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179 - Der rote Tod

179 - Der rote Tod

Titel: 179 - Der rote Tod
Autoren: A.F.Morland
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Scheusal denn überhaupt nicht beizukommen? Würde es sich nach Gwendolyn auch Gordon holen?
    Gordon stand im engen Schrank, war umgeben von Hosen, Pullovern und Mänteln und schaute zwischen den Lamellen hinaus.
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß das dort draußen wirklich seine Großmutter war. Nein, dieses unheimliche Wesen machte Großmutter nur nach.
    Daß sein Großvater geschossen hatte, hatte er nicht gehört. Die rote Wand ließ kein Geräusch durch. Gwendolyn Lukas’ Gesicht nahm einen wütenden Ausdruck an.
    »Wenn du nicht freiwillig herauskommst, hole ich dich, Gordon!«
    »Laß mich!« schluchzte der verängstigte Junge. »Bitte!«
    »Denkst du, du bist in diesem Schrank in Sicherheit? Ich kann dich jederzeit herausholen, aber ich möchte, daß du freiwillig zu mir kommst. Wenn ich dich herausholen muß, werde ich dich streng bestrafen!« Gordon gehorchte trotz dieser Drohung nicht. Die Angst legte sich wie eine Hand aus Eis um sein Herz und drückte schmerzhaft zu.
    Er schrie nach seinem Großvater, aber Gwendolyn lachte schrill auf. »Der kann dir nicht helfen. Ich lasse ihn nicht an dich heran. Du gehörst mir, mein Kleiner.«
    Sie näherte sich der Lamellentür. Gordon schob seine kleinen Finger in die Zwischenräume und hielt die Tür verzweifelt zu. Ein Klatschen und Schmatzen drang zu ihm herein.
    Hin und wieder stand in den Schauerromanen, daß die Angst jemanden um den Verstand bringen wollte. Jetzt begriff Gordon, wie das gemeint war. Er bekam es am eigenen Leib zu spüren. Es war furchtbar.
    James Lukas war mit seiner Weisheit am Ende. Er wußte nicht mehr, was er tun sollte. Offensichtlich gab es nichts, womit sich dieses schleimige Monster besiegen ließ.
    Nachdem es sich Gwendolyn einverleibt hatte, sollte es sich nicht auch noch Gordon holen. Wenn es schon ein zweites Opfer haben mußte, dann wollte sich Lukas anbieten.
    »Nimm mich!« verlangte er mit tonloser Stimme. »Wenn du noch nicht genug hast, nimm mich und laß den Jungen! Ich bin alt. Ich habe vom Leben nicht mehr viel zu erwarten… Aber Gordon… er hat das ganze Leben noch vor sich… Und außerdem… was soll ich ohne Gwendolyn? Nimm mich zu ihr!«
    Das Gesicht seiner Frau kam wieder zum Vorschein. »Was höre ich? Du triefst ja geradezu vor Edelmut!« höhnte sie. »Ich hätte nicht gedacht, daß du bereit wärst, dich für deinen Enkel zu opfern.«
    »Ich liebe ihn.«
    »Mehr als dein Leben. Und zu mir willst du. Mit deiner geliebten Frau willst du wieder vereint sein. Aber vielleicht will ich von dir nichts mehr wissen. Ich bin froh, dich endlich losgeworden zu sein. Hast du alter Knacker schon mal daran gedacht?«
    »Du bist nicht meine Frau!« stieß James Lukas wütend hervor. »Du bedienst dich nur ihres Aussehens, um mich zu quälen. Du kannst mein Vertrauen in Gwendolyn nicht erschüttern. Wer bist du? Woher kommst du? Warum hast du uns überfallen?« Gwendolyn antwortete nicht. Ihr Gesicht zog sich zurück, und einen Augenblick später öffnete sich die rote Wand. Lukas konnte den Schrank sehen, in dem sich sein Enkel befand.
    Er war bereit, sein Leben für den Jungen zu riskieren. Vielleicht schaffte er es, dieses unbegreifliche Wesen zu überrumpeln, indem er etwas tat, womit es nicht rechnete.
    Er stürmte los, erreichte den Schrank und wollte die Tür aufreißen, doch Gordon hielt sie zü.
    »Laß los!« schrie Lukas entsetzt. »Gordon, laß um Himmels willen die Tür los!«
    Gwendolyn lachte kreischend.
    »Tu, was dein Großvater sagt, Gordon! Sei ein artiger Junge!«
    »Mein Gott, Gordon, laß los!« schrie Lukas außer sich vor Sorge.
    Er rüttelte und zerrte an der Tür, bis die Finger des Jungen davon abließen.
    Die Tür schwang zur Seite, und Lukas stürzte sich auf den verstörten Jungen. Er riß ihn aus dem Schrank, drückte ihn fest an sich und wollte mit ihm aus dem Zimmer fliehen.
    Da traf seinen Hinterkopf ein Schlag, der ihn niederstreckte. Seine Arme öffneten sich automatisch und gaben den Jungen frei. »Lauf!« röchelte Lukas. »Lauf um dein Leben, Gordon!«
    Der Junge versuchte es, aber er kam nicht weit. Die rote Wand begrub ihn unter sich.
    ***
    Mr. Silver hielt den Patienten mit beiden Händen fest. Es war so still im Raum, daß man eine Stecknadel hätte zu Boden fallen hören können.
    Alle warteten gespannt auf das, was geschehen würde. Ray Thompson interessierte es verständlicherweise am meisten, denn nach Derek Lonnen würde er an die Reihe kommen.
    Der schwarze Stein meines
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