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1772 - Zug der Herrscher

Titel: 1772 - Zug der Herrscher
Autoren: Unbekannt
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zwischen dem Fürsten und Zirrin geworden. Karon hatte großspurig behauptet, daß keine Frau seinen weichen Schuppen auf Dauer widerstehen könne.
    Zirrin hatte ihn daraufhin aufgefordert, mit Rani von Buragar ins Wasser zu gehen - und erst wenn er das schaffe, würde sie ihre Haltung überdenken.
    Das Protokoll erforderte den Einzug von den Unterkünften in die Parkzone in der Reihenfolge des Eintreffens im Riffta-System.
    Das Stakkato der Wasserhörner hielt lange an. Als der letzte Ton verwehte, begann der festliche Empfang im Parkbereich. Eine üppige Flora war aufgeboten, Pflanzen von allen wichtigen Welten aus Hirdobaan, eine grünende und blühende Vielfalt, die ihresgleichen suchte. Deliga roch das Aroma malphorischer Wasserschoten, sie sah die mannsgroßen Blütenstände der Rotmuscheln, die von Wissenschaftlern nach wie vor als Mittelding zwischen Tier und Pflanze eingestuft wurden.
    Vorübergehend schloß Deliga die Augen und versuchte, den Frieden nachzuempfinden, der für gewöhnlich über dieser prachtvollen Parklandschaft lag. Es gelang ihr nur unvollkommen, denn der Trubel ringsum war zu groß. Die ersten Handelsfürsten hatten die imaginären Grenzen innerhalb des Oktodroms überschritten; je nach Naturell fiel die Begrüßung untereinander zurückhaltend oder hektisch lautstark aus.
    Deliga ärgerte sich darüber, daß nicht nur große Pflanzen zum Teil die Sicht versperrten, sondern auch pavillonartige Bauwerke und zur optischen Auflockerung gestaltete niedere Mauern - andererseits waren Karon von Omgenoch und seine Kanzlerin hinter einer wogenden Fläche mannshoher Blüten verschwunden, und das bedeutete vorübergehend das Gefühl von Freiheit. Nur ein paar Schritte entfernt lockten üppige Wasserschoten, deren Gelbgrün mehrere flache Wasserbecken überwucherte. Zerstäubende Fontänen benetzten den Rand der Pflanzen.
    Die Sydorrierin genoß den feinen Sprühnebel, der ihr entgegenwehte. Unwillkürlich reckte sie den Hals, ließ die Feuchtigkeit über ihr Gesicht rinnen ... Eine schroffe Hand riß sie zurück, eine Hand mit zwei großen Siegelringen an jedem der vier Finger. Karon! Bevor Deliga ihren Schreck überwinden konnte, schlug er sie ins Gesicht.
    „Ich lasse mich nicht hintergehen!" fuhr er sie an. „Ich habe dir das Wasser verboten, also richte dich danach. Oder glaubst du", seine Stimme wurde eisig kalt wie die Temperatur außerhalb des Oktogons, „daß Sydorrier für mich unersetzlich sind?" Er stieß sie vor sich her, hinüber in den Grencheck-Bereich. „Über die Folgen deines Verhaltens reden wir später."
    Deliga sah das spöttische Mienenspiel der Kanzlerin, deren Haltung grenzenlose Überlegenheit ausdrückte. Neben Zirrin stand Martosch, Herrscher des Grencheck-Oktanten, sein Lächeln wirkte verächtlich und neugierig zugleich. Aber Martosch war als eher mäßig intelligent verrufen, und die Geschicke seines Oktanten wurden im wesentlichen von Ratgebern und Höflingen geleitet. Zwei weibliche Hamamesch standen hinter ihm: Glesitt und Bhenige, seine wichtigsten Ratgeberinnen.
    Wenn Deliga sich nicht irrte, zog Martosch die Frauen jedem Sydorrier vor. Deshalb empfand sie es als besonders erniedrigend, daß Karon das Angebot machte, sie Martosch zu schenken, und Martosch schlichtweg ablehnte.
    Du siehst, welchen Wert du hast, signalisierte Zirrins Blick. Deine Klugheit hilft dir nicht weiter.
    Deliga hielt sich zurück; ihr blieb keine andere Wahl. Karon, von der Kanzlerin häufig genug gegen sie aufgehetzt, konnte ihr das Leben zur Qual machen. Obwohl Sydorrier im allgemeinen sehr gut behandelt wurden, stellte sich die Alternative einer Flucht aus Omgenoch nicht. Deliga selbst hätte das als Feigheit empfunden.
    Fast eine Tix lang hörte sie zu, wie Martosch mit ausschweifenden Worten von seiner Containerwelt Torresch berichtete und von einer Raumschlacht zwischen Fermyyd-Einheiten und einer kleinen Flotte der Fremden. Natürlich hatten die Fermyyd alle Angreifer besiegt.
    Der Fürst verglich die Galaktiker mit den Kschuschii, die vor etwa 800 Jahren ihre Technik den Grencheck-Hamamesch überlassen hatten. Die Kschuschii-Technik, davon war Deliga überzeugt, war der vermutlich wichtigste, offiziell aber stets geleugnete Grund für den schleichenden Niedergang der Handelsmacht Grencheck. Alle wichtigen Geräte funktionierten nur innerhalb einer speziellen Flüssigkeit aus Wasser und exotischem Öl und zeigten inzwischen deutliche Ausfälle, ohne daß Reparaturen möglich
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