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1798 - Werkstatt des Lebens

Titel: 1798 - Werkstatt des Lebens
Autoren: Unbekannt
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Geselle, hier findest du Ruh' ...!"
    Nicht mehr die eigene Haut für die Interessen anderer zu Markte tragen zu müssen. Nicht mehr Kopf und Kragen einsetzen zu müssen, um die Fehler von Schwachköpfen und Suchtkranken auszubügeln. Und dafür letzten Endes nur Vorwürfe und billige Kritik zu ernten.
    Endlich Schluß damit, kein Ärger mehr, kein Verdruß, keine Mühsal, das Ende des Liedes vom Blut, vom Schweiß und von den Tränen. Sollte das Universum doch zusehen, von wem es sich retten ließ; Ronald Tekener würde es nicht mehr nötig haben, sich dafür einzusetzen.
    „Aaaahhh!"
    Das war die qualbebende Stimme von Michael Rhodan.
    Mit welchem inneren Versuchungsteufel mochte er sich herumzuschlagen haben? Versprach ihm der Locksang die endgültige Ablösung vom ewigen, nicht zu übertreffenden Vorbild des berühmten Vaters? Ein Wiedersehen mit jenen, die er geliebt und schon vor langer Zeit verloren hatte? Vielleicht war es bei Michael Rhodan der Ehrgeiz, dessen Erfüllung die Sirenenklänge verhießen, so, wie sie Tekener nach einem Leben fortwährender Anspannung ein Leben in Frieden und Ruhe verhießen.
    Das Locken wurde stärker und stärker, als hätten die Sirenen auch die Fähigkeit, ihre Verheißungen während des Prozesses immer mehr zu verfeinern und auf das Opfer exakter abzustimmen.
    Bei Verena Cassel und Friel Ponsent hatten sie bereits auf ganzer Linie gesiegt; von diesen beiden - gänzlich unerfahren im Umgang mit Psi-Phänomenen - war nicht zu erwarten, daß sie auch nur den kleinen Finger rührten, um sich selbst zu helfen. Alles, was sie jemals gewollt, gewünscht, ja verzweifelt ersehnt haben mochten - die Sirenen versprachen es ihnen, und sie glaubten offenkundig diesen Versprechungen.
    Ronald Tekener stemmte sich geistig mit aller Kraft, die er aufbieten konnte, gegen diesen Einfluß. Er wurde sowohl von dem Medikament als wahrscheinlich auch von seinem Zellaktivator unterstützt. Dennoch mußte er alle geistigen und seelischen Kraftreserven zusammennehmen, um folgerichtig handeln zu können.
    Er erreichte die Zentrale der Space-Jet; Verena Cassel und Friel Ponsent waren selig weggedämmert in ein abstraktes Nirwana. Wenn es Tekener nicht gelang, die Jet zu starten, würden sie in diesem Zustand verharren, bis sie wohl verdurstet waren.
    Noch bestand keine wirkliche Gefahr, nichts, was man nicht hätte abwenden können - abgesehen von der unaufhörlichen Verlockung, eben dieses Abwendenwollen zu unterlassen.
    Von der Außenwelt war in der Zentrale der Space-Jet nichts wahrzunehmen außer einem Meer von Grün in allen Schattierungen, das den Diskus vollständig eingehüllt hatte.
    Aber nun begann sich etwas zu regen ...
    Acctol war in der Tat eine riesige Versuchsanstalt, was Lebensformen anging, und das einzig Beständige in diesem verschlungenen, tobenden Chaos war der unaufhörliche Wandel. Er betraf nicht nur die Lebensformen insgesamt, er traf auch auf die einzelnen Arten zu.
    Wandlungsfähigkeit, die Gabe, sich wechselnden Umweltbedingungen durch rasche Mutation anzupassen - das war die große, einzigartige Stärke der Lebensformen auf Acctol.
    Auch die Hibisken unterlagen dieser Gesetzmäßigkeit.
    Sie hatten ihren Metabolismus verändert. Aus Geschöpfen, die wie Pflanzen aussahen und sich wie Landtiere bewegten, hatte sich nun eine Spezies geformt, die dem Leben unter Wasser angepaßt war.
    Gewisse äußere Merkmale waren geblieben - etwa die knorrige Form, die Wurzelfüße, die dünnen weißen Tentakel und Luftwurzeln. Jetzt aber wiesen die Hibisken eine Art Blattwerk auf - weitgefächerte Kiemen in blassem Rosa, die sich sacht in der Strömung bewegten und mit denen sie vermutlich Sauerstoff aus dem Meer entnahmen, um ihn zur Atmung zu verwenden.
    An den Luftwurzeln hatten sich Tentakel gebildet, mit denen sie sich an der Außenhaut der Space-Jet festsaugten.
    Ronald Tekener blieb, allen Anfechtungen zum Trotz, einige Augenblicke lang reglos stehen und betrachtete das Schauspiel, das Acctol seinen staunenden Augen darbot.
    Eigentlich hatten diese verwandelten Hibisken nicht die geringste Chance, die Space-Jet zu knacken wie eine Muschel und an den verlockenden Inhalt jenseits der harten Panzerschale heranzukommen. Daß sie genau das planten, war Ronald Tekener klar - die Hibisken verfolgten vermutlich nur den einzigen Zweck, mit ihren Sirenenklängen ahnungslose Opfer anzulocken, um sie dann auszusaugen und zu verzehren. Darum ging es, alles andere war in diesem ewigen
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