Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1755 - Die FÃŒrstin und der Outlaw

Titel: 1755 - Die FÃŒrstin und der Outlaw
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sich dieser Machtkampf in abgewandelter Form: Jedes Handelshaus war bestrebt, besonders fähige Manager und andere qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Da es keine Restriktionen gab, konnte jeder jedem beliebige Angebote unterbreiten.
    Die Abwerbung von erfolgreichen Hamamesch war daher an der Tagesordnung.
    Natürlich versuchten alle großen Händler, wichtige Leute enger an sich zu binden. Dies geschah durch die sogenannte Adoption.
    Praktisch bedeutete das, daß ein fähiger Mitarbeiter, der von einer anderen Händlergruppe abgeworben worden war, Familienrechte erhielt. Er war damit praktisch „Familienmitglied" seines neuen Arbeitgebers. Das bedeutete eine engere Bindung an das neue Haus, was nur noch selten zu einem „Ausbruch" führte.
    Wer seine Adoption aufgab, beging zwar keine Straftat, aber er galt bei den höheren Handelsfamilien als unwürdig. Man sprach über solche Hamamesch nicht, strafte sie durch Nichtbeachtung.
    In der Regel bekamen solche Aussteiger nur noch eine Anstellung bei unbedeutenden Unternehmern. Das aber bedeutete in der Praxis, daß sie in ihrer Karriere wieder auf der untersten Leitersprosse neu anfangen mußten.
    Viele fähige Manager verweigerten daher die Adoption, um sich alle Wege offenzuhalten. Nicht selten führte das zu einer beträchtlichen Steigerung ihres Marktwerts.
    Da auch meine Regierung selbst Handel betrieb, mußte ich mich immer wieder auf veränderte Situationen einstellen. Ebenso mußte ich nach immer neuen Wegen suchen.
    Die großen Handelssippen akzeptierten die Eigeninitiative der staatlichen Organe. Schließlich wurden dadurch die steuerlichen Abgaben niedrig gehalten, denn bei guten eigenen Geschäften waren meine politischen Organe und ich nicht auf Abgaben angewiesen.
    Natürlich wurde jede meiner Aktivitäten auch mißtrauisch oder zumindest mit Vorsicht und abwägend beobachtet. Zu größeren Konflikten kam es dabei nicht. Ich war intelligent genug, um alles sorgfältig zu prüfen, bevor ich damit an die Öffentlichkeit trat.
    Selbst wenn Vobbrech seinen Einfluß verdoppeln oder verdreifachen würde, an den Fundamenten der Regierung und ihrer Handelsbeziehungen konnte er nicht kratzen.
    Ich besaß ein paar Trümpfe, über die eigentlich nur mein Gemahl Razano Omre informiert war.
    Und selbst er kannte nicht alle Einzelheiten.
    Razano Omre war Kanzler des Buragar-Oktanten. In der Hierarchie stand nur noch ich über ihm.
    Er fand sich in dieser Rolle sehr gut zurecht. Probleme gab es keine.
    Ich überließ es ihm, in der Öffentlichkeit aufzutreten und zu sprechen. Er konnte meine Beschlüsse dort ruhig so verkaufen, als wären sie seinem Kopf entsprungen. Nach außen hin mußten wir Einigkeit demonstrieren. Diese Einigkeit bestand zwar, aber der gemeine Hamamesch auf der Straße brauchte nicht zu wissen, daß alle Entscheidungen und Gesetze letzten Endes allein meinem Willen entsprungen waren.
    Mein Gemahl war ein fähiger Kaufmann und ein solider Politiker. Er hätte es aber mit einem Mann wie Vobbrech allein nicht aufnehmen können. Auch nicht mit einem Dutzend anderer Handelsoberhäupter.
    Man konnte seine Vor- und Nachteile sehen, wie man wollte. Er war mein wichtigster Partner im privaten und im beruflichen Leben.
    Oder hätte ich sagen sollen, daß Syncomp noch wichtiger war? Zumindest für Politik und Handel galt das.
     
    *
     
    Syncomp war ein persönliches Geschenk meines lange verstorbenen Vaters, des Handelsfürsten Ljakoon II von Buragar. Woher er die wunderbare Maschine erworben hatte, hatte er mir nicht verraten. Sie stammte jedenfalls nicht aus Hirdobaan.
    Er hatte damit einen glänzenden Handel gelandet, denn Syncomp war ein Produkt, das es mit der Siegel-Technik aus dem Zentrum durchaus aufnehmen konnte. Vielleicht war er sogar noch hochwertiger.
    Vater hatte die Maschine als „syntronischen Computer" bezeichnet. Daher rührte der Name. Ich konnte mir unter dieser Bezeichnung allerdings nur wenig vorstellen.
    Meine technischen Kenntnisse wiesen erhebliche Lücken auf. Freilich konnte ich dieses Manko mit meinen anderen Fähigkeiten spielend leicht ausgleichen.
    Und mit Syncomp selbst!
    Seine Existenz war ein Geheimnis, das ich nur mit meinem Mann teilte. Selbst unsere Töchter Itta und Sereffi wußten bislang nichts davon. Ich beteiligte sie zwar passiv an meinen Beratungen und Entscheidungen, aber für eine aktive Rolle waren sie noch zu jung und unerfahren.
    Syncomp bestand aus einem Würfel, dessen Kantenlänge etwa meinem Unterarm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher