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1764 - Die Killerin

1764 - Die Killerin

Titel: 1764 - Die Killerin
Autoren: Jason Dark
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Curtain saß auf seinem Platz wie ein normaler Mensch, der er nicht mehr war. Für mich war er ein von bösen Mächten beherrschter Körper, der seine eigentliche Macht durch die Augen abgab.
    Auch mich traf der Angriff. Ich konnte es nicht anders erklären, es war ein Angriff, den man mir entgegen schickte. Und zwar durch das Auge über dem Kopf.
    Es war schwer für mich, diesen geistigen Ansturm abzuwehren. Ich wollte nicht in die Gewalt dieser Gestalt geraten, die Menschen manipulierte oder sie demjenigen zutrieb, dem sie diente.
    Ich hatte keine genauen Informationen darüber, wer das war, aber schon eine Vorstellung. Mein erster Gedanke galt dem Teufel und damit auch seinem Reich, der Hölle. Sie konnte immer neue Opfer gebrauchen, darauf lauerte der Teufel. Je mehr Seelen man ihm zuschanzte, umso besser.
    Ich wollte es genau wissen, ich musste ihn nur ansprechen. Möglicherweise erhielt ich eine Antwort.
    Ich tat es und drehte dabei den Kopf zur Seite. »Wer bist du wirklich, Douglas Curtain?«
    Er lachte.
    Ich gab nicht auf. »Wem hast du deine Existenz zu verdanken? Etwa dem dritten Auge? Bist du ein Psychonaut?«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    Ein Vorteil, er konnte reden. »Als was siehst du dich dann?«, hakte ich nach. »Oder dienst du dem Teufel?«
    »Vielleicht.«
    »Schön. Wie läuft es bei dir ab? Du trittst auf als Mentalist. So näherst du dich den Menschen. Und was geschieht mit ihnen, wenn du sie hast?«
    »Ich schaffe sie rüber.«
    »Zum ihm?«
    »Ja, die Hölle hat noch Platz. Viel Platz sogar, das kann ich dir schwören. Ich bereite sie darauf vor. Irgendwann werden sie beim Teufel landen, der mir eine so große Macht gegeben hat. Ich kann mit dem dritten Auge sehen. Es manipuliert. Er schickt die Gedanken, denen auch du nicht widerstehen kannst.«
    »Das glaube ich nicht so ohne Weiteres.«
    »Du wirst es erleben. Alle, die in meine Nähe kamen, haben es erlebt. Ich bereite sie vor, damit der Teufel sie sich holen kann. Er soll reicher werden.«
    Das alles hörte sich abgefahren an, war es aber nicht. Ich wusste, dass der Teufel oft auf unmöglichen Wegen versuchte, an die Menschen heranzukommen. Sein großes Ziel war es, dass ihm alle dienten, aber so mächtig war er nicht. Jetzt versuchte er, in kleinen Schritten weiter zu kommen.
    Ich hörte nichts mehr. Dass Curtain nicht eingeschlafen war, stand für mich fest. Auch wenn ich nichts hörte, drehte ich mich wieder um, weil ich ihn von vorn sehen wollte. Es war gut, dass Suko den Raum verlassen hatte.
    Etwas hatte sich bei mir verändert.
    Ich hatte mein Kreuz hervorgeholt und es jetzt offen vor meine Brust gehängt. Kreuze waren für gewisse Gestalten brandgefährlich...
    Meines ließ sich aktivieren und erweckte damit Gegenkräfte, auf die ich mich bisher immer hatte verlassen können.
    Ich drehte mich langsam um. Bisher hatte mich das Kreuz immer geschützt. Ich warf ihm einen Blick zu und war zufrieden, als ich sah, dass der helle Lichtschein in zahlreichen kleinen Reflexen über das Kreuz rann.
    Ein letzter Schwung noch, und ich stand Douglas Curtain wieder gegenüber.
    Diesmal schrie er auf.
    Ich sah den Grund sofort, denn mein Kreuz hatte reagiert. Es war etwas passiert, was ich noch nie zuvor erlebt hatte. Mein Kreuz hatte sich auf eine bestimmte Art und Weise selbstständig gemacht. Es hing zwar vor meiner Brust, aber es hatte so etwas wie eine Botschaft geschickt, und die zeichnete sich auf der Gestalt des Mentalisten ab.
    Es war der Schatten eines Kreuzes.
    Meines Kreuzes. Aber nicht so klein oder nur so groß, wie das Kreuz war, sondern breit und auch lang, sodass der Schatten die gesamte Gestalt erfasst hatte.
    Sekundenlang passierte nichts. Wir starrten uns an. Es kam mir vor, als würden wir einen stummen Kampf ausfechten, bei dem nur einer gewinnen konnte.
    Douglas Curtain bekam seine Probleme. Ich sah, dass er zuckte. Und das geschah dort, wo sich seine Augenhöhlen befanden. Sie wurden plötzlich leer, man konnte sagen, dass die Augen einfach verschwanden. Was immer in den Höhlen gelegen hatte, war von einem Moment zum anderen verschwunden.
    Es war verrückt. Nicht mein Kreuz, sondern sein Schatten vernichtete die Gestalt, die auf die Hölle gesetzt hatte. Wichtig an ihr waren die Augen gewesen, die hatte die Manipulation am härtesten erwischt.
    Der Mentalist bewegte sich. Erst sah es so aus, als wollte er aufstehen, dann schwang er sich von einer Seite zur anderen, ohne jedoch vom Stuhl zu fallen.
    Ich ging auf ihn zu.
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