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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa
Autoren: Unbekannt
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sie wollten mit Worten und mit Gesang etwas erreichen, was selbst hochgezüchtete Technik erst nach langwierigen Vorbereitungen vermochte. Das war ungefähr wie der Vergleich zwischen einem Medoroboter und einem Geistheiler.
    Die letzten beiden Segmente ...
    Irritiert registrierte Thooker das Flirren, das plötzlich unmittelbar vor dem Tempel in der Luft hing. Ein höchst seltsamer Vorgang, als hätte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen die Lichtbrechung verändert.
    Das Gebet der Herreach wurde lauter, eine mitreißende Melodie aus zweitausend nichtmenschlichen Kehlen. Bis weit über die Stadt hin mußte der Klang zu hören sein. Thooker ertappte sich dabei, daß auch er der Faszination nachgab, aber gleich darauf schüttelte er mit einer heftigen Kopfbewegung alles von sich ab.
    Eine riesenhafte Gestalt entstand, zwölf Meter hoch, humanoid, durchscheinend. Wie die Vergrößerung eines Herreach. Mehr als zweitausend von ihnen begrüßten sie mit frenetischem Jubel.
    „Schimbaa!"
    Wie eine alles mit sich reißende Flutwelle rollte der Ruf über den Tempelplatz.
    Die letzten fünfdimensionalen Segmente wurden schwächer. Bald würde es kein hyperenergetisches Schirmfeld mehr geben, das den Bohrkopf einhüllte.
    „Schimbaa, öffne das Tor! - Schimbaa, befreie Kummerog!"
    Mit unsicheren, tappenden Bewegungen setzte sich der Riese in Bewegung. Seine Schritte ließen den Boden erzittern; also war die scheinbare geistige Gestalt mittlerweile körperlich geworden.
    Thooker biß sich die Unterlippe blutig. Von seinem Standort aus hatte er den besten Überblick und sah überdeutlich, wie der Riese Schimbaa das Tor erreichte und den bereits geschwächten Schutzschirm berührte.
    Flammende Leuchterscheinungen versprühten nach allen Seiten, ein loderndes Feuerwerk erfaßte die durchscheinende Gestalt, doch der Riese verglühte nicht. Mit einem einzigen Schritt durchbrach er den Vorhang aus fünfdimensionaler Energie, der Augenblicke später verwehte.
    Das Gebet der Herreach hallte über den Platz. Von überallher fielen weitere Stimmen ein.
    Und der Riese Schimbaa verschwand im Inneren des hell erleuchteten Korridors.
     
    *
     
    Der LFT-Kommissar war fassungslos und zutiefst erschüttert. Von zwei möglichen Entscheidungen hatte er in einer im nachhinein völlig unverständlichen Fehleinschätzung der Situation zielsicher die falsche getroffen. Dabei war er gewarnt gewesen; Bruno hatte ihm alle Informationen über die Freiatmer sofort weitergeleitet.
    Er hatte es nicht glauben wollen. Es war auch unverständlich, daß nur durch Konzentration und gemeinsames Bemühen ein zwölf Meter großer Riese materialisierte. Eine technische Unmöglichkeit, wissenschaftlich vorerst unerklärbar.
    Die drei Reporter von TNR hasteten vorbei. Zweifellos wollten sie Schimbaa folgen, denn sie stürmten auf den Zugang zum Tempel zu. Sie mußten verrückt sein, ohne Ausrüstung ein solches Risiko einzugehen.
    Mit seinem SERUN war Khan schneller am Tor als Bechner.
    „Bis hierher und nicht weiter!" herrschte er die drei an. „Wenn ihr euch umbringen wollt, tut das gefälligst woanders."
    Ein dumpfes Dröhnen und Poltern erklang aus dem Korridor. Wieder hatten sie das Empfinden, daß der Boden erzitterte.
    „Jemand muß ihm folgen", widersprach Bechner. „Das ist eine einmalige Chance ..."
    „Ich gehe." Cistolo Khan duldete keinen Widerspruch.
    Myles Kantor und Ose Bandolph schwebten in dem Moment neben ihm herab. Sie trugen ebenfalls SERUNS.
    „Glaubst du, wir lassen dich allein?" fragte Kantor.
    „Ich will eine Kopie der SERUN-Aufzeichnungen!" rief Gloom Bechner hinter ihnen her. Keiner antwortete ihm.
    Neunzehn Meter hoch und siebzehn Meter breit war die Pforte, ein gewaltiger Schlund, der die drei Menschen verschluckte. Der Korridor war wirklich leer. Fünfzig Meter weißes Licht, das sogar die Filter der SERUNS durchschlug. Am Ende öffnete sich eine fremde, auf den ersten Blick unverständliche und völlig undurchschaubare Technik.
    „Das ist Wahnsinn", ächzte Bandolph.
    Selbst Myles Kantor hielt kurz inne und ließ dieses Konglomerat aus undefinierbaren, völlig fremdartigen Bausteinen auf sich wirken. Es suchte nach Vergleichen, doch es gab nichts, was dem Inneren des Bohrkopfes nur entfernt ähnlich gewesen wäre. Dicht gepackt drängten sich vermeintliche Energieerzeuger und Geräte, die am ehesten an bizarre, weit ausladende Antennensysteme erinnerten; mit filigranen, ja fast zerbrechlich anmutenden - Aggregaten? Nein, ein
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