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1774 - Ranjas Rudel

1774 - Ranjas Rudel

Titel: 1774 - Ranjas Rudel
Autoren: Jason Dark
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gespannt, wie der Schaffner darauf reagierte.
    Er sagte zunächst nichts. Es war ihm anzusehen, dass er nach Worten suchte. Er fand sie nicht und die Frau ließ ihn schmoren.
    Bell wollte seine Chance nutzen und sprach den Schaffner an. »Bitte, Sir, schauen Sie sich zunächst meinen Fahrausweis an. Ich wollte sowieso das Abteil wechseln und...«
    »Nein, Mister. Sie haben Zeit. Zuerst möchte ich erfahren, was mir diese Lady zu sagen hat. Vier Hunde in einem normalen Abteil, das ist schon ungewöhnlich.«
    »Wölfe«, verbesserte sie ihn.
    Er nahm die Antwort nicht ernst. »Meinetwegen auch das. Tatsache ist, dass Sie diese Tiere hier in das normale Abteil mitgenommen haben, und das geht nicht.«
    »Aha. Und warum nicht?«
    Der Schaffner verdrehte die Augen. »Weil wir für Tiere andere Bedingungen haben. Eine Transportpflicht, um die wir uns nicht drücken, die aber anders geregelt sein muss. Es gibt einen Gepäckwagen. Dort können auch die Tiere transportiert werden, wenn sie in Käfigen sind.«
    »So ist das?«
    »Genau so. Außerdem müssen Sie den Transport der Tiere bezahlen. Haben Sie daran auch gedacht?«
    »Nein.«
    Der Schaffner schnaufte. »Dann wird es jetzt teuer für Sie.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Können wir uns nicht anders einigen?«
    Jetzt bekam der Schaffner einen dicken Hals. »Was haben Sie denn mit dieser Bemerkung gemeint?«, fragte er lauernd. »Sollte das ein Bestechungsversuch gewesen sein?«
    Ranja lächelte, bevor sie eine Antwort gab. »Nein, keine Bestechung, nur ein Vorschlag zur Güte.«
    Der Schaffner schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall und nicht mit mir. Sie werden hier auch nicht nachlösen können. Ich werde Ihre Personalien aufnehmen und dafür sorgen, dass Sie in Edinburgh aus dem Zug steigen.«
    Toby Bell hatte alles mitbekommen und jedes Wort aufgesaugt. Er ahnte Schlimmes, denn mit dieser Frau konnte man nicht machen, was man wollte. Die war eiskalt. Die würde ihren Törn immer durchziehen.
    Das wusste der Schaffner nicht. Er verließ sich darauf, dass die Fahrgäste Respekt vor ihm hatten, aber das traf nicht auf alle Menschen zu. Hier auf keinen Fall.
    »Lassen Sie es gut sein, Mister!«, sagte Toby Bell.
    Der Bahnbeamte zuckte zusammen. »Was haben Sie da gesagt?«
    »Dass Sie es gut sein lassen sollen.«
    Der Mann blähte sich auf. Er bekam sogar einen roten Kopf. Seine Augen funkelten. Dann holte er Luft und spie die Antwort förmlich hervor. »Wie können Sie so etwas sagen? Sind Sie wahnsinnig oder einfach nur anmaßend?«
    »Ich meine es nur gut mit Ihnen.«
    »Klar. Vielleicht wollen Sie sich einschmeicheln, weil auch Sie keinen gültigen Fahrschein haben.«
    »Nein, auf keinen Fall. Ich meine es wirklich gut mit Ihnen.«
    »Ach, hören Sie auf.« Er wandte sich wieder der Frau zu, von der er sich nicht beeindrucken ließ. Ihre Exotik übersah er einfach, und er fragte sie noch mal: »Haben Sie einen gültigen Fahrausweis oder nicht?«
    »Nein.«
    »Gut, dann werde ich...«
    »Sie werden gar nichts, Mister. Gar nichts werden Sie tun, denn Sie sind schon tot.«
    Der Schaffner begriff es nicht oder wollte es nicht begreifen. Er stieß eine Verwünschung aus und hörte dann den leisen Pfiff, der den Wölfen galt.
    Toby Bell wollte ihn noch warnen. Es war zu spät, denn die Wölfe griffen an. Es waren tatsächlich alle vier, die aus ihrer Ruheposition in die Höhe kamen und sich abstießen.
    Sie bissen zu!
    Der Schaffner wusste nicht, wie ihm geschah. Er kam auch nicht mehr dazu, einen Schrei auszustoßen, die Tiere kannten kein Pardon. Sie rissen ihn um, und er fiel zwischen den Sitzen auf den Boden. Für einen Moment war sein von der Angst verzerrtes Gesicht zu sehen, dann wurde er unter dem mächtigen Körper eines der Tiere begraben.
    Dann war auch noch ein zweiter Wolf über ihm.
    Beide bissen zu.
    Die beiden anderen warteten darauf, ebenfalls zubeißen zu können. Sie stießen ihre Artgenossen an, weil diese sich zu lange Zeit ließen. Wenig später kamen auch die letzten beiden Wölfe zu ihrem Recht.
    Der Zeuge wollte nicht glauben, was er sah. Er starrte auf die blutigen Schnauzen. Er sah, dass die Tiere ihre Köpfe schüttelten, und er hätte am liebsten geschrien, aber er traute sich nicht, weil es einfach zu furchtbar war.
    Er wusste nicht, wie er wieder auf die Bank gekommen war. Er drängte sich jetzt in den Sitz hinein und wünschte sich verzweifelt ein Versteck, das es jedoch nicht gab.
    Und dann war da noch diese Ranja. Sie hatte sich nicht
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