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1788 - Testcenter

Titel: 1788 - Testcenter
Autoren: Unbekannt
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nebensächlich sei. Dazu hätten wir später auch noch Zeit und Möglichkeiten.
    Was jetzt jedoch absolute Priorität besaß, war unsere Befreiung aus diesem merkwürdigen Gefängnis.
    So leicht konnte man sich das schon vorstellen. Ich hatte die Biomasse zunächst nur als Gallert angesehen, als eine sehr zähe Flüssigkeit, durch die man sich mit Eigenkraft fortbewegen konnte. Natürlich war mir bewußt, wieviel Kraft das kosten würde, da mich zuvor bereits eine Handbewegung schon halb an den Rand der Erschöpfung gebracht hatte.
    Aber ich glaubte dennoch fest daran, daß es mit dem ausreichenden Willen und Durchhaltevermögen möglich wäre, an den Rand der Kelche zu schwimmen und hinauszuklettern. Da wir nicht absorbiert wurden, gab es keinen Wettlauf gegen die Zeit, deshalb konnten wir es sicher schaffen. Wie ich dann den Höhenunterschied zum Boden bewältigte, das war eine ganz andere Frage.
    Ich verbannte dabei stets den Gedanken daran, daß ich in dieser Flüssigkeit ohne Schwierigkeiten atmen konnte, daß sie mich irgendwie ernährte und mir damit fortlaufend die notwendige Kraft spendete.
    Ich wollte auch nicht daran denken, was mit mir und meinen Gefährten geschehen mochte, wenn unser Drang nach Freiheit als feindlich eingestuft werden würde.
    Bei diesen Versuchen und tatsächlichen Gedanken erhielt ich die nächste Rüge Petticuls, dem mein gründliches Abwägen jeder Situation meistens auf den Wecker ging. Er bezeichnete es als ewiges Grübeln und Schwarzseherei.
    Der junge Narr! Ganz sicher bin ich kein Pessimist oder übervorsichtig, aber gerade dieses Verhalten hat es mir in derartigen Situationen nicht nur ermöglicht, so alt zu werden, sondern auch die Verantwortung für viele andere zu übernehmen. Nicht selten waren es Millionen und Milliarden.
    Obwohl ich schnell aufbrausend bin und manchmal ungeduldig, ist Perry in solchen Dingen stets derjenige, der rascher handelt und mehr Risiken eingeht. Das hat uns beide zu ausgezeichnet aufeinander eingespielten Partnern gemacht, die nahezu jeder Situation gewachsen sind.
    Mochte die Lage auch noch so aussichtslos sein wie diese.
    Und das war sie!
     
    *
     
    Ich mußte einsehen, daß ich von einer anderen Voraussetzung ausgegangen war: Wir befanden uns nicht einfach in einer gallertartigen Nährflüssigkeit, in die ein Programm zur Entwicklung von Lebewesen eingespeichert war.
    Die Biomasse hinderte uns unerbittlich daran, aus unserem Gefängnis zu entkommen. Wir konnten uns zwar bewegen, aber sobald wir zu nahe an den Kelchrand kamen, wurden wir von der Biomasse zurückgedrängt. Da uns jede Bewegung ohnehin unendlich schwer fiel, brauchte es dazu nur einen leichten Druck.
    Mehr geschah uns jedoch nicht, wir waren weiterhin in diese Masse integriert. Irgendwie wurden wir sogar „ernährt", wir spürten weder Durst noch Hunger.
    Dennoch gaben weder meine Gefährten noch ich auf. Wir wollten hinaus!
    Nichts, keine Chance. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, das Bewußtsein verloren zu haben, denn ich spürte ein paar Lücken zwischen dem einen Augenblick und dem nächsten. Den anderen ging es ebenso, wie ich anhand einiger verwirrter Fragen merkte.
    Unsere Enttäuschung, daß wir so wenig Erfolg hatten, stärkte nicht gerade unsere Kräfte. Ich merkte, wie meine Gefährten immer müder und gleichgültiger wurden; ihre Aufmerksamkeit und ihre Bewegungen ließen merklich nach.
    So unternahm ich den letzten Versuch, anstatt zum Kelchrand zu schwimmen, zur Oberfläche hochzutauchen und wenigstens für einen kurzen Moment an die freie Luft zu gelangen. Tief in mir drin wußte ich natürlich, wie sinnlos dieser Versuch höchstwahrscheinlich war, aber ich mußte es trotzdem tun.
    Ich wollte keine Chance, auch nicht die kleinste, auslassen. Wer weiß, vielleicht brachte mich das auf eine andere Idee, wie wir hier herauskommen könnten.
    Die anderen blieben, wo sie waren. Sie waren zutiefst deprimiert und zu keinem weiteren Versuch mehr bereit.
    Ich nahm all meine Kraft zusammen und machte mich auf den Weg. Ich kam mir schon wie ein Rammbock vor, der gegen eine vier Meter dicke Granitsteinmauer anrennt und nicht mehr als ein paar Kratzer oder stecknadelgroße Löcher hinterläßt.
    Trotzdem, steter Tropfen höhlt den Stein, wie ein heutzutage inzwischen unbekanntes terranisches Sprichwort lautete. Dementsprechend war ich nicht gewillt aufzugeben.
    Ich hatte mich noch nie in mein Schicksal ergeben. Das widersprach meiner Lebenseinstellung, meiner
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