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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa
Autoren: Unbekannt
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die den Tempel öffnen, nicht der von ihnen verachtete Cleros mit seinen festen Regeln und der in ihren Augen übertriebenen Vorsicht. Unter den Herreach bahnt sich ein Konflikt an wie noch nie. Sie kennen keine Kriege, doch diesmal könnten die Folgen unabsehbar werden. Diese Wesen mögen friedfertig sein, aber sie töten ebenso kompromißlos."
    „Weil ihnen der Tod wenig bedeutet." Bruno Drenderbaum nickte knapp. Mit seiner empathischen Fähigkeit erkannte er, daß Bechner von den eigenen Feststellungen und ihrer Brisanz überzeugt war.
    Offenbar handelte es sich wirklich nur noch um wenige Stunden, bis Cleros und Freiatmer vor dem Tempel aufeinanderprallten. Die Frage war nur, was sollte man oder was konnte man dagegen unternehmen?
    Die Herreach mit Gewalt zurückdrängen, vielleicht den Platz mit Energiefeldern abriegeln, aber dabei ihre religiösen Gefühle mit Füßen treten? Das durfte nicht sein. Schließlich waren die Herreach Herren ihres eigenen Planeten.
    „Ich erhalte uneingeschränkte Drehgenehmigung am Tempel?" erinnerte Bechner.
    Drenderbaum schürzte die Lippen. „Ich werde dich nicht daran hindern", sagte er. „Aber ich möchte dich eindringlich darauf hinweisen, daß die Seismologen ein schweres Erdbeben im Bereich der Stadt erwarten.
    Sie behaupten, es könnte ziemlich ungemütlich werden. Es ist wohl besser, wenn du und deine Leute gleich mit der Space-Jet verschwinden."
    „Die Entscheidung überlaß uns", wehrte Bechner ab. „Die Reportage, die ich erwarte, kann von TNR in die ganze Milchstraße verkauft werden."
    „Geld ist dir wichtiger als deine Gesundheit?"
    „Sogar wichtiger als mein Leben", spottete der Chefreporter und grinste herausfordernd. „Vielleicht", sagte er gedehnt, „habe ich mich von der Lebenseinstellung der Herreach anstecken lassen. Übrigens habe ich mit Gen Triokod über Naturkatastrophen aller Art gesprochen. Die Eingeborenen scheint es nicht einmal zu stören, wenn ihre Heimat vor der Zerstörung stünde. Sie behaupten, daß Kummerog für sie sorgen wird und sie ihm in seine Heimat folgen wollen."
     
    9.
     
    Als Chefwissenschaftler Thooker von der vergleichenden Berechnung aufblickte, die ihm der Syntron vor wenigen Minuten überspielt hatte, wirkte er zum erstenmal seit Tagen zufrieden. Doch die Spuren von Müdigkeit und Überanstrengung, die sich tief in sein Gesicht eingegraben hatten, konnte auch das fanatischste Feuer in seinen Augen nicht tilgen.
    Niemand redete, als er stumm den Kopf in den Nacken legte und sein Blick langsam an dem 1089 Meter hohen Bohrkopf in die Höhe wanderte, der sich fahl gegen den Nachthimmel abhob. Die Interferenzen waren erloschen, das fünfdimensionale Schirmfeld im normaloptischen-Bereich ohnehin unsichtbar. Alle Messungen und Analysen waren vorgenommen, es gab nichts mehr zu tun, außer ...
    „Wir beginnen endlich damit, das Feld schrittweise zu neutralisieren", sagte er. „In einigen Stunden, schätze ich, können wir den Bohrkopf betreten."
    „Dann wird sich herausstellen, was mit Trokan geschehen ist." Myles Kantor hatte vorübergehend Messungen von Bord eines Forschungskreuzers im stationären Orbit geleitet. Wie er hinzufügte, war er gerade noch rechtzeitig von Bord gegangen, um an dem bedeutungsvollsten Ereignis der jüngsten Geschichte des Solsystems aktiv teilzunehmen.
    Es war der 20. Oktober 1288 NGZ. Über diesem Teil des Planeten ging die Nacht ihrem Ende entgegen, im Osten zeigte sich bereits ein fahler Schimmer neuer Helligkeit. Doch das Farbenspiel der Atmosphäre ließ wenig Hoffnung auf einen schönen Tag.
    „Wir beginnen mit der Neutralisation in Abschnitt Bund steigern spiralförmig nach oben", erläuterte Thooker.
    Vor ihm schwebte ein irisierendes holografisches Abbild des Tempels. In der knapp einen Meter messenden Wiedergabe waren drei Dutzend Sektoren eingetragen. Schwankungen in der Felddichte hatten Rückrechnungen auf die Position einzelner Projektoren ermöglicht.
    „Zweiundsiebzig Abstrahlpole", murmelte Myles Kantor im Selbstgespräch. „Und das unter der Voraussetzung, daß keine Ersatzprojektoren einspringen."
    Thooker achtete nicht auf den Einwand. Mit lauter Stimme dirigierte er die Roboter, die die Kompensatoren aus der PAPERMOON brachten. Scheinwerferbatterien entrissen den Bohrkopf-Tempel der Finsternis und überschütteten den weitläufigen Platz mit gleißendem Licht.
    Schätzungsweise zweieinhalb- bis dreitausend Herreach waren auch jetzt noch versammelt. Viele von ihnen standen
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