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1743 - Digital-Gespenster

Titel: 1743 - Digital-Gespenster
Autoren: Unbekannt
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ab.
    „Jerryn Zucor ist gerade zum Ersten Sprecher des Großraumes Asien gewählt worden", teilte ich Geo Sheremdoc mit. „Auf einer eilig einberufenen Sondersitzung. Seine Partei hat ungeheuren Zulauf, und er findet offenbar Verbündete in allen demokratischen Gremien. Die Süchtigen sitzen überall, auch dort, und sie denken nur an ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse."
    Geo Sheremdoc nickte schwach.
    „Kümmere dich darum", sagte er leise und wandte sich zum Gehen.
    Dann blieb er stehen, drehte sich um und sah mich an. „Bitte!"
    Ich ließ die Schultern sinken. Einmal mehr hatte er mich erwischt.
     
    10.
     
    Es ging zu Ende mit der Erde.
    Chaos war das Stichwort. Der Pendelverkehr zwischen dem Basar KOROM-BACH und den umliegenden Welten hatte sich gesteigert, es war eine regelrechte Völkerwanderung geworden.
    Die Nachrichtensendungen schienen ihre Neuigkeiten aus dem Vorhof der Hölle zu beziehen. Raubüberfälle, Einbrüche, Unterschlagungen, Diebstähle - die Zahl der Straftaten schnellte in die Höhe, und einem derartigen Massenansturm von Straftätern war das Rechtssystem Terras nicht gewachsen.
    An der Oberfläche blieb alles ruhig, aber darunter brodelte es.
    Es gab weitere Neuigkeiten.
    Fachleute wollten inzwischen herausgefunden haben, daß KOROMBACH schätzungsweise 2,5 Milliarden Warenstücke in seinen Lagern enthalten hatte, als der Basar eröffnet worden war. Allein auf der Erde gab es aber noch rund 13 Milliarden Menschen. Gewiß, ein großer Teil von ihnen war noch nicht in Kontakt mit einer Hamamesch-Ware gekommen, aber die Zahl potentieller Kunden stieg unablässig an.
    Gänzlich verstecken konnten die Besitzer solcher Waren ihre Kostbarkeiten nicht, und jeder intensive Blick auf solch ein Stück brachte schnell einen bedingungslosen Kaufreiz. Dazu kamen jene, denen ihre Habe gestohlen worden war, und andere, die nach mehr und besseren Waren gierten.
    Ende dieses Monats, so schätzten die Experten, würden die Hamamesch rund zwei Drittel ihres Bestandes verkauft haben; spätestens dann, so war zu erwarten, würde der kollektive Wahn sich in eine unvorstellbare Panik steigern. Da sich auch die Bewohner von Titan und anderen Siedlungen im Sonnensystem um die Waren rissen, da obendrein täglich Hunderttausende von Touristen aus den Sonnensystemen der näheren Umgebung Sols zu dem Basar strömten, ließ sich unschwer ausrechnen, daß nur bestenfalls jeder zehnte Bürger eine Hamamesch-Ware erstehen konnte.
    Was aus dem Rest wurde? Niemand konnte es vorhersagen. Aber es würde in jedem Fall katastrophal werden. Und alles, was man zur Bekämpfung dieses Wahnsinns unternahm, mußte sich gegen den erklärten Willen der Betroffenen wenden. Diese Betroffenen hatten Angehörige, die mit ihnen litten, auch wenn sie selbst von dem Wahnsinn verschont geblieben waren, Angehörige, die einschneidende Regelungen wahrscheinlich ebenfalls ablehnen würden.
    War es in einer Demokratie möglich, daß man Politik gegen die eigene Bevölkerung betreiben konnte? Koka Szari Misonan hatte Vernunftgründe auf ihrer Seite, daran gab es für mich keinen Zweifel.
    Aber wenn eine entschlossene Mehrheit ihrer Wähler eine Politik des Wahnsinns wollte, was konnte sie dagegen tun? Mit demokratischen Mitteln wohl gar nichts.
    Über diese Dinge konnte ich nachdenken, als ich zur Erde zurückflog.
    Ich schlief trotzdem darüber ein, mein Körper verlangte energisch eine Ruhepause. Sehr erfrischt fühlte ich mich allerdings bei der Landung nicht.
    Meine Syntronik informierte mich, daß Jerryn Zucor nach Rabaul-Tas zurückgekehrt war; dort wollte er abwarten, bis eine Sondersitzung des Parlaments einberufen wurde - auf der er dann vermutlich Koka Szari Misonan nach einwandfreien Spielregeln stürzen würde. Was danach aus der Erde wurde, war gewissermaßen in sein Belieben und in die Vorstellung seiner süchtigen Wähler gestellt. Mich schauderte.
    Ich buchte einen Platz im nächsten Ferngleiter nach Rabaul-Tas, suchte mir einen gemütlichen Fensterplatz und streckte die Beine aus. Immerhin war das Essen gut, auf einen Drink hatte ich augenblicklich keine Lust.
    Ich mußte wohl eingenickt sein, denn ich erwachte jäh, hochgeschreckt von einem Schrei, der durch die Kabine gellte.
    „Da, seht doch! Seht nur!"
    Ich drehte den Kopf zur Seite. Zuerst wußte ich nicht, wonach ich überhaupt Ausschau halten sollte, aber dann konnte ich es sehen.
    Ende, aus, vorbei! Weltuntergang!
    Ich blieb wie erstarrt sitzen.
    Einen Anblick wie
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