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175 - Ich - Coco Zamis

175 - Ich - Coco Zamis

Titel: 175 - Ich - Coco Zamis
Autoren: Dämonenkiller
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brauchte, ließ er mich aufsitzen. Wenn ich Merlin vor mir gehabt hätte, würde ich ihm glatt den Bart abgerissen haben, so wütend war ich auf ihn. Ausgerechnet lief ich auch noch den Lagerwachen in die Hände. Ein Wächter war Rübenhans, ein übler Bursche, mit dem ich ohnehin noch eine Rechnung offen hatte. Er plusterte sich vor mir auf. „Was hast du dich nächtens im Wald herumzutreiben?" fragte er. „Ich wette, du bist doch eine Hex', ich habe es gleich gesagt. Du hast den Hauptmann behext, darum ist er dir verfallen. Aber das wird nicht so bleiben. Du wirst auf dem Scheiterhaufen enden, wie es einer Hexe gebührt, Coco Zamis!" Meine Wut fand hier ein Ventil. Außerdem wußte ich, daß gerade in dieser Zeit der Hexenwahn grausame Hochkonjunktur hatte. Die Anschuldigungen eines Schwätzers wie des Landsknechts Rübenhans genügten durchaus, um eine harmlose junge Frau ums Leben zu bringen. Doch bei einer echten Hexe wie mir, wenn ich auch mit der Schwarzen Familie gebrochen hatte, war das Großmaul an die falsche Adresse geraten.
    Ich überkreuzte den Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand und murmelte eine einfache Zauberformel. Im Nu verwandelten sich die beiden Wachtposten in reglose Statuen. Ich nahm ihnen die Erinnerung an meine Rückkehr ins Lager und sorgte außerdem dafür, daß der Rübenhans in den nächsten Tagen ein schreckliches Gliederreißen verspüren würde. Wenn er im nächsten halben Jahr außerdem eine Frau als Hexe bezichtigte, würde sich der Anfall bei ihm wiederholen.
    Noch weitere Magie anzuwenden, wäre allzu aufwendig und auch schwierig gewesen. Nachdem ich mein Mütchcn gekühlt hatte, wandelte ich durch die Lagergassen zurück zum Zelt des Hauptmanns. Die meisten Landsknechte, Troßbuben und Lagerdirnen hatten sich schon zur Ruhe gelegt. Nur ein paar Unentwegte zechten und würfelten noch, und beim Marketenderzelt ging es hoch her.
    Ich hatte das Hauptmannszelt fast erreicht, als eine kleine, schlanke Gestalt aus dem Schatten trat. Auf den zweiten Blick erkannte ich im Schein des niedergebrannten Lagerfeuers Ricco Breitenfeld, den knapp vierzehnjährigen neuen Fahnenträger von Czersky Regiment. Ricco, wegen seiner französischen Mutter, die schon in seinem dritten Lebensjahr verstorben war, von den Landsknechten mit dem Spitznamen Kanaillen-Ricco bedacht, war der einzige im ganzen Lager, den ich wirklich ins Herz geschlossen hatte. Er hatte mich am Vortag umhergeführt und mir alles erklärt.
    Er faßte mich schüchtern am Ärmel.
    „Wo seid Ihr denn gewesen, Frau Zamis? Der Obrist ist eingetroffen und hat nach Euch gefragt. Ihr könntet Schwierigkeiten bekommen."
    Graf Maximilian zu Stoltzen-Hagenau war der Vorgesetzte Czerskys, den ich hypnotisiert und fest in meinen Bann geschlagen hatte, ebenso wie Czerskys Dirnen Barbara Mohr und Luisa Stratti. Ich hatte den buckligen Grafen, der mich begehrte, mit der Botschaft abgewimmelt, ich hätte eine ansteckende Krankheit. Stoltzen-Hagenau hielt normalerweise im nahen Städtchen Schaffhausen Quartier.
    Er mußte von meiner Lüge erfahren haben. Kein Wunder, genug Leute hatten schließlich mich, die angeblich Schwerkranke, umherspazieren sehen.
    „Danke, daß du mich gewarnt hast, Ricco", sagte ich. „Und sei nicht so förmlich zu mir. Ich bin für dich Coco. Wir sprechen uns morgen weiter."
    Seine Blicke verrieten mir, daß er vernarrt in mich war. Ricco vergötterte mich; ich, die er für die Geliebte seines Hauptmanns halten mußte, war seine Traumfrau. Ich klopfte ihm freundschaftlich auf den Arm und ging am Leibwächter des Obristen vorbei ins Zelt. Der Leibwächter, ein wucherbärtiger Muskelprotz mit finsterem Gesicht, stützte sich auf seinen Flamberg.
    Im Zelt fand ich einen verlegenen Czersky, den Obristen, den Profoß und die dralle Barbara vor. Und natürlich den geschniegelten Grafen, der gerade aus einer Tabatiere schnupfte.
    „Frau Zamis, wie -" er schnüffelte - „erklärt Sie sich Ihr Befinden? Mich" - jetzt zog er die Nase kraus - „hat Sie schändlich belogen."
    Stoltzen-Hagenau schnaubte vernehmlich in ein monogrammbesticktes Spitzentaschentuch und ließ es im weiten Hemdärmel verschwinden. Der Geck trug sogar eine Perücke, was sonst allgemein bei Männern nicht üblich war.
    „Ich hielt mich für krank, aber ich bin es nicht. Was findet Ihr daran auszusetzen, Graf?"
    „Man munkelt im Lager, es ginge bei Euch nicht mit rechten Dingen zu", sagte der Profoß, ein beleibter Mann mit gerötetem Gesicht und
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