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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit
Autoren: Ronald M. Hahn
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Eurees hatte sie viele Bunker von innen gesehen. Vor Jahrhunderten hatten die Menschen geglaubt, sie könnten Katastrophen überleben, wenn sie sich nur tief genug in die Erde eingruben. Nur wenigen war es geglückt. Die meisten waren elend verreckt.
    Die Bunker hatten die Menschen überlebt. Man konnte sie überall dort finden, wo Erdverschiebungen sie nicht zerquetscht oder in Untiefen befördert hatten. Irgendwann würden die Menschen der Zukunft bei Grabungen auf die Gebeine ihrer Ahnen stoßen – und gewiss auch auf Schätze, mit denen sie nichts anfangen konnten.
    Aruula huschte lautlos durch den Gang. Er machte einen Knick, und dann noch einen. Dann sah sie einen löchrigen Vorhang, auf den von außen heller Sonnenstrahl fiel.
    Ihr Herz schlug heftiger. Je näher sie dem Licht kam, umso aufgeregter wurde sie. Schon hörte sie Stimmen…
    Sie blieb stehen und lugte durch ein Loch im Vorhang.
    Draußen war es so hell, dass sie für Sekunden geblendet war.
    Sie sah gelbbraune Erde und in der Ferne einen steinernen Wall aus rotem Stein, wie eine natürliche Mauer, die eine Burg oder einen Schlupfwinkel umgab.
    Aruula hob den Vorhang an.
    Ahhhh… Licht.
    Sie trat ins Freie. Die Sonne schien auf ihre Haut. Es war heiß, aber angenehm. Ihr wurde auf der Stelle schwindelig.
    Als sie zur Seite kippte, griffen kräftige Arme zu und verhinderten, dass sie zu Boden stürzte.
    Aruula stieß einen leisen Schrei aus. Der Schwindel in ihrem Kopf nahm zu. Sie hörte ein aufgeregtes Stimmengewirr.
    Bilder stürmten auf sie ein: Die Knochen und Schädel am Ufer des Teiches. Der Kampf. Die Giftzähne der Schlange. Nun erst sah sie den Verband an ihrer rechten Wade. Hatte dort der abgebrochene Zahn der Kreatur ihre Haut geritzt, als sie zugetreten hatte? Bei Wudan! Kreiste etwa Schlangengift in ihrem Körper?
    Hatten ihre Retter das Gift aus der Wunde gesaugt? War es gefährlich, wenn sie sich bewegte?
    Jemand trug Aruula dorthin, wo sie zu sich gekommen war.
    Stimmen ertönten aus der Ferne. Erst als sie im Dunkeln auf der Matte lag, merkte sie, dass sie die Fremden verstehen konnte: Sie redeten in Maddrax’ Sprache!
    Bilder strömten auf sie ein. Männer, die auf felsigen Hügeln herumkletterten. Sie waren auf der Jagd, suchten nach Taratzen. Sie verständigten sich untereinander, ohne zu sprechen; schauten sich nur an und wussten, was der andere meinte. Sie wussten von der Schlange und ihrem Gift, welches das Wasser vergiftet hatte.
    Darum benutzten sie ihr eigenes Wasser: Unter dem Bunker rauschte ein eiskalter Fluss dahin.
    Mehr Bilder: Eine gnadenlose Sonne, die die Haut der Menschen verbrannte. Weiße Männer und Frauen, die mit uralten Schusswaffen in den Kellern verwüsteter Städte lebten.
    Banden, die sich nahmen, was ihnen gefiel, und für einen Schluck Wasser töteten.
    »Wer… seid … ihr?«, hörte Aruula sich keuchen.
    Das Fieber ist weg , sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Es ist nun Zeit für die Prüfung.
    »Wie? Was?« Aruula wollte sich aufrichten. Sanfte Hände drückten sie auf ihr Lager zurück.
    Sträube dich nicht, Aruula…
    Ihr kennt meinen Namen?
    Wir können ihn lesen.
    Was wollt ihr von mir? Aruula spürte, dass ein großes Zittern über sie kam. Angst vor dem Fremden, Unbekannten. Sie spürte, dass sie krank war. Sie kam sich ausgeliefert vor.
    Sie wartet auf dich , vernahm sie, und ehe sie nachfragen konnte, fuhr die körperlose Stimme fort: Die Macht, die dich und alle anderen gerufen hat.
    Die mich…? Aruula vernahm das Echo ihrer Frage. Ihr wisst
    …?
    Auch wir sind dieser Macht verbunden, seit vierzig Jahrtausenden schon. Bald wirst du vor ihr stehen, und sie wird dich prüfen.
    Zu welchem Zweck…?
    Sanfte Hände fassten sie an, drückten sie auf ihr Lager, streichelten sie. Wohlige Wärme ging von ihnen aus. Sie wirkten beruhigend. Ein Wort, das ihr nichts sagte, hallte in Aruulas Bewusstsein wider. Die Traumzeit wird erweisen, ob du ein Mensch bist oder ein Simulacrum.
    Ein was?
    Vor fünf Jahrhunderten kam der Andere auf diese Welt , wisperte es in Aruulas Geist. Wir – und vielleicht auch du – sind ausersehen, ihn zu bekämpfen.
    Aruula schluckte. Sie wusste sehr gut, wer – oder vielmehr was – vor fünf Jahrhunderten über diese Welt gekommen war.
    Aber meinten diese Männer wirklich den Kometen und nicht vielmehr die Daa’muren, die in Kristallen auf ihm gereist waren?
    Wer führt euch an? , fragte sie in Gedanken.
    Der Ahne. Die hinter allem stehende Macht.
    Dann kam ein
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