, gründete er 1830 eine musikalische Zeitschrift »Iris im Gebiete der Tonkunst«, die sich bis zum Jahre 1841 behauptete.
    Das Bleibende unter diesen mancherlei Unternehmungen wurde aber Rellstabs Stellung an der »Vossischen Zeitung«. Sein Leben hatte damit in eine Bahn gelenkt, die er nicht mehr verlassen sollte. Vom 3. November 1826 an, wo seine erste Kritik über die Aufführung von Webers »Euryanthe« im Königlichen Opernhaus am 31. Oktober erschien, bis zu seinem letzten Lebenstage hat er dieses Amt verwaltet und noch am Abend vor seinem Tode in der Nacht vom 27. bis 28. November 1860, also volle 32 Jahre, war er auf diesem Posten, auf dem er ungewöhnliche Erfolge erzielte. Für die Geschichte der Musik hat Rellstabs kritische Tätigkeit ihre anerkannte Bedeutung. Natürlich war sie nicht frei von Einseitigkeiten und Irrtümern, die zuzugeben er übrigens tapfer genug war, und wie schon Rellstabs Vater die Vorliebe seines Sohnes für Webers Kompositionen nicht begreifen konnte, so war auch Ludwig Rellstab nicht immer ein Freund der jungen Künstlergeneration, die in den dreißiger und vierziger Jahren auftrat. Rellstab war, wie sein Zeitgenosse und Landsmann Karl Gutzkow sich ausdrückte, der »Verteidiger des 24pfündigen, klassischen Kalibers«. Seine Ideale waren Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven, auf der Bühne die Gestalten einer Iphigenie oder Alceste, eines Don Juan oder Fidelio. Seine musikalische Erziehung durch seinen Vater und durch seine Freunde Berger und Klein ist für sein Urteil allzeit bestimmend gewesen. Er hatte eine unbeschränkte Vorliebe für die ältere deutsche Musik, und seine Ablehnung so vieles Fremden beruhte auf einer warmen nationalen Empfindung. Er konnte sich mit Recht darüber empören, daß der deutschen Kunst meist die notwendigsten Mittel fehlten, um ins Leben zu treten, während der fremdländischen Produktion, besonders der Italiener und
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