Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1775 - Totenwelt

1775 - Totenwelt

Titel: 1775 - Totenwelt
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gesprochen, das die Ausstellung besuchte. Jetzt kehrten die Frau und der Mann zurück. Beide waren schon älter, und es war der Frau anzusehen, dass die Exponate sie beeindruckt hatten.
    Viola Gruber verabschiedete sie, ging selbst bis zur Tür und schloss sie dann.
    »So, das war der letzte Gast.«
    »Haben wir gesehen«, sagte Suko. »Und wie sieht das mit Ihnen aus?«
    »Ich rechne noch schnell etwas zusammen, dann verschwinde ich ebenfalls. Sie können, wenn Sie wollen, ruhig schon die Ausstellung betreten.«
    »Nein, nein, wir bleiben, bis Sie auch gegangen sind«, entschied ich. »Das ist besser.«
    Sie schaute mich an, schüttelte den Kopf und vertiefte sich wieder in ihre Arbeit.
    Suko meinte: »Du kannst ruhig schon gehen, ich bleibe die kurze Zeitspanne noch hier.«
    »Okay, dann werfe ich mal einen ersten Blick in die Ausstellung.«
    »Tu das.«
    Neben der Tür blieb ich stehen und schaute mir das darunter hängende Plakat an. Es zeigte einige Totenschädel, die wohl auch in der Ausstellung zu sehen waren. Es waren die Boten einer langen Kulturgeschichte, wie ich lesen durfte. Die Exponate stammten aus bekannten Sammlungen in Europa und Übersee. Einige Objekte waren zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen.
    Ich übertrat die Schwelle und gelangte in den ersten Ausstellungsraum.
    Ich wusste ja, was mich erwartete, und war auch erstaunt, als ich die Schädel in natura sah. Man konnte davon ausgehen, dass sie nicht ohne Eindruck auf die Betrachter blieben, und das war bei mir ebenfalls so.
    Ich interessierte mich besonders für die Schädel, die gesichert hinter Glas standen, und sah nicht nur einfache Totenköpfe, sondern welche, die wertvoll waren, weil man sie geschmückt hatte.
    Bei einem sah ich zahlreiche Perlen in den Augenhöhlen und auch in dem Nasenloch. Um den Kopf war eine dicke Perlenkette gebunden, die wohl als ein besonderer Schmuck galt. Normale Schädel gab es auch, die interessierten mich nicht wirklich, wobei mir auffiel, dass kein Schädel dem anderen glich. Sie sahen alle anders aus. Manche hatten Löcher im Kopf, dort waren sie von Kugeln getroffen worden. Bei anderen wiederum fehlten ganze Teile an den Stirnen und am Kinn.
    Das Licht hatte sich den Ausstellungsstücken angepasst. Es war nicht grell, sondern eher sanft, aber auch auf gewisse Art und Weise düster. Dicke Kerzen sah ich auch. Ihre Dochte brannten nicht. Schwarz stachen sie vor der hellen Umgebung ab.
    Aus dem Vorraum hörte ich Stimmen. Es klang so, als wollte sich die Frau verabschieden, was ja nicht schlecht war. Wir brauchten freie Bahn, um die Dinge hier untersuchen zu können, denn ich rechnete damit, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Jane und Serena waren nicht grundlos verschwunden.
    Dann schlug vorn eine Tür zu.
    Jetzt war mir klar, dass Viola Gruber gegangen war. Suko und ich hatten freie Bahn.
    Ich wollte meinen Weg fortsetzen und in den zweiten Raum gehen, von dem Peter Dryer gesprochen hatte, als ich das Gefühl hatte, nicht mehr allein zu sein.
    Ich drehte mich um.
    Niemand stand dort. Dabei hatte ich Suko erwartet, aber er ließ sich noch nicht blicken. Aber das Gefühl blieb weiterhin bestehen. Ich kam mir vor, als wäre jemand da, der mich beobachtete, sich selbst aber nicht zeigte.
    Für einige Sekunden blieb ich stehen. Da nichts passierte, ging ich weiter. Wohin ich auch schaute, ich sah nur Schädel. Sie standen in Regalen oder auf Tischen. Sie sahen unterschiedlich aus. Von der Größe her und auch von der Farbe. Manche zeigten dieses bleiche Weiß, andere wiederum einen dunkleren Farbton, der mich an Brackwasser erinnerte.
    Zwischen den Köpfen standen die dicken Kerzen. Sie wurden sicherlich nur dann angezündet, wenn Führungen veranstaltet wurden und man es besonders unheimlich aussehen lassen wollte.
    Ich sah zahlreiche Schädel, die beschriftet waren. Zumindest auf den Stirnen, aber die Worte konnte ich nicht lesen, weil sie in fremden Sprachen geschrieben waren.
    Andere Totenköpfe zeigten Bemalungen. War der Untergrund hell, dann hatte man als Farbe Schwarz gewählt. Striche, Linien, auch Kreise. Oft waren die Zeichen ineinander verschlungen, und als ich genauer hinschaute, da fiel mir noch etwas auf. Auf manchen Totenköpfen war auch die rote Farbe zu sehen. Unter den leeren Augenhöhlen oder an den Mäulern. Ich fand nicht heraus, ob es nur Farbe war oder echtes Blut. Ich wollte es auch nicht kontrollieren.
    Langsam betrat ich den zweiten Ausstellungsraum. Das Gefühl,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher