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179 - Der rote Tod

179 - Der rote Tod

Titel: 179 - Der rote Tod
Autoren: A.F.Morland
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schnitt wie ein glühendes Schwert durch seine Brust. Wieder stürzte er. Er kugelte den Hang hinunter, knallte mit dem Kopf gegen einen mit Dellen übersäten Boiler und blieb einige Sekunden benommen liegen.
    Jetzt wäre es leicht für den schwarzen Feind gewesen, ihn zu töten, doch das schleimige Ungeheuer nahm diese Chance nicht wahr. War es dazu nicht mehr imstande? Hatte er es besiegt? Cameron empfand weder Freude noch Genugtuung. Nur Trauer.
    ***
    Nach dieser Nacht verschwand kein Mensch mehr. Tom Harrington war der letzte in einer erschreckend langen Kette gewesen. Travis Cameron schrieb einen erschütternden Nachruf auf seinen Freund. Er wurde nie pathetisch, schrieb glaubhaft und ergreifend. Jede Zeile, jedes Wort kam direkt aus seinem Herzen aufs Papier, und so mancher, der den Nachruf las, hatte hinterher feuchte Augen, obwohl er Tom Harrington nie gekannt hatte.
    Drei Tage nach dieser schicksalsschweren Nacht stand Travis Cameron am Rand der illegalen Mülldeponie und blickte geistesabwesend hinunter. Er war in Gedanken bei seinem Freund. »Ich werde dich nie vergessen«, sagte er heiser. »Wir waren ein, großartiges Team. Mach’s gut, alter Freund, wo immer du jetzt sein magst.«
    Es war windig. Eine Bö hob grauen Staub aus der Grube und warf ihn dem Reporter des Satans ins Gesicht. Camerons gefütterter Trenchcoat flatterte. Er stellte den Kragen hoch, drehte sich um und begab sich zu seinem Wagen. Seufzend stieg er ein. Er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch gegen die Windschutzscheibe.
    Erst nachdem er die Zigarette geraucht hatte, startete er den Motor. Er kehrte in sein Büro zurück, hängte den Trenchcoat an den Haken und telefonierte anschließend so lange, bis er die definitive Zusage hatte, daß man die illegale Mülldeponie zuschütten würde.
    Bereits eine Woche später geschah es.
    Tom Harrington hatte ein Grab.
    Das war vor 33 Jahren…
    ***
    Ich warf einen Blick aus dem Fenster. »Ein Tag zum Vergessen«, brummte ich.
    Mr. Silver grinste. »Der Hochnebel schlägt sich bei dir doch nicht etwa aufs Gemüt, mein Freund.«
    »Doch.«
    »Kann ich irgend etwas zu deiner Aufheiterung beitragen?« erkundigte sich der Ex-Dämon.
    »Versuch’s mit einer hübschen Arie.«
    Der Hüne mit den Silberhaaren räusperte sich und wies auf seine Kehle. »Tut mir leid, aber gerade heute bin ich schrecklich indisponiert.«
    »Wie schade. Na, dann ein andermal. Ich möchte nämlich wieder mal so richtig herzhaft lachen.«
    Wir hatten einen Winter, der jeder Beschreibung spottete. Genau genommen verdiente er diese Bezeichnung überhaupt nicht. Es war für einen Februar, der etwas auf sich hielt, viel zu warm.
    12 Grad Celsius. Die Brennstoffhändler saßen auf ihrer Ware und hatten Tränen in den Augen.
    Nach unserem Kampf gegen Shlaaks und Ghouls gönnte uns die schwarze Macht eine kurze Verschnaufpause. Ich hatte gehofft, nie wieder einen Shlaak zu Gesicht zu bekommen, doch sie hatten mir diesen geheimen Wunsch nicht erfüllt. Sie waren wieder in London aufgetaucht, und es hatte sich herausgestellt, daß sie die erklärten Feinde aller Leichenfresser waren. [1]
    Boram, der Nessel-Vampir, machte mich mit seiner hohlen, rasselnden Stimme darauf aufmerksam, daß jemand kam. Einen Augenblick später läutete es an der Haustür.
    »Kann unser Nachtgespenst auf einmal hellsehen?« fragte Mr. Silver überrascht.
    »Nicht hell - nur aus dem Fenster sehen«, informierte ich den Ex-Dämon und erhob mich.
    Ich verließ den Salon und öffnete gleich darauf die Haustür. Vor mir stand ein Mann, den Ich nicht kannte. Er mußte die 60 überschritten haben, war schlank, und sein Haar war stark gelichtet. Er schaute mich mit offenen, ehrlichen Augen an und war mir auf Anhieb sympathisch.
    »Was kann ich für Sie tun?« erkundigte ich mich.
    »Sind Sie Mr. Tony Ballard?«
    Ich nickte.
    »Dann möchte ich zu Ihnen«, sagte der Mann. »Mein Name ist Travis Cameron.«
    ***
    Gwendolyn Lukas öffnete das Backrohr und hob das Backblech mit dem herrlich duftenden Kuchen heraus. Stolz betrachtete die Frau ihr Meisterwerk. Das wird ihnen schmecken, dachte sie lächelnd. Sie meinte damit James, ihren Mann, und Gordon, ihren 12jährigen Enkelsohn, den sie abgöttisch liebte. Vilma, ihre Tochter, stand nach der Scheidung finanziell so schlecht da, daß sie gezwungen gewesen war, sich einen Job zu suchen. Sie war in einer Speditionsfirma untergekommen.
    Gordon war gern bei seinen Großeltern. Kein Wunder, sie
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