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1772 - Ein Grab in den Bergen

1772 - Ein Grab in den Bergen

Titel: 1772 - Ein Grab in den Bergen
Autoren: Jason Dark
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hochkommen, denn du siehst ja nicht jeden Tag Engel.«
    »Das stimmt.«
    »Wann kommst du?«
    Ich musste lachen. »So schnell schießen die Preußen nicht. Ich habe mich noch nicht entschlossen.«
    »Das solltest du aber. Wenn es ein fake ist, macht nichts. Zwei Tage Urlaub tun dir auch mal gut. Sollte es kein fake sein, was ich ja glaube, dann würdest du dich vielleicht darüber ärgern, dass du dir den Engel nicht angesehen hast.«
    »Möglich. Aber hast du ihn denn schon gesehen?«
    »Nein, das habe ich nicht. Er wurde leider unter Verschluss gehalten. So hatte ich das Nachsehen. Aber zur Eröffnung morgen bin ich dabei.«
    Wenn ich mir alles so recht durch den Kopf gehen ließ, war es vielleicht nicht verkehrt, mal wieder aus London rauszukommen. Der letzte Fall war hart genug gewesen, denn gegen Kannibalen zu kämpfen war alles andere als ein Vergnügen gewesen.
    »Denkst du nach, John?«
    »Ja.«
    »Wann kommst du? Also morgen ist die Eröffnung der Ausstellung. Da wäre es am besten, wenn...«
    »Ich versuche es, Max.«
    Maxine lachte laut. »Super, dann muss ich nicht allein dorthin gehen. Carlotta wäre gern mitgekommen, aber du weißt ja, als Vogelmädchen wäre sie aufgefallen und hätte dem ausgestellten Engel womöglich noch die Schau gestohlen.«
    »Das wäre möglich, aber mit Carlotta hat der Engel sicher nichts zu tun. Dann müsste er ja auch aus diesem Labor gekommen sein.«
    »Nein, das ist er nicht.«
    »Dann bin ich zufrieden.«
    »Und ich freue mich, wenn du kommst.«
    Das konnte sie jetzt, denn ich hatte mich entschlossen, nach Dundee zu fliegen. Sir James hatte das sogar als eine Dienstreise akzeptiert.
    Und das Gespräch, das ich mit meiner Freundin Maxine Wells geführt hatte, war mir noch mal während des Landeanflugs auf Dundee durch den Kopf gegangen.
    Hier, so weit im Norden, hatte der Frühling noch zu kämpfen. Zwar lag kein Schnee mehr, aber die Temperaturen waren tiefer als bei uns in London. Ich hatte noch Schnee auf den Gipfeln der Berge gesehen und musste daran denken, dass dieser angebliche Engel tot in den Bergen gefunden worden war.
    Engel oder nicht?
    Das war die Frage. Beides konnte zutreffen. Ich gehörte zu der kleinen Gruppe von Menschen, die darüber informiert war. Ich fand es toll, es gab dem Leben die richtige Würze, aber auch Engel hatten Feinde, und bei ihnen gab es zudem große Unterschiede, ich kannte die Guten, aber auch die Grausamen. Es gab sie mit Flügeln und es gab sie ohne.
    Jetzt war ich gespannt, was es mit dem Engel auf sich hatte, der tot in den Bergen gefunden worden war. Ich fragte mich auch, wie er gestorben war und welche Feinde er gehabt hatte, aber das herauszufinden würde schwer werden. Maxine Wells hatte mir noch erklärt, dass zwei junge Wanderer aus Norwegen ihn gefunden hatten.
    Ein paar Rucke gab es. Die Maschine wurde durchgeschüttelt, als sie über die Piste rollte. Vor mir lachte eine Frau hell auf, weil sie sich so über die Landung freute.
    Ich war auch froh, freute mich aber viel mehr auf Maxine Wells. Sie arbeitete als Tierärztin und war eine tolle Frau, die sich im Leben durchsetzen konnte.
    Bei ihr lebte auch Carlotta, das Vogelmädchen. Vogelmädchen deshalb, weil sie ebenfalls Flügel hatte. Allerdings nicht, weil sie ein Engel war. Ein irrer und auch genialer Wissenschaftler hatte mit ihr einige Gen-Experimente durchgezogen und es tatsächlich geschafft, so eine Person zu züchten.
    Ich mochte das Vogelmädchen, das auf den Namen Carlotta hörte. So manches harte Abenteuer hatte sie schon überstanden und hatte stets darauf achten müssen, dass sie nicht von normalen Menschen gesehen wurde, denn es sollte unbedingt geheim bleiben, wie sie tatsächlich aussah.
    Bisher war es ihr und Maxine auch gelungen, und ich konnte nur hoffen, dass es auch in der Zukunft so bleiben würde.
    Die Maschine rollte aus. Ich warf noch einen letzten Blick aus dem Fenster zum Himmel, der ein kräftiges Blau zeigte, auf dem die weißen Wolken wie Boote schwammen.
    Mit dem Aussteigen ließ ich mir Zeit. Ich wusste, dass Maxine mich abholen würde, aber zuvor musste ich noch meine Reisetasche vom Gepäckband holen.
    Alles lief hier sehr locker ab. Es gab keine Hektik, und auch das Wachpersonal machte keinen finsteren Eindruck. Meine Reisetasche gehörte zu den letzten Gepäckstücken, die auf dem Band lagen. Ich schnappte sie mir und ging zum Ausgang, wo einige Leute standen, die auf Passagiere warteten.
    Unter anderem Maxine Wells. Sie fiel auf,
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