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1789 - Der Fluch aus dem Norden

1789 - Der Fluch aus dem Norden

Titel: 1789 - Der Fluch aus dem Norden
Autoren: Jason Dark
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dem Fuß schob er die leblose Gestalt an den Rand der Spalte. Es war der Moment, in dem Andrax die Augen aufschlug.
    Sein Blick war sofort klar. Von unten her schaute er in das Gesicht des Gerechten, in dem sich kein Muskel bewegte. Es war für ihn deutlich zu erkennen, was Raniel vorhatte.
    »Es ist dein Ende«, sagte der Gerechte, »ja, dein Ende, aber nicht dein Tod. Du wirst nur verschwinden. Eingepackt in das Eis des Nordens. Das muss sein!«
    Er fügte nichts mehr hinzu, sondern drückte die Gestalt mit seinem Fuß weiter.
    Andrax gab keinen Ton von sich. Auch nicht, als er über den Rand der Gletscherspalte rutschte und dann in die Tiefe fiel. Sein Körper verschwand in der Tiefe, löste sich aber nicht auf, als er dem Grund entgegen glitt.
    Andrax schrie noch.
    Es hörte sich an wie eine Verwünschung. Wie Flüche, die er dicht hintereinander ausstieß und die schließlich verstummten, als er den Grund der Spalte erreicht hatte.
    Dort blieb er liegen.
    An der Kante der Spalte stand Raniel und schaute in die Tiefe. Er sah noch soeben die Umrisse seines Gegners, hörte die Flüche und wandte sich ab. Er war noch nicht ganz fertig. In der Nähe lagen die großen Eisstücke, die er an den Rand der Spalte schaffte und danach darüber hinweg schob. Sie rutschten und polterten in die Tiefe und fanden sich dort wieder zusammen, wo der Körper lag.
    Sie bildeten so etwas wie eine Eisdecke, und die sollte für alle Zeiten bestehen bleiben.
    Raniel schob auch die letzten Eisstücke über die Kante hinweg, dann war seine Arbeit beendet. Trotzdem blieb er noch eine Weile stehen und lauschte. Aus der Tiefe vernahm er keine Reaktion. Er glaubte nicht, dass Andrax tot war, es hatte ihm nur den Atem verschlagen. Raniel hoffte, ihn außer Gefecht gesetzt zu haben, und das für immer.
    Es war schon was, im ewigen Eis eingeschlossen zu sein. Hoffentlich blieb das für immer bestehen …
    ***
    Ich war noch in Moskau geblieben, und dafür gab es Gründe. Nicht nur meine Freunde Karina Grischin oder Wladimir Golenkow, es gab noch einen anderen Grund. Das war der Sumpf-Zombie, der Menschenleben auf dem Gewissen hatte.
    Er hatte als Zombie überlebt und hatte dies nur schaffen können, weil er Menschen dehydriert hatte. Es war ihm gelungen, den Menschen die Flüssigkeit auszusaugen. Sie vertrockneten dann, während der Sumpf-Zombie auflebte. Ich wollte wissen, was von ihm im Tod noch zurückgeblieben war.
    Wir hatten ihm geweihte Silberkugeln in den Hals und in den Kopf geschossen und ihn so vernichten können. Aber er war nicht nur am Leben geblieben, weil er Menschen das Wasser abgesaugt hatte, es hatte auch an Rasputin gelegen. Er stammte aus dessen Umkreis und hatte von Rasputin einen Trank erhalten, der ihn am Leben erhielt. Was das genau gewesen war, das wussten wir auch nicht.
    Jedenfalls hatte der Zombie seine Chance genutzt, aber jetzt hatte Rasputin einen Helfer weniger. Oder die Erben Rasputins, die es auch gab und die Herrschaft in diesem Land an sich reißen wollten.
    Ich sagte nichts, als Karina Grischin und ich den Laborraum betraten.
    Ein Pathologe hatte uns gerufen, weil er uns ein Ergebnis mitteilen wollte.
    Wir trafen uns in seinem Büro. Es war ein kleiner Raum, in dem die Hitze stand. Ein Propeller bewegte sich nur müde unter der Decke und brachte kaum Erfrischung.
    Der Professor, ein kleiner Mann mit grauen Haaren und trüben Augen, schüttelte den Kopf.
    »Und was heißt das?«, fragte Karina.
    Wir hatten uns darauf verständigt, Englisch zu sprechen, daran hielt sich auch der Professor.
    »Ich habe nichts gefunden.«
    »Bitte?«
    Der Professor lachte und klatschte in die Hände. »Ich habe ihn wirklich untersucht und kann Ihnen nur sagen, dass er sich durch nichts von anderen Leichen unterschieden hat.«
    »Nicht mehr«, sagte Karina. »Vergessen Sie bitte nicht, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Ja, ich weiß. Sie haben mit ihm Dinge erlebt, die man am besten nicht weiter erzählt. Das weiß ich alles. Das kann ich auch nachvollziehen, aber ich habe nichts Auffälliges gefunden, abgesehen davon, dass er nicht eben der Jüngste war. Er ist tot.«
    Karina nickte und schaute mich an.
    Ich konnte nur die Schultern anheben, denn ich wusste nichts zu erwidern.
    »Aber er war doch ein Zombie«, sagte Karina.
    Das konnte ich bestätigen.
    Der Wissenschaftler hatte uns zugehört. Er kannte die Vorgeschichte. Ob er daran glaubte, wussten wir nicht. Er hatte sie allem Anschein nach hingenommen.
    »Hätten Sie ihn mir
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