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1747 - Hyzzak

Titel: 1747 - Hyzzak
Autoren: Unbekannt
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hervorrufen?
    Das Problem erledigte sich auf andere Weise.
    Gesetzt den Fall, es gab keine gesicherte Erkenntnis über eine äußere Welt und es blieb als philosophische Konstruktion nur die Aussage „Es gibt nur mich allein in der Welt und sonst nichts!" übrig, dann war weiteres Spekulieren müßig.
    Gab es aber eine äußere Welt, dann folgerte daraus streng logisch der Grundsatz, daß jede Form des Handelns so zu betreiben war, daß sie die eigene Existenz nicht negierte. Denn was wäre das für ein Kosmos, in dem seine eigene Existenz für ihn selbst entbehrlich war? Er hätte einer Maschine geglichen, deren einziger Daseinszweck darin bestanden hätte, sich selbst auszuschalten.
    Aus diesen sparsamen Axiomen ergab sich dann zwangsläufig der gesamte Rest seines Denkens.
    Für die reine Qualität seines gegenwärtigen Daseins, nicht etwa für seine gegenwärtige materielle Form, stellte sich der Kosmos dar als eine Art mathematischer Matrix, ein ineinander verschachteltes und verknüpftes Muster aus Zahlen, positiven, negativen, imaginären Werten, die sich unaufhörlich änderten, miteinander in Wechselwirkung traten und neue Matrizen bildeten.
    Den Sinn und Zweck seines Daseins sah er darin, dieses filigrane Netz mathematischer Operationen in einem stabilen Gleichgewicht zu halten - nur so ließen sich die Kernparameter, die Daten seines eigenen Seins, dauerhaft im Universum etablieren.
    Zwischen seinem Denken und seinem Sein gab es Ähnlichkeiten: So, wie er selbst sich aufbaute aus atomaren Partikeln, so stellte sich auch die Struktur seines Denkens dar. Was auf seine Körperlichkeit einwirkte, hatte zugleich Einfluß auf das Zahlensystem seiner Wahrnehmung und seines Denkens.
    Einen Einfluß sehr starker Art hatte er in der Phase seiner Entstehung wahrnehmen können. In die Matrix seiner Umgebung war eine fremde Matrix eingedrungen, eine Sammlung von Daten und Verknüpfungen, die sich von ihm sehr stark unterschied.
    Zum einen in der Häufigkeit der Veränderungen, die er hatte wahrnehmen können. Das Fremde war geradezu ungeheuerlich aktiv gewesen, er hatte die unaufhörlichen Veränderungen dieser Seinsform geradezu körperlich wahrnehmen können.
    Wechsel, Änderung, Wandel: die gesamte Struktur dieses Fremden hatte gleichsam auf diesem Prinzip beruht; nirgendwo Konstanten, fixe Größen, von denen aus man andere Parameter hätte steuern und orientieren können.
    Er hatte gewußt, daß es Fremde im Kosmos gab; diese Tatsache hatte zum Informationsbodensatz bei seiner Entstehung gehört. Aber zu erleben, wie das Fremde in die eigene Seinsform einbrach und sein System des ewigen Wandelt gewaltsam seiner Umgebung einzuprägen versuchte, war eine ganz andere Sache gewesen.
    Dazu kam der Umstand - auch dies zuvor schon gewußt, aber damals erst selbst erfahren -, daß die Parameter dieses Fremden den eigenen Matrizen entgegengesetzt waren. An dieser Erkenntnis führte kein Weg, keine noch so umfangreiche Berechnung von Alternativen und Möglichkeiten vorbei: Die Seinsform des Fremden und die eigene Existenz waren grundsätzlich inkompatibel.
    Beiden Seinsformen war eines gemeinsam - eine Tendenz, die eigene Matrix mehr oder weniger stark der Umwelt aufzuprägen. Das fremde Sein nannte diese Tendenz „Leben", manchmal auch „Wachstum", und dem gleichen Existenzparameter war auch er unterworfen.
    Die Schlußfolgerung lag daher auf der Hand: Auf lange Sicht konnte es in gleich welchem Universum nur eine Existenz geben, die seine oder die des Fremden. Wenn sich beide Formen nahe kamen, begannen die wechselseitigen Gitter aus Zahlen und Daten einander zu beeinflussen und das jeweils andere umzuwandeln. Dies galt auch dann, wenn keine der beiden Parteien aktiv in die Abläufe eingriff oder handelte - es geschah einfach dadurch, daß die jeweils andere Seite im selben Kosmos existierte.
    Dies war seine Aufgabe, dafür war er geschaffen worden: das Fremde auszulöschen, die Bedrohung durch das Fremde aus dem Kosmos zu entfernen. Jene eigentümlichen Begriffskonstruktionen, die gleichsam als Vektoren für die Verhaltensformen des Fremden dienten, waren ihm bekannt, aber nicht nachvollziehbar. Er kannte keine Gefühle und Empfindungen, auch Begriffe wie Moral oder Ethik existierten für ihn lediglich als mathematische Operatoren in einem mehrdimensionalen Rechengitter. Er verspürte weder Haß noch Rachsucht, auch keine Angst.
    In seinem Denken war er mit dem ihm umgebenden Kosmos eins, nur für kurze Zeit vom
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