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1745 - Die Ketzerbibel

1745 - Die Ketzerbibel

Titel: 1745 - Die Ketzerbibel
Autoren: Jason Dark
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diesem kleinen Hotel war sie nicht so leicht aufzuspüren, denn es lag recht abseits.
    Noch eine Kurve, dann tauchte das Kloster an der rechten Wegseite auf. Die Strecke war nicht einfach zu gehen. Es gab keinen glatten Untergrund. Steine und Wurzelwerk hatten sich aus der Tiefe an die Oberfläche gedrängt, sodass ein normales Gehen nicht möglich war. Wer diesen Weg nahm, der musste seine Füße schon anheben, um nicht in eine Stolperfalle zu geraten.
    Es war kühl und sonnig zugleich. Es war auch nicht still. Die kleinen gefiederten Sänger versteckten sich in den Bäumen, und ihr Gesang begleitete die Frau.
    Sie tat die letzten Schritte und blieb stehen. Auch das war ihr nicht neu. Immer wenn sie hierher gegangen war, hatte sie an dieser Stelle eine Pause eingelegt.
    Sie lehnte sich gegen einen hohen Stein und schaute von diesem Platz aus auf das alte Kloster. Die Menschen hier bezeichneten es als eine Ruine, was Glendas Ansicht nach nicht zutraf, denn verfallen sah das Gebäude nicht aus.
    Sie sah keine eingestürzten Mauern, und auch der Zugang zu dem kleinen Felsenkloster war noch zu sehen. Welcher Mönchsorden hier mal gelebt hatte, wusste sie nicht. Auf ihre Fragen hatte sie nur ein Schulterzucken geerntet.
    Bisher hatte Glenda Perkins das Kloster auf ihren kleinen Wanderungen nie betreten. Nun war der letzte Abend fast angebrochen. Sie musste zugeben, dass ihre Neugierde nicht geringer geworden war, und überlegte jetzt, ob sie es nicht doch noch wagen sollte. Was konnte schon passieren, wenn sie sich mal umschaute? Ein wenig Nervenkitzel brauchte sie. Das war sie einfach gewohnt.
    Kein anderer Mensch ging an diesem späten Nachmittag den Weg. Glenda war allein und nur vom Singen der Vögel umgeben. Soll ich – soll ich nicht?
    Sie zögerte noch, bis sie sich schließlich einen Ruck gab und sich von ihrem Fels abstieß, um die wenigen Meter zu gehen, die sie noch vom Eingang trennten.
    Das kleine Kloster lag noch etwas höher im Vergleich zu ihrem Standort. So musste sie etwas ansteigen und ging über einen Weg, den es wohl mal früher gegeben haben musste. Jetzt aber war er zugewachsen und so gut wie nicht mehr zu sehen.
    Glenda trat die Hindernisse platt und schob zu hohe Ranken mit beiden Händen zur Seite, um sich freie Bahn zu verschaffen.
    Der Eingang war näher gerückt. Er bestand aus einer Öffnung. Es war eine Tür, die niemand zugenagelt hatte. So hatte auch dort die Natur freie Bahn gehabt und sich bis in das Innere des Klosters ausgebreitet.
    Vor der Öffnung hielt Glenda an. Breit war sie nicht und auch nicht hoch. Sie schnupperte in die Dunkelheit hinein, aus der ihr ein besonderer Geruch entgegen drang. Es roch nach alten Steinen, nach Staub und auch nach Vergänglichkeit.
    Glenda kannte alte Ruinen, die oft genug als Müllhalde zweckentfremdet wurden. Das traf hier nicht zu. Niemand hatte seinen Abfall im Kloster entsorgt. Es war wohl alles so geblieben, wie die Mönche es verlassen hatten.
    Glenda ging zwei Schritte in den Bau hinein. Dann blieb sie stehen. Sie sah den Beginn einer alten Steintreppe, die in die Höhe führte. Mehr aber fiel ihr nicht auf, denn es war einfach zu finster vor ihr. Eine Lampe trug sie nicht bei sich.
    Glenda dachte schon daran, sich wieder auf den Rückweg zu machen, als sie etwas vor sich bemerkte, das sie irritierte. Sie wusste nicht, ob sie sich nur etwas einbildete, denn weit vor ihr in der Dunkelheit sah sie so etwas wie ein Licht.
    Sie schluckte. Plötzlich wirbelten Vermutungen durch ihren Kopf.
    Das kleine Kloster war angeblich leer. Verlassen von den Mönchen. Und auch von den in der Nähe lebenden Menschen hatte sich niemand hineingetraut.
    Oder doch nicht...?
    Glenda wagte sich noch einige Schritte vor und ging behutsam weiter, denn sie wollte auf keinen Fall über irgendein Hindernis stolpern. Als sie dann stehen blieb, da wusste sie Bescheid.
    Sie hatte sich nicht geirrt. Vor ihr brannte tatsächlich ein Licht, das sich leicht bewegte...
    ***
    Es war der Moment, in dem sich Glenda Perkins entscheiden musste. Weitergehen oder den Rückweg antreten?
    »So was«, murmelte sie und hatte dabei den Eindruck, dass ihr Urlaub endgültig vorbei war und der normale Alltag sie zurück hatte. Sie wusste ja, woher sie kam und bei wem sie arbeitete. Da hatte sie im Laufe der Zeit ein gewisses Gespür für bestimmte Vorgänge entwickelt. Obwohl sie keinen Beweis hatte, wurde sie den Eindruck nicht los, dass sie hier auf etwas Ungewöhnliches gestoßen war. Das
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