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1811 - Der Vogelmensch

1811 - Der Vogelmensch

Titel: 1811 - Der Vogelmensch
Autoren: Jason Dark
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und der Motor des Geländewagens ansprang, mit dem die Tierärztin unterwegs war.
    Das Vogelmädchen blieb zurück. Allein in einem großen Haus. Es war ja nicht das erste Mal. Wäre die Sache mit dem Schatten nicht gewesen, sie hätte sich nicht einen Gedanken gemacht.
    So aber war sie verunsichert. Sie wusste nicht, ob sie auf das Erscheinen des Schattens warten sollte oder so tun, als wäre er gar nicht vorhanden.
    Das konnte sie nicht.
    Nachdem die Tierärztin gefahren war, verließ sie ihr Zimmer und ging zunächst durch den Flur bis zur Haustür. Im Haus war es warm, doch als sie die Tür geöffnet hatte, da traf sie die Kälte wie ein Schock.
    Es gab keine Wolkenformationen, die den Himmel bedeckt hätten. Das deutete darauf hin, dass es wieder eine klare Nacht geben würde. Die Temperaturen würden entsprechend sinken und die Menschen zurück in die Häuser treiben. An einen nächtlichen Flug war dabei nicht zu denken.
    Das schien dieser Schatten anders zu sehen, denn er kam. Ihm machte das Wetter nichts aus. Er zog seine Kreise, er ging seinen Plänen nach, und Carlotta fragte sich, was das wohl für Pläne waren. Noch war nichts passiert. Er hatte sich nur einige Male als eine Drohung gezeigt, das war alles.
    An diesem Abend war das Vogelmädchen besonders angespannt. Den Grund kannte sie nicht. Sie hatte fast das Gefühl, als wäre diese Nacht besonders wichtig für sie.
    Und jetzt war Maxine nicht da.
    Carlotta hatte hin und her überlegt, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn sie der Tierärztin Bescheid gesagt hätte. Da hätte sich schon etwas ändern können. Sie hätte Maxine vielleicht begleiten können, aber das war jetzt vorbei.
    Sie war und blieb allein, und sie dachte nicht im Traum daran, einen Ausflug zu machen. In der letzten Zeit hatte sich das Telefon nicht gemeldet. Es war im Haus still geblieben, das Carlotta noch immer durchwanderte. Irgendwie musste sie das tun. Sie hatte nicht den Nerv, sich hinzusetzen und abzuwarten.
    Sie ging in die Küche. Zu trinken gab es immer etwas. Sie entschied sich für eine Apfelschorle, die ihr gut schmeckte, auch weil sie so kalt war.
    Auch hier schaute sie durch das Fenster. Ihr Blick fiel über das flache Land vor dem Haus. Rasen sah sie nicht, denn dort lag der harte Schnee. Wege waren geräumt worden, und wenn sie den Schnee näher betrachtete, kam er ihr vor wie eine düstere Schicht aus Eis.
    Der Himmel war leer, und kein Schatten bewegte sich darüber hinweg.
    Also gab es keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
    Und doch machte sich das Vogelmädchen Sorgen. Carlotta kam einfach nicht darüber hinweg, dass sie so bedrängt wurde. Dafür musste es einen Grund geben. Sollte man jedenfalls meinen.
    Auch da musste sie passen.
    Nichts, gar nichts. Das Erscheinen des Schattens war aus heiterem Himmel erfolgt.
    Und jetzt wartete sie wieder, dass der Schatten erneut erschien. Dass er plötzlich da war und sich vor das Fenster legte. Bisher hatte sie noch nicht erkannt, wer ihn warf, sie hatte nur den Schatten gesehen.
    Carlotta ging wieder zurück in ihr Zimmer. Die Flasche nahm sie mit. Hunger verspürte sie keinen. Auf jeden Fall wollte sie bis zur Rückkehr der Tierärztin warten.
    Sie trat ans Fenster und überlegte, ob sie es öffnen sollte oder nicht. Dabei blickte sie nach draußen und wartete darauf, dass etwas passierte.
    Sie wartete nicht vergebens.
    Es geschah!
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass eine dunkle Decke vor ihren Augen wehte, aber das war keine Decke, das wusste sie genau.
    Der Schatten war wieder da!
    ***
    Nach diesem Gedanken klopfte ihr Herz schneller. Es gab keinen Zweifel, nur hatte sie ihn nicht kommen sehen. Er hatte sich herangestohlen wie ein Dieb, aber jetzt war er nicht mehr zu übersehen.
    Vor dem Fenster war es dunkler geworden. Als hätte man einen Vorhang nach unten fallen lassen. Sie schaute gegen dieses schwarze Segel und spürte, dass ihr die Schauer nacheinander über den Körper rannen.
    Wollte sie etwas tun?
    Das war die Frage. Vorgenommen hatte sie es sich, doch diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen, das war schon ungeheuer schwer. Es kostete sie Überwindung.
    Sie blieb stehen. Stocksteif. Wieder kroch etwas Kaltes ihren Rücken hinab. Es war beinahe wie immer. Nur eines hatte sich verändert, und das war für sie sehr wichtig.
    Sie hatte sich nicht zurückgezogen bis in ihr Bett, sie war bereit, sich den Dingen zu stellen, denn sie wollte endlich erfahren, was oder wer diesen Schatten warf.
    Zunächst trat sie
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