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1798 - Werkstatt des Lebens

Titel: 1798 - Werkstatt des Lebens
Autoren: Unbekannt
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Aussagen fielen.
    „Auch dort haben unsere Vorfahren, die Roach, es geschafft, einen Kontakt zu den Biophore aufzunehmen. Frage mich nicht, mit welchen technischen Mitteln, aber sie haben es geschafft - mit ähnlichen Folgen wie hier auf Acctol."
    Ronald Tekener kniff kurz die Augen zusammen. Auf dem Panoramaschirm war Michaels Space-Jet zu sehen, die sich langsam auf die schwimmende Insel der Hibisken hinabsenkte.
    „Du meinst, sie bekamen einen evolutionären Schub?"
    Die Arcoana machte eine Gebärde der Zustimmung.
    „Es ist denkbar, daß das sogar in ihrer Absicht gelegen hat", erläuterte sie. „Obwohl dies voraussetzen würde, daß die Roach zumindest in groben Zügen begriffen haben müßten, was es mit den Biophore auf sich hat."
    „Das erscheint mir wenig wahrscheinlich", warf Tekener ein.
    „Dem kann ich zustimmen", meinte Colounshaba. „Auch mir erscheint das unglaublich, aber wir werden es wohl niemals herausbekommen. Jedenfalls traten ganz bestimmt nicht jene Effekte ein, die den Roach angenehm gewesen wären - etwa eine Verstärkung ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Gewiß, sie begannen unter dem Einfluß der On-Quanten zu mutieren und sich körperlich zu verändern. Aber der von ihnen nicht zu kontrollierende Einfluß der Noon-Quanten wurde wohl zu ihrem Verhängnis."
    Colounshaba machte eine Pause.
    Den Arcoana von heute konnte man das Verhalten ihrer Vorfahren gewiß nicht vorwerfen; immerhin hatten sie als Geschöpfe der Gegenwart keine Möglichkeit, auf die Taten in ferner Vergangenheit Einfluß zu nehmen. Dennoch, Ronald Tekener wußte das, waren viele Arcoana sehr bedrückt, wenn es um die Roach ging.
    „Ihre geistigen Fähigkeiten steigerten sich", fuhr sie schließlich fort, „aber leider völlig unkontrolliert, bis an die Grenze des Irrsinns. Und ebenfalls steigerte sich ihre ohnehin vorhandene Aggressivität. Was das bedeutet, ist dir wohl klar ..."
    Tekener kannte die Tatsachen der Vergangenheit. Die Roach waren wie entfesselte Bestien über ihre Nachbarn im Kosmos hergefallen, hatten gemordet und ausgerottet, und letztlich hatte sich ihre restlos entfesselte Mordlust gegen sie selbst gewandt. Die Roach hatten sich gegenseitig so gründlich bekämpft und ausgerottet, daß sie als Art ausstarben; ihre letzte Schreckenstat hatte darin bestanden, daß sie den eigenen Planeten zerstörten. Seither gab es im Guinnekh-System einen Asteroiden-Gürtel zwischen dem vierten und dem früher sechsten, nun fünften Planeten.
    „Tut mir leid", sagte Tekener leise. „Sicher ..."
    Er fuhr herum.
    Aus den Augenwinkeln heraus hatte er die ganze Zeit über Kontakt zu Michaels Space-Jet gehalten. Jetzt war etwas eingetreten, womit die Besatzung nicht gerechnet hatte.
    „Ist das nicht himmlisch?" hörte Tekener Friel Ponsent verzückt sagen.
    Auch der Gesichtsausdruck von Verena Cassel wirkte verklärt und beseligt. Friel schien völlig weggetreten zu sein, gefangen in einem Zustand überirdischer Verzückung. Ronald Tekener, der in diesen Dingen eine gewisse Erfahrung besaß, hatte augenblicklich einen schlimmen Verdacht.
    „Michael, was ist da unten los bei euch?"
    Michael Rhodan hatte die Hände vor die Ohren gepreßt. Offenbar hatte er große Mühe, sich gegen einen unsichtbaren Einfluß zu wehren. Sein Gesicht war angespannt, die Kiefermuskeln traten deutlich hervor.
    „Sirenen", stammelte er. „Sie locken..."
    Tekener kannte sich in der terranischen Mythologie der Frühzeit gut genug aus, um den Begriff zu kennen. Und er verstand auch sofort, in welcher Gefahr Michael schwebte.
    „Steigt nach oben!" rief er. „Aufsteigen, beschleunigen, sonst landet ihr bei den Hibisken...!"
    Der Gesang dieser Sirenen - als Quelle kamen eigentlich nur die schrulligen Hibisken in Frage - war für Ronald Tekener nicht zu hören; wahrscheinlich handelte es sich dabei auch gar nicht um Klänge im menschlichen Hörbereich, sondern um eine eher parapsychische Beeinflussung, der Verena Cassel und Friel Ponsent bereits rettungslos verfallen waren.
    Ihre Augen stierten glasig, der Mund war halb geöffnet, zu einem verklärten Lächeln, dessen Anblick selbst den abgebrühten Smiler Ronald Tekener frösteln machte.
    Aber sein Zuruf kam zu spät. Michael erlag zwar nicht dem bezwingenden Einfluß, aber er war so sehr damit beschäftigt, seinen Geist gegen die Verlockung der Hibisken zu stemmen, daß er zu keiner anderen Reaktion mehr fähig war Verena Cassel aber und Friel Ponsent konnten durchaus aktiv
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