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1748 - Im Teufelskreis

Titel: 1748 - Im Teufelskreis
Autoren: Unbekannt
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den Speer schleudern.
    Sie wird in meinen Armen sterben, und mit ihrem letzten Atemzug beginnt der Film von neuem, und ich liege bei ihr und erfahre, nach ungezählten Affären, von denen kaum die Namen geblieben sind, daß ein ganzes Universum nichts ist im Vergleich zu dem Glück und den Freuden, die durch alle Dimensionen explodieren, wenn ein Mann und eine Frau wie Mirona zusammen sind und sich lieben, als könne nichts auf der Welt sie jemals wieder trennen.
    Und dieses wahrlich faszinierendste Geschöpf, das je als Frau auf die Welt kam, werde ich in wenigen Augenblicken abermals töten. Und mein Henkerslohn wird darin bestehen, daß ich neben ihr liege und Ekstasen erlebe, um dann wieder Jagd zu machen, in dem Wissen, daß sie mich ohne jeden Skrupel umbringt, wenn ich es nicht vor ihr tue.
    Ich muß es tun, auch wenn ich weiß, daß die Ausrede so alt und verlogen ist wie der Tag, an dem sich die ersten Intelligenzwesen zusammengetan und beschlossen haben, einen Stammesverband zu gründen. Ein Satz geht mir nicht aus dem Sinn, den ich vor langer Zeit einmal gehört habe: „Und lieber wäre es mir, daß mein Land für mich stürbe, als ich für mein Land..."
    Ein Text aus dem 2 0. Jahrhundert auf Terra, der noch Jahrhunderte später vielzitiert war - in sogenannten subversiven Kreisen. Aber traf er nicht auf meine Situation zu? Ich bin im Begriff, das größte Opfer zu bringen für eine Menschheit, zu der ich eigentlich gar nicht gehöre. Und wenn ich diese Verpflichtung nicht spürte? Wenn es hier nur um mich ginge, um mich und Mirona?
    Da steht sie und sieht mich an, groß und schlank, mit ihrer zartbraunen Haut, die sie als echte Lemurerin ausweist. Mit den tiefschwarzen Haaren, diesmal offen und weit über die geraden Schultern fallend. Mit ihren vollen, sinnlichen Lippen und den mandelförmigen Augen.
    Mit ihrer unvergleichlichen persönlichen Ausstrahlung, die in jedem ihrer zwanzigtausend Lebensjahre gewachsen sein muß.
    „Du bist wirklich ein Narr!" ruft sie. „Du kannst mich nicht töten!"
    Und ich rufe zurück: „Warte bitte, Mirona! Geh noch nicht! Laß uns reden!"
    Der Speer wiegt noch schwerer in meiner Hand. Und - ihr Götter, laßt mich ihn diesmal nicht schleudern müssen!
    „Worüber, Admiral?" fragt sie laut und dreht sich halb um.
    „Über die Zukunft, Mirona! Über uns!"
    Sie zögert, einen Schritt vor dem Zeittransmitter.
    Ich halte den Atem an und denke daran, was ich alles opfern würde, sie diesmal leben zu lassen.
    Vielleicht hat mich die Abruse nur von den anderen isoliert und in diese Pseudorealität gestürzt, um vor mir sicher zu sein, einen ihrer Feinde kaltgestellt zu haben.
    Aber könnte es denn nicht auch so sein, daß diese Scheinwirklichkeit so nahe an der echten Realität ist, daß ich diese hier und jetzt und im nachhinein wirklich verändern könnte?
    „Rede!" höre ich die Stimme der Frau, in der soviel von einer Göttin wie von einer leibhaftigen Teufelin steckt. „Aber kurz, Admiral. Ich habe nicht mehr viel Zeit."
    Ich atme auf, ziehe die Luft in mich hinein. Tränen der Erregung schießen mir in die Augen.
    Der Teufelskreis ist gesprengt.
    Ich habe sie nicht getötet. Wir sind weiter - vielleicht am Anfang eines langen, gemeinsamen Weges.
    Die jähe Hoffnung raubt mir fast den Verstand.
    Und sie macht mich für einen Augenblick blind.
    Der Haluter Icho Tolot durchschaute das falsche Spiel sofort. Sein Planhirn zog die entsprechenden Schlüsse schneller als die intelligenten Gehirne seiner in ähnlichen Situationen herumirrenden Gefährten aus der weit über zweihundert Millionen Lichtjahre entfernten und durch den Möbiusstreif en getrennten Heimat namens Milchstraße.
    Er sah sich in seinem Haus auf Halut, dem einzigen Planeten seiner uralten roten Sonne, auf den sich die ehemaligen Beherrscher der Galaxis für immer zurückgezogen hatten, um ihre grausige Vergangenheit ein für allemal zu begraben.
    Nur dann und wann verließ einer der hunderttausend noch lebenden Haluter seine Welt, um der Drangwäsche nachzugehen, einer Art kontrolliertem Amoklauf, bei dem der Betreffende seine angestauten und ererbten Energien herauslassen konnte, indem er sich todesmutig in die gefährlichsten Abenteuer stürzte.
    Fancan Teik war soeben von einer solchen zurückgekehrt, und er hatte die beiden Terraner Leutnant Orson Coul und Kanonier Heyn Borler mitgebracht, die Icho Tolot in seinem weiträumigen Haus aufgenommen hatte. Der Mediziner Klautos Mur kümmerte sich momentan
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