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1764 - Die Killerin

1764 - Die Killerin

Titel: 1764 - Die Killerin
Autoren: Jason Dark
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Sekunden der Ablenkung genützt, beide Hände zusammengelegt, die sie nun unter die Waffenhand der Killerin hämmerte.
    Der Schuss krachte, aber die Kugel jagte nicht in den Körper des Lehrers, sondern in die Decke. Olgas Wutschrei verlor sich im Echo des Schusses, und Jane blieb an der Gegnerin. Sie schaffte es, das rechte Handgelenk der Killerin zu umfassen und die Hand weiter in die Höhe zu drücken. Es fiel ein zweiter Schuss. Die Kugel schlug erneut in die Decke ein.
    Jane und Olga kämpften. Es ging allein um die Waffe, und die Detektivin entwickelte plötzlich gewaltige Kräfte. Sie schrie und rannte mit der Killerin quer durch den Raum, warf dabei zwei Tische um, hatte dann freie Bahn und wuchtete Olga mit dem Rücken gegen die Wand. Dabei bekam auch der Kopf der Killerin etwas mit, denn es entstand ein Geräusch, als hätte jemand gegen eine Holzschale geklopft.
    Noch immer hielt Jane das Gelenk fest. Es war ein Kampf, bei dem sie keine Rücksicht nehmen durfte, und deshalb rammte sie auch ihr rechtes Knie in die Magengrube der Frau.
    Die Killerin erwischte es hart. Sie gab ein Geräusch von sich, das zwischen Gurgeln und Schreien lag.
    Noch mal stieß Jane zu.
    Die Killerin sackte zusammen, und erst jetzt konnte Jane ihr die Waffe aus der Hand reißen. Sie war froh, die Frau auf dem Boden hocken zu sehen. Beide Hände hielt sie gegen den Unterleib gepresst, die Augen quollen ihr aus den Höhlen, und von ihrer alten Sicherheit war nichts mehr zu spüren.
    Jane hielt jetzt die Waffe fest. Sie konnte auch mit einem Revolver umgehen. Geduckt stand sie vor Olga, die noch immer mit sich zu kämpfen hatte.
    Die Schüler hatten einen Kreis um die beiden gebildet, aus dem Hintergrund meldete sich der Lehrer.
    »Einer von euch sollte mein Handy nehmen und die Polizei alarmieren. Ich bin zu schwach und fürchte, dass ich gleich ohnmächtig werde.«
    »Ja, ich mache das.« Ein rothaariger Junge ließ sich das Handy geben, um den Notruf abzusetzen. Jane Collins war froh, dass die Polizei bald erscheinen würde, um ihr eine Arbeit abzunehmen. Doch solange die Beamten nicht da waren, durfte sie in ihrer Wachsamkeit nicht nachlassen.
    Die Killerin hatte sich wieder gefangen und grinste Jane an. »Na, willst du dir etwas nebenbei verdienen?«
    »Was soll der Quatsch?«
    »Das ist kein Quatsch.« Die Augen verengten sich. »Ich habe Geld. Du bekommst einiges und...«
    »Geld habe ich selbst. Und sogar meine Prinzipien. Ich lasse mich nicht bestechen.«
    »Ach, du bist dumm.«
    »Das mag in deinen Augen so sein. In den meinen nicht. Ich will dich vor Gericht sehen.«
    Olga lachte nur. Dann drehte sie sich zur Wand hin und von Jane Collins weg. Dabei zeigte die Killerin ihren Rücken, und es sah aus, als wollte sie durch Abstützen an der Wand in die Höhe kommen.
    Das tat sie nicht. Sie sackte wieder zusammen.
    Jane Collins hatte ihre Beretta so gut wie vergessen. Die Killerin aber nicht. Sie hielt plötzlich die Waffe in der Hand, schoss aber zu überhastet. Die Kugel flog irgendwohin, traf zum Glück auch keinen Schüler, aber dann gab Jane die Antwort. Sie musste die Zielrichtung nicht viel korrigieren, die Mündung zeigte bereits nach unten, und dann war nur noch das Krachen des Revolvers zu hören.
    Zweimal hatte Jane abgedrückt, und beide Male auch getroffen. Eine Kugel hatte das Gesicht der Killerin erwischt, die zweite war in den Körper gedrungen.
    Beide Treffer waren tödlich.
    Jane sagte nichts. Sie stand da, hielt den Kopf gesenkt und zitterte. Aus ihrem Mund drang kein Laut, sie schaute einfach nur zu Boden und verspürte plötzlich den Wunsch, sich hinzusetzen. Sie drehte sich um, fand einen Stuhl und ließ sich auf ihm nieder. In der Ferne klangen Sirenen auf.
    Niemand sprach sie an. Und sie war froh, dass es so war. Einen Menschen getötet zu haben, das nahm sie schon mit, auch wenn dieser Mensch eine Killerin gewesen war.
    Sie wischte über ihre Stirn, auf der kalter Schweiß lag. Dann zuckte sie zusammen, als sich das Handy meldete.
    Wenig später wusste Jane Collins, dass es John Sinclair war, der etwas von ihr wollte. Selten hatte sie sich so gern gemeldet wie an diesem Tag...
    ENDE des Zweiteilers
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 1763 »Einer sieht alles«
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