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1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne
Autoren: Unbekannt
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eingehen, auf geringste Distanz Transformgeschosse zu zünden.
    Ein fünfeckiges Rumpfsegment glich dem anderen. Und alle wirkten makellos, als wäre das mächtige Schiff eben erst vom Stapel gelaufen. Nicht die Spur der üblichen Schäden war zu sehen, die durch Mikrometeoriten ebenso wie durch den Abrieb kosmischen Staubes hervorgerufen wurden.
    Noch fünfzig Meter ... Gloom Bechner schaltete schnell und ohne zu zögern, zugleich in dem Bewußtsein, daß der Syntron jeden Fehler ausbügeln würde. Das Schlimmste, was geschehen konnte, war, daß die GILGAMESCH ihre Schirmfelder aktivierte. Oder daß die PERSIA beim Aufprall beschädigt wurde und die freigesetzten Energien das kleine Schiff verglühen ließen. Beides war kein angenehmer Gedanke.
    „Was ist mit der Aufzeichnung?"
    „Alles okay. Die Reportage wird uns in den Top News nach vorne katapultieren."
    Bechner verkrampfte sich. Er hielt den Atem an. Konnte die PERSIA ohne Kodegeber den Formenergierumpf unbeschadet durchdringen? Was für Beiboote galt, traf hoffentlich auch auf die Space-Jet zu.
    Fünf Meter ...
    In Gloom Bechners Gedanken entstanden bereits Formulierungen, klangvoller und mitreißender als alle seine bisherigen Reportagen.
    Er schaltete das Antiortungsfeld ab.
    Sekundenbruchteile später begann die Jet zu vibrieren. Schrille, an der Grenze des Hörbaren liegende Töne schwollen zum Stakkato an.
    Einen Schmerzensschrei ausstoßend, riß Mirco Adasta die Arme hoch, preßte sich krampfhaft die Hände auf die Ohren.
    Aus weit aufgerissenen Augen starrte Sibyll Norden auf die Schirme. Die PERSIA drang in den fremden Riesenraumer ein. Wie mit einer Desintegratorfräse abgetrennt, verschwand ein Stück des Diskusrumpfs.
    Während die gigantische GILGAMESCH keine Veränderung zeigte, begann sich die Jet aufzulösen.
    Schon fehlte ein Drittel des Rumpfes.
    Sibyll wollte schreien, nur ein heiseres Gurgeln drang über ihre Lippen.
    „Gegenschub!" keuchte Gloom Bechner.
    Nichts geschah. Seine hastigen Schaltungen blieben wirkungslos. Der Syntron reagierte nicht.
    Nur Sekunden noch, dann würde der Auflösungsprozeß die Sichtkuppel und die Zentrale erfassen.
    Zumindest sagte das sein Gefühl.
    Vorbei! durchzuckte es den Chefreporter von TNR. Diesmal habe ich zuviel riskiert.
    Er empfand weder Furcht noch Entsetzen. Lediglich grenzenloses Bedauern. Daß der Tod irgendwann kommen würde, war unausweichlich gewesen. Nur ausgerechnet jetzt, viel zu früh? Es gab so vieles, was er noch hätte wissen wollen, Fragen, die nun andere stellen würden, Männer und Frauen, die von gutem Journalismus nicht einmal halb so viel Ahnung hatten wie er.
    Die Zentralewand begann sich aufzulösen.
    Obwohl der Vorgang nur Sekundenbruchteile in Anspruch nahm, erschien es Bechner, als könne er jedes Detail in sich aufnehmen.
    Was geschah?
    Er wußte es nicht.
    Ein gräßliches Ziehen löschte seinen letzten Gedanken aus.
     
    *
     
    „Ein Funkspruch auf Normfrequenz für dich, Cistolo Khan."
    Die Stimme der jungen Funkerin bebte vor Aufregung. Der Blick, mit dem sie den LFT-Kommissar bedachte, war von Sehnsucht geprägt, aber ebenso von banger Besorgnis. Auch ohne Estel Marobar gegenüberzustehen, spürte Khan, daß ihre Sehnsucht den Sternen galt, der unergründlichen Weite der Schöpfung, daß sie zugleich die Geschehnisse auf Trokan fürchtete. Eine Welt, die jahrzehntelang unter dem Schleier eines Zeitrafferfelds verborgen gewesen war und die - aus welchen Gründen auch immererst seit wenigen Stunden erstmals für Menschen zugänglich war, barg unergründliche Geheimnisse. Das konnte gar nicht anders sein.
    Die Menschen auf Terra und den anderen Welten des Solsystems waren die Nachbarschaft eines bislang unergründlichen Geheimnisses gewöhnt. Manche hatte das abgestumpft, für sie existierte Trokan nur als Name - andere fieberten schon ihr Leben lang dem Augenblick entgegen, in dem der geheimnisvolle Planet den Schleier ablegte.
    Cistolo Khan zählte sich selbst zur letzteren Gruppe. Er kannte keinen Mars, sondern nur einen weißen Fleck in den Himmelsatlanten.
    „Das Gespräch, Cistolo", fraß sich die Stimme der Funkerin unnachgiebig in seine Gedanken vor.
    „Nimmst du es an?" Sie schluckte schwer, ihre Augen weiteten sich ungläubig und schienen ihn durchbohren zu wollen.
    Khan kniff die Brauen zusammen.
    „Heraus mit der Sprache - wer will mich sprechen?"
    „Er!"
    Bedeutungsschwer dieses eine Wort. Hingehaucht in Ergriffenheit.
    „Rhodan?" fragte Khan. Es
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