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1739 - Justines grausamer Urahn

1739 - Justines grausamer Urahn

Titel: 1739 - Justines grausamer Urahn
Autoren: Jason Dark
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nicht ruhig, ich wollte mehr wissen. »Du hast ihn nie erwähnt, als du noch auf unserer Seite gestanden hast.«
    »Das war auch nicht wichtig. Außerdem hätte ich mich schämen müssen, dass ich diesen Weg gegangen bin. Und das habe ich eben nicht gewollt. Jetzt aber stehe ich auf der richtigen Seite. Da ist es dann kein Problem mehr.«
    Ich ließ nicht locker und fragte: »Was erwartest du denn von ihm?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie ich dir schon sagte, Sinclair, lass dich überraschen.«
    Ja, das würde wohl so sein müssen. Doch ich ging davon aus, dass es keine positiven Überraschungen sein würden. Eine wie die Cavallo gab nie auf. Auch jetzt suchte sie nach einem Ausweg, und sie gab sich sehr friedlich, was ihrem eigentlichen Naturell widersprach. Bei unserer Unterhaltung hatte sie mich angeschaut. Das war jetzt vorbei, denn sie senkte den Kopf, bewegte die Lippen jedoch weiter. Für mich war nichts mehr zu hören.
    Bill hatte sich herausgehalten und war nur gefahren. Der Ort lag bereits vor uns. In den Hotels waren die meisten Fenster erleuchtet, und auch in den Restaurants herrschte noch Betrieb.
    Ein paar Fußgänger waren auch noch unterwegs, aber nur wenige Autofahrer. So kamen wir uns recht einsam vor, als wir von der Hauptstraße abbogen und zum Hotel fuhren, vor dem wir stoppten.
    Ich fragte: »Musst du den Polo nicht noch wegbringen?«
    »Nein. Ich kann ihn hier am Hotel stehen lassen. Der Besitzer holt ihn morgen hier ab.«
    »Umso besser.«
    Wir stiegen aus. Der Wagen stand etwas abseits und störte nicht. Ich zog die Cavallo aus dem Wagen. Kaum hatte sie Kontakt mit dem Erdboden, brach sie fast zusammen, und ich musste schnell zufassen, um sie zu halten.
    Bill ging schon vor ins Hotel. Er wollte von der Rezeption im Zimmer anrufen und unsere Ankunft melden.
    Ich folgte mit der Cavallo langsamer. Auch jetzt musste ich sie stützen, als wäre sie eine alte Frau. Als normaler Mensch hätte sie schwer geatmet oder gestöhnt. Das musste sie als Blutsaugerin nicht. Auch in ihrer jetzigen Schwäche hatte sie nichts mit einem Menschen gemein.
    Bill hatte auf uns gewartet. Seinem Gesicht sah ich an, dass es keinen Ärger gegeben hatte. Das erklärte er mir auch.
    »Sheila und Serena sind oben. Beiden geht es gut. Oder den Umständen entsprechend.«
    »Wieso?«
    »Da muss etwas mit Serena passiert sein.«
    »Und?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich dachte nach. »Willst du erst allein nach oben gehen?«
    »Nein, nein, John. Das ist alles okay. Sie erwarten uns.« Bill lächelte. »Es war so abgemacht.«
    »Gut, wenn du das sagst.« So ganz wohl fühlte ich mich nicht, als ich dem Reporter zum Lift folgte.
    Ich war gespannt, was noch alles auf uns zukam...
    ***
    Sheila Conolly fiel die Unruhe auf, die Serena erfasst hatte. Zwar saß sie auf dem Sofa und schaute auf den Fernseher, dessen Sender einen Sonderbericht aus London brachte, wo Ausnahmezustand herrschte.
    Autos und Häuser brannten. Geschäfte wurden durch den Mob geplündert. Auf den Straßen herrschte Anarchie. Junge Menschen waren unterwegs und machten ihrem jahrelang angestauten Frust Luft. Leute, die keinen Job, keine Bildung mit auf den Weg bekommen hatten, zudem noch farbig waren. Man hatte ihnen im Mutterland Heimat und Sicherheit versprochen. Das Gegenteil davon war eingetreten. Eine hohe Arbeitslosigkeit, kein Geld und gekürzte Sozialprogramme. Klar, dass der Frust groß war.
    Zu den Protestierern hatten sich die Kriminellen gesellt, die bald in der Überzahl waren. Und so glich die Stadt schnell einem Kriegsschauplatz.
    Sheila schaute genau hin, wo sich die Brände und Schlachten abspielten. Noch geschah das mehr in den äußeren Bezirken, aber man musste damit rechnen, dass dies nicht so blieb und sich die Kämpfe auch woanders hin verlagerten. Dann bestand die Gefahr, dass auch das Viertel der Conollys nicht verschont blieb. Die zweite Nacht war bereits zu einem Szenario des Horrors geworden.
    Sheila hielt es nicht mehr aus. Sie musste anrufen und hoffte, dass sich Johnny, ihr Sohn, im elterlichen Haus aufhielt und nicht unterwegs war.
    Ja, er hob ab.
    Da fiel Sheila schon mal der erste Stein vom Herzen. »Johnny, grüß dich. Ich sehe hier im Zimmer die Bilder aus London. Besteht die Gefahr, dass sich die Kämpfe und Plünderungen auch in unsere Gegend verlagern?«
    »Nein, Ma, die besteht nicht. Hier gibt es keine Läden, die geplündert werden können. Ich hoffe allerdings, dass die Polizei das Chaos in den Griff bekommt. Bisher
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