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1797 - Station der Roach

Titel: 1797 - Station der Roach
Autoren: Unbekannt
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begleitete sie unentwegt. Während Colounshaba gleichmäßig und zielstrebig dahineilte, hüpfte Pulandiopoul mit grotesken Sprüngen hinter ihr her, mal links, mal rechts, kurz fallen lassen, ein mächtiger Satz vorwärts und einer zurück.
    Die Erbauerin des Maciuunensor zwang sich, nicht auf ihren Gefährten zu achten. Ihre Augen musterten das verheißungsvolle Firmament. Die Filterschirme über der Hauptwelt sorgten Tag und Nacht dafür, daß die üppige Vegetation in einen exotischen Hauch getaucht blieb und Ruhe und Behaglichkeit vermittelte.
    Auch Sicherheit und Geborgenheit.
    Pulandiopoul wußte es wohl kaum zu würdigen. In seiner oberflächlichen Art ließ er sich nicht von diesen Eindrücken des Paradieses überwältigen.
    Hinter den Hügeln ragte in Sichtweite der Netzberg in die Höhe, einst Behausung Affraitancars, der das grandiose Uhrwerk Sheokorsystem geschaffen hatte und später dem Wahnsinn verfallen und gestorben war. Hoch über dem Berg stand das Doppelgestirn Sheolander/Kormeunder und näherte sich dem Zenit.
    Affraitancars Netzberg besaß beeindruckende Ausmaße. Neunhundert Fadenlängen betrug der Durchmesser, zweihundert die Höhe.
    Colounshaba hielt dicht vor einem der Lichttunnel an und wartete stumm. Das Schweigen der Ehrfurcht gehörte sich in der Nähe des Großdenkers.
    „Wieso gehst du nicht weiter? Bestimmt hat Qeyonderoubo keine Lust, lange zu warten", polterte Pulandiopoul hinter ihr und rannte sie beinahe um.
    Sie stieß ihn heftig von sich weg und entlockte ihm einen Hagel aus mißtönenden Klängen.
    „Schweig still, Dummkopf!" herrschte sie ihn an. Im nächsten Atemzug taten ihr die Worte leid. „Ich meine es nicht so. Aber du scheinst alles vergessen zu haben, was Eltern und Lehrer dir beibrachten."
    Statt einer Antwort begann Pulandiopoul zu tanzen. In vollendeter Anmut bewegte er seinen Körper hin und her, hüpfte Besänftigung und vollführte ein Stakkato aus Neugier und Aufmunterung. Ähnlich wie Shanorathemas mit seinem unwiderstehlichen Gesang vermochte auch er Seelenkranke zu heilen.
    Ein paar Dutzend Patienten gab es noch im Uhrwerk, mehr nicht. Der Metallsänger kümmerte sich aufopfernd um sie. Die anderen waren unter dem Schutz des systemumspannenden Maciuunensor bereits genesen.
    Keine Furcht mehr vor den Sriin haben, die überall aus dem Nichts auftauchten und alles durcheinanderbrachten. Keine Angst mehr vor Boloshambwer und seinen Spießgesellen bekommen, die einen in keiner Lebenslage in Ruhe ließen und zu jeder Tages- und Nachtzeit störten, hänselten und Schmerz bereiteten.
    „Hallo!" sangen die Mundzangen Pulandiopouls plötzlich. „Hallo!"
    Colounshaba fuhr herum. Sie spreizte ihr vorderes Beinpaar und richtete sich drohend auf.
    „Störe nicht die Meditation unseres Großdenkers!" rief sie. „Was ist das für ein Wort, >Hallo    „Ich habe es den Terranern abgelauscht, als wir mit der BASIS zur Großen Leere flogen. Es gefällt mir."
    Er gab ihr die Übersetzung, und Colounshaba schwieg verwirrt. Bisher hatte sie nicht gewußt, daß er Vorlieben für fremde Dinge entwickeln konnte. Erst wollte er nichts von einem Flug in die Milchstraße und zu den Terranern wissen, dann begeisterte er sich für ein Wort aus ihrer Sprache.
    Kein Wunder, dachte sie. Es ist ein banales Wort.
    Sie setzte sich in Bewegung und betrat den Rand des Lichttunnels. Mit allen ihren Sinnen lauschte sie in das Innere des Netzberges und durchforschte den Eingang nach Hinweisen.
    „Qeyonäeroubo?" fragte sie leise.
    Geduldig wartete sie auf eine Antwort. Hinter ihr beendete Pulandiopoul seinen Tanz und folgte ihr.
    „Geh weiter!" drängelte er. „Er ist nicht da. Sonst hätte er dich längst empfangen."
    Obwohl sich alles in ihr sträubte, ohne Einladung in den Netzberg einzudringen, streckte sie ihren Körper und klammerte sich an einen der Besucherfäden. Spätestens jetzt mußte Qeyonderoubo ihre Ankunft bemerken. Der Faden gab die Erschütterungen an alle wichtigen Stränge im Innern des Netzberges weiter.
    Die einzige Antwort bestand in einem Luftzug. Er entstand, weil sich etwas Kaltes, Dunkles aus dem Innern des Berges näherte und zu ihnen herausglitt. Kein Arcoana, kein Lebewesen.
    „Hilfe!" ächzten die Mundzangen Pulandiopouls. Hastig zog er sich vom Netzberg zurück.
    „Affraitancars Geist!"
    Colounshaba verspottete ihn in Gedanken und richtete alle ihre Sinne auf das Ding im Tunnel.
    Es war ein Gegenstand aus Metall.
    „Du bist eine Maschine", sprach sie
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