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1776 - Endreddes Unterwelt

Titel: 1776 - Endreddes Unterwelt
Autoren: Unbekannt
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feuerten weiter. In dem Lärmen und Getöse der Schlacht konnte ich sie immer wieder erkennen, wenn sie für einen Augenblick plastisch aus dem Vario-Metall hervortraten und uns anstarrten, sehr grimmig und entschlossen, wie es schien.
    „Sie haben uns eingekesselt!" rief Arlo Rutan. „Diese Halle ist dicht, es gibt keinen Ausgang mehr."
    „Ich bekomme keinen Kontakt!" schrie Harold Nyman, um das Kampfgetöse zu übertönen.
    „Nichts!"
    Dann schrie Ariane Bentoff plötzlich auf.
    „Dort! Ein Durchgang ...!"
    Es war einer der ältesten Tricks, die ich kannte. Ein Meister in der Anwendung dieser Kriegslist war Dschingis-Khan gewesen. Wenn er bei einer Schlacht eine starke Gruppe entschlossener - und verzweifelter - Gegner eingekesselt hatte, die sich verbissen verteidigten, setzte er niemals seine eigenen kostbaren Krieger zum Sturmangriff ein.
    Er belagerte den Kessel zwar, aber bald ließ er absichtlich einen Durchbruch offen - durch den aber immer nur wenige Mann auf einmal entkommen konnten. Und auf diese versprengten Kleintrupps warteten draußen im offenen Gelände dann seine Reiterabteilungen, welche die gerade Entkommenen einholten, einkreisten und niedermetzelten.
    „Nicht, Ariane!" schrie ich, so laut ich konnte. „Eine Falle!"
    Aber der seelische Druck auf die Terranerin war zu groß. Tag um Tag im Inneren eines SERUNS zu stekken, dazu die Gefahren, jetzt dieser Kampf - als sich ihr eine Möglichkeit eröffnete, der Gefahr zu entrinnen, gab es kein Halten mehr für sie.
    Sie stürzte hoch und nach vorn, löste sich aus dem Verband der Schutzschirme, rannte auf den Durchlaß zu - und verging Sekunden später in einem Feuerball, der von ihr nichts mehr zurückließ als verwehte Asche und einen Geruch nach verbranntem Fleisch.
    Wir verstärkten unser Feuer, schoben uns langsam in eine Richtung vor. Arlo Rutan setzte eine Thermitgranate ein, um einen Durchgang freizuschmelzen, und das gelang ihm auch. Und dieses Mal, in einer koordinierten Aktion, gelang uns der Rückzug in eine leere Halle.
    Keine Ahnung, wo wir waren, wir hatten für den Augenblick jede Orientierung verloren. In einem lebenden, wachsenden, sich ständig verändernden Labyrinth half wahrscheinlich nicht einmal mehr mein Extrasinn als Wegweiser. So oder so, wir saßen in der Klemme.
    Und dann kamen sie. In der Nähe der freigeschmolzenen Öffnung traten sie aus dem Metall plastisch hervor, schwärmten aus, viel schneller als wir, und kreisten uns abermals ein.
    „Seht doch, da ist Adams!"
    Ich wandte den Kopf. Rechts und links von mir standen Ertruser - so war ich auch im Schutz ihrer SERUN-Schirme.
    Tatsächlich, etwa zwanzig Meter entfernt, angestrahlt von zwei Handscheinwerfern, war die unverkennbare Gestalt von Homer G. Adams auszumachen. Er stand dort und blickte zu uns herüber.
    „Kannst du uns helfen?"
    Adams reagierte nicht auf den Ruf. Er stand reglos da, wie geistesabwesend.
    Hatte er Kontakt zu den Poundern herstellen können?
    Es sah danach aus, die Aktivitäten der Pounder verringerten sich, das Feuer hatte aufgehört. Aber noch umschwärmten und belagerten sie uns.
    „Homer ...!"
    Ich ging auf ihn zu, und in Adams Gesicht kam Bewegung. Er machte zwei schnelle Schritte auf eine Säule zu, allem Anschein nach, um sich dahinter zu verstecken.
    Irrtum!
    Dann begriff ich mit einem Schlag. Adams verbarg sich nicht hinter der Säule. Er drang in sie ein, er verschmolz mit dem Vario-Metall.
    Einen Augenblick lang konnte ich noch das Relief seines Gesichts sehen, starr und ausdruckslos, durch die überlagernden Eigenstrukturen des Vario-Metalls nicht mehr mit letzter Sicherheit erkennbar. Dann nur noch ein Huschen und Gleiten, und Adams war für unsere Wahrnehmung verschwunden.
    Sein Abgang hatte Folgen: Die Pounder zogen sich langsam zurück und verschwanden. Diese Gefahr war beseitigt, vorerst.
    „War das ... wirklich Adams?" fragte eine erschütterte Stimme. „Oder nur eine Nachbildung seines Körpers? Können die Pounder uns in ihre Welt aufnehmen und einsaugen?"
    „Wahrscheinlich nur ein Abbild", log ich zuversichtlich. „Offenbar hat Homer G. Adams es zum guten Schluß geschafft, sich als Gomasch Endreddes Beauftragter auszuweisen. Nehmen wir sein Auftauchen, genauer gesagt, das Auftauchen seines Abbilds, als Angebot des Friedens."
    Es war pure Heuchelei! Ein Schock saß mir in den Knochen, denn für mich hatte es, zumindest auf den ersten Blick, so ausgesehen, als sei Adams tatsächlich zu einem Pounder
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