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1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne
Autoren: Unbekannt
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meine, verleiten läßt."
    „Du warst sehr jung, Prett, als die Unsterblichen sich zurückzogen."
    „Genau achtzehn."
    „Dann solltest du besser Bescheid wissen."
    Der Kommandant der PAPERMOON zuckte mit den Schultern. Seine Miene blieb so gleichgültig wie zuvor, Khan gewann nicht den Eindruck, daß Boemer sich mit dem Thema identifizierte.
    „Ich habe mitbekommen, was man in den Dreißigern über Rhodan, Bull, Atlan und die anderen redete.
    Und ich weiß, was in geschichtsbezogenen Hypnoschulungen gelehrt wird. Trotzdem ändert das nichts daran, daß ich die Unsterblichen für Fossilien halte, die ihre Zeit überlebt und sich deshalb zurückgezogen haben. Ihre Existenzberechtigung bestand darin, die Menschheit in die Zukunft zu führen - doch heute ist alles anders."
    „Deine Meinung ist falsch, Prett Boemer", sagte Cistolo Khan im Brustton der Überzeugung. „Mir ist klar, daß ich keine sehr populäre Ansicht vertrete, doch ist stehe dazu: Nicht nur die Menschheit braucht die Unsterblichen. Die Völker der Milchstraße verdanken ihnen mehr, als sie jemals zugeben würden,"
    „Die Geschichte wiederholt sich nicht." Der Kommandant widmete sich wieder den Kontrollen. „Daran kannst du nichts ändern, Cistolo Khan, und auch niemand sonst."
    Schwer legte der LFT-Kommissar seine Hand auf Prett Boemers Schulter.
    „Die Geschichte wiederholt sich nicht, das ist richtig. Aber gerade deshalb müssen wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen."
     
    *
     
    „Eintritt in den Hyperraum in einhundertvierzig Sekunden", meldete die Syntronstimme. „Der Überlichtfaktor. wird zehn Millionen betragen, die Flugdauer 9,36 Standardminuten."
    „Ist alles bereit?" Gloom Bechner ließ seinen Blick durch die Polkuppel der Reportage-Jet schweifen.
    „Wenn wir TNR endgültig an die Spitze bringen wollen, dürfen wir uns keine Fehler erlauben."
    „Wird schon schiefgehen", seufzte Sibyll Norden. „Bisher hat alles geklappt, was wir anpackten."
    „Weil Gloom das letzte aus seinen Mitarbeitern herausholt." Mirco Adasta, Kameramann, Spezialist für syntronische Tricks und zugleich Bechners rechte Hand, ließ sich in seinen Kontursessel fallen. Er aktivierte die energetischen Gurte.
    „Noch einhundertundzehn Sekunden", sagte Sibyll. „Wie nahe gehen wir an die GILGAMESCH heran?"
    „Auf Tuchfühlung." Bechner grinste vielsagend. „Am liebsten würde ich in einen der Hangars einfliegen. Wer weiß", er schnippte mit den Fingern, „vielleicht schaffen wir es. Ich muß diesen Rhodan vor die Optik kriegen."
    Seine Miene gefror, nervös fuhr er sich mit dem Handrücken über die Lippen.
    „Idioten sind das", stieß er abgehackt hervor, ohne daß jedoch erkennbar wurde, wen er meinte. „Ich möchte wissen, wo die ihr journalistisches Handwerk gelernt haben. Wie es aussieht, in einem meditativen Selbsterfahrungskurs."
    Mit einer ruckartigen Bewegung klappte er den winzigen Projektor zur Seite, den er an einem am Ohr befestigten Gestell vor dem linken Auge getragen hatte. Dieses Gerät projizierte Bildfolgen auf seine Netzhaut und machte ihn so von Monitoren oder Hologrammen unabhängig. Die Tonübertragung erfolgte über einen Sensor aufs Innen ohr Davon abgesehen verbarg sich in dem Gestell ein miniaturisierter Funkempfänger, der zwar nicht für große Distanzen ausgelegt war, innerhalb des Sonnensystems jedoch zufriedenstellend seine Dienste tat.
    Mit dem Zurückklappen des Projektors wurde der Empfang auf einen der Monitoren umgelegt. Das Signet von FTN, First Terrestrien Networks, füllte ein Drittel der Wiedergabe aus. Den Rest teilten sich Archivaufnahmen und ein verhärmt wirkender Nachrichtensprecher, den Bechner der Konkurrenz gönnte.
    „Ein einzelnes Schaf erscheint auf weiter Flur, und schon fallen die Wölfe im Rudel darüber her", lästerte Gloom amüsiert.
    Das Schaf war für ihn Perry Rhodan, als Wölfe bezeichnete er die Kollegen der anderen Infodienste. Die Burschen hatten Blut geleckt, sie würden nicht davor zurückschrecken, die Beute zwischen ihren Klauen zu zerfetzen. Alles niedermachen, was nicht ins gewohnte Schema paßt, das war ihr Motto, den eigenen Erfolg auf den Niederlagen anderer aufbauen. Früher hatte Gloom Bechner ebenso gedacht, bis ihm bewußt geworden war, daß sich dahinter nicht Sensationsgier, sondern widerliche Effekthascherei verbarg.
    Der Empfang erschien ihm so wichtig, daß er deshalb den Countdown für den Metagrav-Vortex unterbrach.
    FTN ließ kein gutes Haar an den Unsterblichen.
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