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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach
Autoren: Unbekannt
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weiterrannte. Mit dem Kopf entscheiden, das ging nicht mehr. Etwas Pulsierendes tief innen drin trieb ihn trotzdem an.
    Der Berg war riesengroß. Sekunden später stolperte er gegen die kühle Wandung, hielt sich zwei Sekunden fest, sackte am Rand zu Boden.
    Hlalada hockte neben ihm. Gemeinsam schauten sie die Gnostes an, die mit geifernder Sicherheit ihre Beute umstellten. Es gab keinen Platz mehr, an den sie gehen konnten.
    „Vorbei ...", preßte er zwischen schmerzenden Atemzügen hervor. „Alles umsonst. Da existiert kein Zufluchtsort. Alles nur Geschichten. Erfundene Berichte."
    „Aber der Fluß, Edegon! Hat es nicht geheißen, ein Fluß führt in Sicherheit?"
    „Sie werden einen anderen Fluß gemeint haben."
    Die Räuber bauten sich im Triumph vor den beiden gestrauchelten Kherrah auf. Und als der erste gerade seine Fänge ausstrecken wollte, da sagte eine Stimme: WARTE.
    Die Gnostes zuckten zusammen.
    Edegon ließ fassungslos die ausgestreckten Hände sinken.
    WARTE. WARTE. WARTE.
    Wer da sprach? Niemand konnte es sagen.
    Edegon, der mit seinem Leben bereits abgeschlossen hatte, schaute sich um. Er versuchte, mit seinem NasOrgan die Witterung des Sprechers hereinzubekommen. Es gab jedoch keinen Geruch außer dem scharfen der Gnostes und dem salzigen von Hlalada.
    WARTE. WARTE. WARTE ...
    Es war eigentlich unmöglich, doch Edegon erkannte, daß es Hlaladas Stimme war, die da wieder und wieder das eine Wort wiederholte.
    WARTE. WARTE ... So laut, so schneidend scharf der Ton.
    Der Anführer der Gnostes richtete sich plötzlich auf. Er vergaß seine Angriffshaltung, und in seinem fremdartigen, von Geifer entstellten Raubtiergesicht stand Entsetzen geschrieben.
    Der Gnostes sagte fassungslos: „Dieser Berg spricht."
    Es war vielleicht das erste Mal, daß Kherrah einen Schwarzen aus nächster Nähe reden hörten, noch dazu mit einer völlig entgeisterten Stimme, die auf nicht mehr bezähmbare Panik schließen ließ.
    Ein Berg konnte nicht sprechen! Oder doch?
    WARTE. WARTE. WARTE.
    Es konnte nicht sein. Und von einem Augenblick zum nächsten drehten sich die Gnostes um, wie auf ein geheimes Kommando jagten sie dem Horizont entgegen.
    Edegon und Hlalada begriffen wohl, daß die Gnostes vor der fremden Stimme flüchteten. Sie überlegten nicht lange und nahmen die glückliche Fügung ohne Fragen hin. War es das, die geheimnisvolle Zuflucht? Aber die Stimme! Woher stammte sie? Hatte der Berg sie etwa mit Absicht gerettet?
    WARTE. WARTE. WARTE ...!
    Die Panik der schwarzen Räuber vermochten sie nicht nachzuvollziehen. Daß es ein mächtiges Wesen gab, welches durch den Stein zu ihnen sprach, störte sie kein bißchen, wenn sie dafür am Leben blieben. Ganz im Gegenteil, die beiden Kherrah beruhigten sich, auch wenn es in den folgenden Minuten immer wieder die Stimme zu hören gab.
    Sie horchten einfach nicht mehr, setzten sich, ruhten anschließend viele Stunden lang, schlugen sich die Bäuche voll.
    Nach drei, vier Schlafperioden am Berg fühlten sie sich vollends sicher. Behütet, beschirmt, geborgen, in einem Land ohne Gnostes, in dem die Steine sprechen konnten. Das Land ohne Sorgen, nun hatten sie es erreicht. Manchmal versuchten sie, der Stimme eine Antwort zu geben, denn schließlich hatten ihre Worte sie ja gerettet. Aber etwas anderes als „Warte, warte" hörten Edegon und Hlalada nie.
    Die Zeit verbrachten sie ausschließlich mit Fortpflanzungsakten, Schlaf und der Suche nach Nahrung.
    Weil es in der Ebene den Fluß gab, besaßen die Grasknollen den doppelten Umfang wie anderswo.
    Hlalada wurde runder und runder, sie konnte die Reserven während der Zeit ihrer Trächtigkeit gut brauchen.
    Wieviel Zeit mittlerweile verstrichen war, das hätte keiner von beiden sagen können. Aber selbst die Neigung zur Bequemlichkeit hielt nicht ewig. Nach einer scheinbar unendlich langen Spanne verließen sie den sprechenden Berg, aus purer Langeweile und einer gewissen Lust am Abenteuer. Wer sein Leben als Nomade verbrachte, der wurde nicht auf Dauer seßhaft.
    Ihr Ziel war, sich bei den großen Fresserherden am Gebirge einer Schar von Kherrah anzuschließen.
    Aber es kam nicht mehr dazu. Jenseits des Flusses lag eine Gruppe Gnostes auf der Lauer, und Edegon und Hlalada waren zu fett geworden, als daß sie schnell genug hätten rennen können. Sie warteten die ganze Zeit, daß sie das charakteristische WARTE, WARTE, WARTE zu hören bekämen. Noch als sie stolperten und umzingelt wurden; Vergeblich, es passierte
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