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1811 - Der Vogelmensch

1811 - Der Vogelmensch

Titel: 1811 - Der Vogelmensch
Autoren: Jason Dark
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Beruf ergreift, der weiß, auf was er sich eingelassen hat.«
    »Hoffentlich.«
    Maxine Wells stieg wieder in den Wagen, startete den Motor, drehte einen Halbkreis und fuhr vom Hof. Dieser Einsatz war vorbei, und sie war zufrieden. Sie hoffte, in den folgenden Stunden nicht noch mal nach draußen zu müssen. Sie freute sich auf ihr warmes Wohnzimmer.
    Der Himmel über ihr war blank. Er lag dort wie ein riesiger See, dessen Oberfläche sich nicht bewegte, die aber zahlreiche Löcher bekommen hatte, durch die ein kaltes Licht schimmerte. Es waren die Nächte, in denen der Frost seinen Atem ausgebreitet hatte und die Oberfläche des liegenden Schnees frostig werden ließ.
    In den Orten waren die Straßen geräumt worden. Außerhalb nicht. Da lag der Schnee noch und sorgte dafür, dass es nie richtig dunkel wurde, weil er das Sternenlicht reflektierte.
    Maxine Wells musste durch eine kleine Ortschaft fahren, bevor sie die ersten Ausläufer von Dundee erreichte. Hier lebte sie zusammen mit Carlotta, und sie hatte es geschafft, das Geheimnis des Vogelmädchens zu bewahren. Darauf war sie stolz. Nur wenige Menschen waren eingeweiht, unter ihnen auch ein Freund in London, der John Sinclair hieß und für Scotland Yard arbeitete.
    Als sie an ihn dachte, huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Oft genug hatten sie den einen oder anderen Fall erlebt und hatten auch um ihr Leben bangen müssen.
    Sie rollte über die Straße durch die kleine Ortschaft, die wie eingefroren wirkte. Es gab nur selten Fenster, die erleuchtet waren. Und wenn Maxine hinschaute, dann hatte sie den Eindruck, dass selbst das Licht eine gewisse Kälte angenommen hatte.
    Eiszapfen hingen von den Hausdächern wie helle Speere.
    Maxine Wells hatte den Ort schnell durchfahren. Vor sich sah sie wieder das flache, weite und mit Schnee bedeckte Land, aber sie sah auch die Lichtglocke in der Ferne. Dort befand sich die große Stadt Dundee, die an die Nordsee grenzte und auch einen Hafen hatte, der teilweise zugefroren war. Immer wieder mussten die Eisbrecher fahren, um den Schiffen die nötigen Fahrrinnen zu schaffen.
    Die Tierärztin freute sich nicht nur auf ihr Zuhause, sondern auch auf etwas Heißes. Ein Tee würde ihr gut tun. Sie dachte auch an Carlotta, und sie glaubte nicht, dass sich das Vogelmädchen ins Bett gelegt hatte, um zu schlafen. Nein, sie würde aufbleiben, das kannte man bei ihr. Sie wartete stets, bis Maxine von ihren Einsätzen zurück war.
    Sie spielte mit dem Gedanken, Carlotta anzurufen und sie zu bitten, schon den Tee zu kochen. Lange würde sie nicht mehr unterwegs sein. Nein, das tat sie nicht. Es war schon spät, und sie wusste selbst, dass späte Anrufe jemanden aufschrecken konnten.
    Sie fuhr weiter. Lichter rückten an die Straße heran. So sah es zumindest aus. Es waren nur die ersten Häuser, die auftauchten und hinter deren Fenstern Licht brannte.
    Dundee war erreicht. Zugleich sah sie an der linken Seite das Ortseingangsschild. Ein karges Lächeln huschte über ihre Lippen.
    Sie hatte das Glück, nicht direkt in der City zu wohnen, sondern etwas außerhalb in einem kleinen Vorort. Das war ihre Welt, da fühlte sie sich wohl.
    Ihr Haus mit der Praxis lag auf einem größeren Grundstück. Da war vorne sehr viel Platz und an der Rückseite ebenfalls. Sie hatte einen Garten angelegt und fühlte sich sehr wohl in dieser Umgebung. Nicht so städtisch, aber auch nicht nur ländlich, denn Bauernhöfe gab es nicht, sondern normale Häuser in der Umgebung.
    Sie musste von der Straße ab und auf die Zufahrt rollen, die dort endete, wo das Haus begann. Über der Tür brannte eine Lampe. Sie verstreute eigentlich ein warmes Licht, aber bei dieser Kälte sah auch das eisig aus.
    Maxine ließ den Wagen ausrollen und stoppte dort, wo sie immer stand. Das Motorengeräusch verstummte. Sie hatte ihm noch nachgelauscht und atmete tief durch. Sie war erleichtert. Es war mal wieder geschafft.
    Und es war wie immer. Carlotta hatte auf sie gewartet und ihr Kommen bemerkt. Jetzt öffnete sie die Haustür, blieb aber auf der Schwelle stehen.
    Maxine öffnete die Tür des Geländewagens und stieg aus.
    Dabei schaute sie zu Boden. Sie wollte auf keinen Fall auf eine Eisfläche treten und ausrutschen. Aber es ging alles glatt. Sie schlug die Tür zu, konzentrierte sich auf ihren Schützling und wollte ins Haus.
    Es klappte nicht. Urplötzlich änderte sich alles. Der Angriff erfolgte überraschend und ohne Vorwarnung. Sie hatte den Angreifer auch nicht
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